Nur Vögel scharren – die Linien von Nasca

Kilometerstand
Anfang: Ollantaytambo (Peru): 14.920 km
Ankunft: Nasca (Peru): 15.608 km
Gesamtetappe: 688 km

Das nächste Ziel auf unserer Tour sollte Nasca sein. Wir starteten am Montagmittag von Ollantaytambo aus in Richtung Westen. Wir waren schon ein paar Stunden unterwegs, als wir überlegten, wie weit wir wohl kommen würden und wo wir übernachten könnten. Zu früh gefreut, denn es kam eine Baustelle… ;-)! Sie würden gerade asphaltieren, die Fahrrichtung sei noch bis 18 Uhr gesperrt, hieß es! Das bedeutete für uns, fast ein einhalb Stunden zu warten, aber eine Alternative gab es nicht und immerhin waren wir die ersten in der Schlange :-D. Pünktlich um sechs durften wir weiter und eine Raserei mit waghalsigen Überholmanövern (in unseren Augen ohne Sinn und Verstand) begann. Die zahlreiche Kreuze am Wegesrand schienen niemanden abzuschrecken. Zudem dämmerte es und wir sahen die unterschiedlichsten Arten der Autobeleuchtung: Nebelscheinwerfer ohne Abblendlicht, entgegenkommendes Fernlicht oder gar kein Licht (viele Peruaner sind angeblich der Meinung, Licht schade der Batterie) …

Im Dunkeln erreichten wir die kleine Ortschaft Curahuasi. Der Zufahrtsweg zum Camping Lena (S 13.544437, W 72.687778, Zufahrt bei S 13.540285, W 72.693261 und dann 3 x links halten, wir haben nur geparkt und deshalb nichts bezahlt) war in katastrophalem Zustand; wenn uns nicht eine Mitarbeiterin des Camping zu Fuß entgegengekommen wäre, die eigentlich auf dem Weg nach Hause war, hätten wir gedacht, wir seien komplett falsch. Freundlicherweise lief sie zurück und öffnete für uns das Tor. Und irgendwie schafften wir es, uns durch große Schlaglöcher, Erosionsfurchen, dicke Steine und von beiden Seiten wachsendes Gebüsch zu kämpfen. Wir waren dankbar für den 4×4 und fielen müde und erschöpft ins Bett.

Am nächsten Morgen hatten wir einen traumhaften Ausblick über das wunderschöne Tal, in dem Wolken hangen. Um sieben brachen wir wieder auf und waren sehr erleichtert, als wir wieder sicheren und asphaltierten Boden unter dem MePa hatten. Vor uns lagen 533 km, also war Fahren, Fahren und Fahren angesagt. Die Straße war sehr kurvig, in endlosen Serpentinen ging es bergauf und bergab und wir kamen nur langsam voran. Die Landschaft verlor zunehmend ihre grüne Farbe und wir erreichten die Wüste. Letztlich brauchten wir 12 Stunden bis Nasca – nur unterbrochen von einer sehr kurzen Frühstücks- und Mittagspause. Doch glücklicherweise hatten wir das Hörbuch Tante Semra im Leberkäseland gegen die Langeweile – danke Claudia und Uli!

Am nächsten Tag wollten wir über die Nasca-Linien (Jahrhunderte alte Bodenritzungen oder auch Scharrbilder) fliegen. Soweit so gut. Am Vormittag liefen wir zum Flughafen und waren uns mit der Fluggesellschaft AirParacas schnell über Preis und Uhrzeit (16 Uhr wegen der Sonne) einig. Die angebotenen 60 US$ waren sehr günstig, aber es war ja auch Nebensaison. Der Fahrer der Fluggesellschaft brachte uns freundlicherweise noch bis in das Stadtzentrum und holte uns überpünktlich wie besprochen um 15 Uhr am Hotel ab. Vier Minuten nach drei standen wir am Schalter. Wir könnten auch jetzt fliegen und müssten nicht warten, hieß es, jedoch zu einem Aufpreis von 20 US$/Person. Nein danke, wir wollten sowieso erst um vier fliegen, weil man wegen der tieferstehenden Sonne die Linien und Figuren wohl besser sehen kann. Das hatten wir mittags auch bereits erklärt. Also warteten wir, kein Problem. Um 16 Uhr lautete das Argument dann plötzlich, wir seien ja nur zu zweit und der Preis von 60 US$ gelte nur für vier Personen… Das hatten wir mittags ganz anders besprochen! Nun ja, peruanische Mentalität stieß auf deutsche und es gab die entsprechende Konsequenz: wir flogen halt nicht.

Den Silvesterabend verbrachten wir spontan mit Claudine und Gaëtan aus Frankreich, die mit einem Mietwohnmobil für drei einhalb Monate durch Südamerika und ansonsten quer durch die Welt reisen. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, erzählten, stießen um Mitternacht mit peruanischem Sekt an und bestaunten das Feuerwerk. Von wegen, hier wird nicht viel geböllert… 🙂 Am Donnerstag ging es, übrigens zurück auf der Panamericana, weiter in Richtung Küste. Wir hielten am Maria-Reiche-Aussichtsturm an und sahen zwei der Nasca-Figuren. Maria Reiche war eine Deutsche, deren Lebenswerk die Erforschung der Nasca-Linien und -Figuren war – eine ausführliche Erklärung mit durchaus schauspielerischem Talent gab es zum Mittagessen am Tag zuvor, als der Chef des kleinen Bistros Viva Nasca! erkannte, dass auch wir aus Alemania kommen :-). Er philosophierte über peruanische Identität und die technisch herausragenden Leistungen der ursprünglichen Bewohner der Region: Aquädukte, über Kilometer gerade hinwegführende Linien, etc., und wie Maria Reiche wohl sagte: nur Vögel scharren… Ein ähnlicher Aussichtsturm stand auch einige Kilometer weiter an der Panamericana in Palpa, wo man ebenfalls Geoglyphen sehen konnte, die wir sogar deutlich beeindruckender fanden.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar



acht − = 3