Rekord: 42 °C und keine Dusche

Kilometerstand
Abfahrt: Cancun (Mexiko): 28.054 km
Ankunft: Río Lagartos (Mexiko): 28.320 km
Etappe: 266 km

„Och neee, der hat doch wohl nicht unsere Schlappen geklaut?“ Damit fing der Morgen ja gut an. Naja, fast. Wir hatten eine relativ ruhige Nacht auf dem Parkplatz an der Playa de Dolfins in Cancun verbracht und wollten morgens an den Strandduschen duschen, die aber noch geschlossen hatten. Also ging es zurück zum MePa, Frühstück machen und dabei unsere Flip Flops vor der Schiebetür stehen lassen. Blöd und selber Schuld… Der Müllsammler nutzte seine Chance und „besitzt“ nun zwei hübsche Paar Flipflops mehr und wir keine… Da stellt sich die Frage: was macht ein „normalgroßer“ Mexikaner (ca. 1,70 m) mit Badelatschen in Größe 45 und wo bekommen wir jetzt passende für Axel her? 👿

Nach soviel Strand hatten wir Lust auf Abwechslung und schoben einen Abstecher an die Nordküste von Yucatan ein. Wir entschieden uns für eine kürzere Route und verließen die mexikanische Hauptstraße. Entgegen der allgemeinen Gerüchteküche war die Straße nach Río Lagartos in einem ordentlichen Zustand, zwar nicht immer breit genug für zwei sich begegnende Fahrzeuge, aber die Mexikaner sind rücksichtsvolle Autofahrer und können auch einmal warten, wenn es eng wird. Das Autofahren ist hier zum Glück entspannt.

Bis Río Lagartos war das Thermometer höher und höher geklettert: bei 42°C war Schluss! Bei dieser Temperatur aus einem gekühlten Auto steigen zu müssen, in dem man die letzten drei Stunden verbracht hat, fühlt sich an, als laufe man gegen eine dichte, warme und feuchte Wand. Pfui! Zum Glück hatten wir schnell eine passende Bootstour gefunden. Noch schnell das MePa am Hafen parken, Badekleidung drunterziehen und schon ging es los. Unser Guide war Francisco, ein ca. 20jähriger Einheimischer. Ob wir Spanisch sprechen würden? Sí, un pocito, Englisch wäre für uns zwar einfacher, aber wir würden gerne unser Spanisch verbessern. Okay, dann machen wir die Tour auf Spanisch und es klappte sehr gut 😀 !

Mit dem Motorboot flitzten wir durch die Bucht, bis wir die Mangroven erreicht hatten. Ein bisschen fühlte man sich an Galapagos erinnert, es war einfach wunderschön. Und dann entdeckte Francisco das erste Krokodil, eine Gruppe Kormorane, Reiher und Pelikane, bis wir die Flamingo-Kolonie erreichten. Schon von weitem konnten wir einen breiten pinken Streifen erkennen. Zur Zeit seien nicht so viele Tiere anwesend, „nur“ 4.000 bis 5.000, erklärte Francisco. Die anderen seien gerade unterwegs nach Florida, zu Höchstzeiten könne man bis zu 40.000 Tiere beobachten. „Nur“ ist relativ, wir hatten in Chile, Peru und auf den Galapagos-Inseln nur kleine Gruppen Flamingos (mit max. 30 Tieren) gesehen und waren von der Masse beeindruckt. Schon früh kletterte Francisco ins Wasser, um das Boot per Hand langsam näher an die sehr scheuen Tiere zu schieben bis diese nur noch ca. 30 Meter entfernt waren. Zwischendurch zeigte er uns eine Urzeit-Krabbe, die er aus dem Wasser gefischt hatte.

Nach der Tierbeobachtung folgte ein kleiner Wellness-Teil mit Bad in einem sehr salzhaltigen Becken, Schlammpackung aus Salz, Erde, Algen und anderen Stoffen und abschließendem Abwaschen im Brackwasser… Das tat gut – wenn nicht das Duschproblem gewesen wäre. Wir könnten uns am Hafen richtig abduschen, meinte Francisco. Das taten wir auch, es reichte ohne Shampoo aber nicht aus, um den klebrigen Salzfilm von der Haut zu bekommen. Also suchten wir eine „richtige“ Dusche. Franciscos Chef hatte uns vor der Tour von einem Schwimmbad in der Nähe erzählt, an dem wir übernachten könnten.

StellplatzBei unserer Ankunft wirkte der Begriff Schwimmbad auf uns etwas übertrieben… Das balneario bestand aus einer Badestelle im Brackwasser, jede Menge hübscher Picknick-Plätze, einer kleinen Bar mit eifrig genutztem Karaokeautomaten und Toiletten. Wir fragten den Besitzer nach einer Dusche. Ja klar könnten wir duschen, antwortete er und führte uns hinaus. Es gebe nur ein klitzkleines Problem: nämlich KEINE Dusche. Aber wenn wir wollten, könnten wir uns mit einem kleinen Schöpfgefäß aus einem großen Eimer Wasser duschen. Wir waren einverstanden, Hauptsache, der Salzfilm würde verschwinden. In einer kleinen Abstellkammer ohne Tür (noch ein weiteres, „kleines“ Problem 😉 ) hatten wir also unsere erste bucket-shower und schütteten uns gegenseitig Wasser über den Körper. Mmh, irgendwie war es sowohl für den netten balneario-Chef als auch für uns etwas unangenehm, zumal wir genauso gut unsere Outdoordusche hätten nutzen können. Aber er hatte uns nicht wegschicken wollen und so wurden wir unseren Salzfilm immerhin los. Dazu hatten wir einen guten Übernachtungsplatz und kaltes Bier gab es auch!

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