Kirchen, Kacheln und Cemitas

Puebla ist bekannt für seinen historischen Stadtkern mit einer bombastischen Kathedrale, über 70 Kirchen und tausende Kolonialgebäude, die mit azulejos (bemalten Keramikkacheln) verziert sind. Auch diese Stadt wurde von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Nach so vielen mexikanischen Kolonialstädten in den letzten Wochen war für uns beide schnell klar, dass wir auf eine detaillierte Besichtigung keine große Lust hätten, sondern einfach nur durch die Gassen schlendern wollten.

Gesagt, getan: Mit dem colectivo ging es ins Stadtzentrum und wir starteten auf dem Zócalo (der zentralen Plaza) und besichtigten die Kathedrale, die mit 69 m die höchsten Kirchtürme von Mexiko besitzt und über ein sehr prunkvolles Inneres verfügt. Direkt vor der Kathedrale wurden wir von einem poblano angesprochen. Er hielt eine National Geographic in der Hand und wirkte auf den ersten Eindruck so, als wolle er uns irgendeine Tour verkaufen. Ob wir aus Deutschland seien, fragte er. Sí. Ja, ihr sprecht ja auch deutsch miteinander, führte er auf Spanisch fort. Sí. Dann folgte ein ausführlicher Vortrag, was wir uns noch unbedingt in Puebla anschauen müssten, er wünschte eine gute Weiterreise, verabschiedete sich und war weg. Und wir blieben verdattert zurück.

Wir liefen durch hübsche Gassen mit toll verzierten Gebäuden bis zum Mercado de Sabores. In einem sehr modernen Glas-und-Stahl-Gebäude ist ein food court untergebracht. Wir hatten mit mehr Abwechslung gerechnet und waren ein bisschen enttäuscht: die meisten der mehr als 100 Stände baten cemitas an, ein Sandwich, das es nur in Puebla gibt. Ein Phänomen, das für uns immer noch fremd ist: ein und dasselbe Produkt an vielen, vielen und noch mehr Ständen nebeneinander. Keine Abwechslung oder Varianz, – etwas das wir seit Beginn unserer Tour immer wieder erleben, egal ob Obst, Souvenirs oder was auch immer verkauft wird.

Nach dem Mittagessen liefen wir noch ein wenig durch die Gassen, bevor wir den Abfahrtsort unseres colectivos zurück nach Chulula suchten. Definitiv das favorisierte öffentliche Verkehrsmittel: sehr günstig, relativ schnell und sicher – und im Gegensatz zu Taxifahrern fährt kein colectivo-Fahrer irgendwelche Extraschleifen, um den gringo-Preis zu rechtfertigen. Wäre nur das Problem mit den Bushaltestellen – es gibt sie nämlich nicht. Ein Eisverkäufer, den wir fragten, schickte uns schon einmal in die richtige Straße. Dort kamen viele colectivos vorbei, nur ohne passendes Schild nach Chulula. Wir fragten ein junges Pärchen, das uns schließlich in ein colectivo setzte und dem Fahrer lange und ausführlich erklärte, wo er uns rauslassen müsste. Alle im colectivo wussten nun, dass wir nach Chulula wollten 😉 . Umso besser! Wir verließen das Zentrum und fuhren auf der Hauptstraße weiter. Eine Orientierung war sehr schwierig, da die Straßen sehr ähnlich aussahen: die Pemex-Tankstelle neben dem Oxxo (eine Art Mini-Supermarkt) ist ein häufiges Bild in Mexiko – gerne auch in Abständen von 100 Metern. Etwa ein halbe Stunde später entdeckte Antonia endlich das große Schild für den Bodega Aurrera-Supermarkt. An der Ecke bitte halten, esquina por favor, als sich eine Mitfahrern einschaltete und sagte, dass wir erst an der übernächsten Ecke aussteigen sollten. Schön, dass sie mit aufgepasst hatte. Aber wir waren hier trotzdem richtig, denn bis ins Zentrum von Chulula wollten wir nicht!

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