Mit FerryXpress um den Darién Gap

In der Grenzregion zwischen Kolumbien und Panamá wächst dichter Dschungel, die Guerilla- und Paramilitärpräsenz ist hoch, eine Straße gibt es nicht. Warum keine gebaut wird, dafür mag es viele Gründe geben. Vielleicht soll ein vereinfachter Drogentransport von Kolumbien nach Nordamerika vermieden werden oder es fehlt schlicht das Geld, eine Straße zu bauen und zu kontrollieren. Wie dem auch sei, den Darién Gap kann man nicht über den Landweg passieren.

Seit Oktober 2014 fährt FerryXpress, eine RoRo-Autofähre, zwischen Cartagena und Colón. Für alle Reisenden eine richtig gute Sache: man kann sein Fahrzeug selber auf die Fähre fahren, muss die Schlüssel nicht abgeben und kann mit der Fähre mitfahren. Zudem kostet die Überfahrt nur einen Bruchteil einer Container- oder Flatrack-Verschiffung (ca. ein Fünftel 😯 ), ganz abgesehen von den entfallenden Flug- und Hotelkosten für mindestens zwei Wochen.

Das ist alles toll, rechnet sich aber scheinbar leider für die Betreiber nicht. Das Schiff hat eine Kapazität für 500 Fahrzeuge und 1300 Passagiere, der Zoll in Colón bricht schon bei 13 Fahrzeugen und 200 Passagieren zusammen… Nachdem schon in den Wintermonaten keine Autos mehr transportiert wurden, wird Ende April der Service leider definitiv eingestellt. Schade!

Mit FerryXPress um den Darién Gap, Tag 1

Für uns begann der erste FerryXpress-Tag mit der obligatorischen Autowäsche, denn nur saubere Autos dürfen in Panamá eingeführt werden. In der Autowäscherei mit dem schönen Namen Las Brisas wurde das MePa über zwei Stunden geschrubbt inkl. Dach und Unterboden. Für uns beide war es komisch, daneben zu sitzen und zu warten, für die Kolumbianer scheinbar ganz normal. Zu Hause wäre uns die Zeit dafür zu schade, aber der Zeitbegriff in der Karibik ist ein ganz anderer als der in Deutschland 😉 !

Der junge Mann arbeitete flott und gründlich, war ganz enttäuscht nicht noch den Innenraum reinigen zu dürften und strahlte über das ganze Gesicht, als Axel ihm ein kleines Trinkgeld in die Hand drückte. Mit dem frisch geputzten Auto – huch, das ist ja weiß – fuhren wir zum Hafen, wo wir eine gute halbe Stunde zu spät ankamen, was außer Antonia aber niemanden störte. Auf der Straße erfolgte die Fumigation, ein in Schutzkleidung eingepackter Mann sprühte irgendein Desinfektionsmittel in die Radkästen und unter das Fahrzeug. Nach 2 Minuten war er fertig und wir um 35 USD ärmer… die Lizenz zum Gelddrucken!

Auf dem Weg nach ZentralamerikaDie anderen waren schon da: ein guatemalesischer Camper, ein chilenisch-spanischer VW-Bus, ein chilenischer, ein kalifornisch-russischer und ein venezoelanischer PKW, die sieben australische MGs, ein Motorrad aus New York City und das MePa wollten nach Zentralamerika. Dann war aber erst einmal Warten angesagt… Irgendwann durften wir mit den Fahrzeugen auf das Hafengelände fahren und es folgte Warten. Zum Glück gibt es in Cartagena einen extra für die Kreuzfahrpassagiere angelegten Tierpark im Hafengelände 😀 . Dort war es ein bisschen kühler, wir konnten unseren letzten Juan Valdéz-Kaffee trinken und Flamingos, Papageien und Affen beobachten. Zwei Stunden später ging es getrennt weiter. Antonia unterhielt sich mit den australischen Ehefrauen, die den Vormittag in der Stadt verbracht hatten und somit die ersten zwei Warte-Blöcke ausgesetzt hatten. Ganz schön verrückt, was die so machen und wo die schon überall mit ihren kleinen Autos waren: Cape to Cairo, Seidenstraße, quer durch Europa und demnächst durch Indien.

Für Axel hieß es weiter Warten: in kleinen Gruppen fuhren sie nach einander in den Zollbereich. Dort durchsuchte die Polizei mit Drogenschnüffelhund das Auto, der Zöllner stempelte die Ausfuhrpapiere und es wurde auf das Importverbot in Panamá für Obst und Gemüse hingewiesen… Das gesamte Procedere wurde von einem englischsprachigen (!) FerryXpress-Mitarbeiter begleitet. Alles verlief also geordnet und korrekt, aber sehr zeitintensiv. Axel durfte dann mit dem Auto zur Fähre und neben dem Schiff am Kai parken – dann ging es aber zurück ans Terminal. Die Australier waren schon lange weg und die Schlange der ca. 150-200 Fußgänger wurde immer kürzer, als Axel mit Victor, dem Guamtemalesen endlich auftauchte. Gemeinsam stellten wir uns wieder an einer Schlange an, diesmal für die Gepräckkontrolle durch die Polizei, dann folgte der FerryXpress-Checkin und die Ausreise durch die Migration. Geschafft, nur noch das MePa holen und endlich auf die Fähre fahren!

Abends gab es erst ein gemeinsames deutsches Bier vom Fass mit den Australiern und den zwei Berlinern Katja und Sebastian, die wir bereits auf dem Flughafen in Quito vor vier Wochen kennen gelernt hatten. Im Anschluss gönnten wir uns dann noch ein asiatisches Abendessen auf einem schwedischen Schiff, unter italienischer Flagge und mit italienischer Crew, in Südamerika auf dem Weg von Kolumbien nach Panamá – das ist doch mal international… Die Kabine mit 2 m langem Bett, Airconditioning und heißer Dusche war für uns beide sehr luxuriös und nach dem langen und anstrengenden Tag fielen wir müde und zufrieden ins Bett.

Mit FerryXPress um den Darién Gap, Tag II

Gegen 13 Uhr erreichten wir am nächsten Tag den Hafen von Colón. Sehr nett, die Fahrzeuge durften vor den Fußgängern das Schiff verlassen und somit hatten wir sehr zügig unseren panamesischen Einreisestempel. Aber wir erkannten schnell, dass hier eine andere Mentalität herrschte. Und gerade für uns, die die Zeit mit den tollen Menschen in Kolumbien so genossen hatten, war die Landung hart: unfreundlich und genervt wirkte die Beamtin auf uns und verlangte – zum ersten Mal für uns – ein Ausreisedokument und eine Kreditkarte – wir sind mit dem Auto da… Leider sollte sich dieser Eindruck in den nächsten Tagen an Supermarktkassen und Mautstationen wiederholen…

Wir beide waren eingereist, aber das MePa noch nicht. Was folgte, war Chaos: unterschiedliche Leute liefen um die Autos und verlangten Kopien, die wir glücklicherweise ausreichend dabei hatten (insgesamt sicherlich 4x den Fahrzeugschein, Reisepass und Führerschein und am Ende auch noch eine Kopie der Versicherung für Panamá – kann vor Ort für 0,50 USD pro Kopie (!) gemacht werden). Für uns war das ganze undurchsichtig, wir wussten nicht, wer für was zuständig war. Dabei das Wichtigste war: merken, wem man welche Kopie gegeben hat!

Während unser Auto erneut desinfiziert (diesmal kostenlos) und vom Drogenhund durchsucht wurde, warteten wir auf die Fertigstellung der obligatorischen lokalen Versicherung für Panamá. Die MGs Baujahr 1969 überforderten die Dame, was wir alle nicht verstanden. Schließlich ging es nur um eine Haftpflichtversicherung. Irgendwann kam sie mit unserer Bill of Lading zurück und wir durften einige Meter weiterfahren und auf dem Parkplatz vor dem Zollgebäude parken (Ganz wichtig: genau die Daten prüfen, anhand der Bill of Lading werden alle anderen Dokumente erstellt!). Dann war Warten auf die Versicherungsdokumente angesagt, denn ohne lokale Versicherung keine Fahrzeugeinfuhr.

Dann kamen die Papiere und die eigentliche Fahrzeugeinfuhr war dran. Die Zollerklärung für die Fahrzeugeinfuhr dauerte ewig, um 22 Uhr hatte Daniel als letzter seine Dokumente. Inzwischen war es dunkel geworden und wir entschieden uns, mit Victor, dem Guatemalesen, Daniel aus Madrid und den vier Chilenen die Nacht auf dem sicheren Gelände zu verbringen. Carolina kochte einen großen Topf Reis, Antonia schnippelte eine große Schüssel Salat aus dem eingeführten Gemüse (Für unsere persönliche Zollerklärung hatte sich keiner bei der Migration interessiert. Die Frau hatte nur nachgesehen, ob der Zettel unterschrieben ist, und ihn dann zur Seite gelegt. Was wir angekreuzt hatten, war ihr total egal). Das warme und frische Abendessen tat uns allen nach dem langen Abend gut. Die Mädchen stürzten sich auf den frischen Salat und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen.

Die vier erleben übrigens gerade ihren ganz eigenen Roadtrip: Der Tsunami 2012, zerstörte nicht nur das Haus der Familie, sondern Carolinas Familie kam ums Leben. Nachdem ein Neubeginn im Süden Chiles scheiterte, verließen sie jetzt Chile mit ihrem PKW, um nach Kanada in eine kleine chilenische Gemeinde auszuwandern. Calgary ist noch sehr weit! Wir wünschen ihnen mucha suerte, viel Glück, insbesondere für Javiera und Angie, die beiden Töchter.

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