Erst Fußball, dann Jazz – wir sind in Montréal!

Kilometerstand
Abfahrt: Kingston (Kanada): 38.218 km
Ankunft: Montréal (Kanada): 38.566 km
Etappe: 348 km

Über den Thousand Islands Parkway und den noch schöneren Long Sault Parkway, von dem man im Gegensatz zum ersten nicht nur auf die Inseln mit dem selben Namen eines Salatdressings schaut, sondern selber drüber fährt, erreichten wir Montréal. Das „Großstadt-Stellplatz-Problem“ war schnell gelöst, schräg gegenüber von Vieux Montréal, dem historischen Stadtzentrum, fanden wir auf der anderen Uferseite des Lorenzstroms in Longueuil einen Campingplatz. Der Sogerive Halte Véhicules Recréatifs de Longueuil erinnerte zwar mehr an einen Parkplatz (auch wegen der fehlenden Duschen), aber mit der Fährverbindung würden wir gut angebunden sein. Bevor wir uns häuslich einrichten konnten, hieß es aber erstmal wieder losfahren und einen passenden Stromadapter kaufen. Es gab nämlich nur 30-Ampere-Anschlüsse. Der nette Campingplatzwächter suchte für uns bei google die genaue Position von Canadian Tire. Dort wurden wir irritiert gefragt, wofür wir denn bitte einen 30-auf-15-Ampere-Adapter bräuchten?! In der Campingabteilung wurden wir schließlich fündig und es ging zurück nach Hause. Inzwischen war rush hour und auf unserer Spur ging es nur langsam voran. Während wir uns langweilten, hupte plötzlich eine Autofahrerin auf der rechten Spur und gestikulierte wild, kurbelte ihr Seitenfenster herunter, schrie mit deutlichem französischen Akzent: „Isch liebeee Deutschlaaaand“ rüber, winkte noch einmal und fuhr dann vorbei… Ja, wir auch 🙂 !

Am nächsten Morgen setzen wir mit der Fähre von Longueuil nach Vieux Montréal über. Lange blieben wir nicht in der Altstadt, sondern fuhren mit der Metro zum Parc Olympique. Nach Besichtigung des laut Guinness-Buch schrägsten Turms der Welt stand das Biodôme auf dem Programm, eine Mischung aus Tierpark und Umweltmuseum, in dem neben kanadischen Ökosystemen auch andere klimatische Zonen in z.B. Südamerika vorgestellt werden. Eigentlich sehr nett gemacht, wenn man aber in den letzten Monaten 90 % der Tiere in freier Wildbahn gesehen hat, sollte man Zoos erstmal meiden. Luxusprobleme 😉 !

Das Fußball-Spiel der deutschen Frauen gegen die Französinnen war spannend, nach Elfmeterschießen stand mit 5:4 endlich ein Sieger fest. Wir waren überrascht, wie viele US-Amerikaner vor Ort waren und in schwarz-rot-gold das deutsche Team anfeuerten. Das wird sich bei einem Folgespiel sicherlich ändern… 😉 . Noch im Stadion trafen wir Reiner und Veronika wieder, zwei angehende Langzeit-Nordamerika-Camper aus Herford, die wir auf dem Campingplatz kennengelernt hatten. Auf’s Jazz-Festival im Quartier des Spectacles zogen wir dann aber doch alleine. Leider machten sich der lange Tag und unsere platten Füße früher bemerkbar, als es uns lieb war und so brachen wir trotz der tollen Stimmung und dem tollen Angebot mit fünf freizugänglichen Bühnen relativ früh wieder in Richtung Camping auf. Kein Wunder, dass wir den Campingplatz mit den ca. hundert Stellplätzen bei unserer Rückkehr zur Festival-Eröffnung voll vorfanden.

Am Samstag stand Vieux-Montréal-Sightseeing auf dem Programm. Wir schlenderten durch die Gassen der historischen und sehr touristischen Altstadt. Am Tag zuvor hatten wir einen „echteres“ Montréal erlebt (sicher auch durch das Jazz-Festival). Nun fanden wir vor der Kathedrale eine lange Schlange vor, die Fußgängerzone Rue-St.-Paul voll mit Nippes-Läden und die Anwesenheit des großen Kreuzfahrtschiffs und seiner Passagiere bemerkte man deutlich. Trotzdem eine schöne Stadt, in der man sicherlich viel länger hätte verweilen können und Tage in den unzähligen Museen etc. verbringen können. Bei uns beiden herrschte allerdings eine gewisse Metropolen-Sättigung und wir freuten uns jetzt schon auf die kleinen Fischerorte auf Gaspésie und menschenleere Landschaften. So brachen wir am nächsten Morgen auf, das Wetter lud sowieso nicht zum Bleiben ein, es schüttete aus allen Kübeln.

Schreibe einen Kommentar



− 6 = eins