Punta Tombo oder Antonia im Pinguin-Paradies

Kilometerstand
Anfang: Puerto Madryn (Argentinien): 2.532 km
Zwischenstopp: Estancia La Perla (Argentinien): 2.747 km
Ankunft: Rada Tilly (Argentinien): 3.160 km
Etappe: 628 km

„Da gibt es noch so eine Magellan-Pinguinkolonie, möchtest du dahin?“ fragte Axel. Was für eine Frage? Aber klar! Also machten wir uns von Puerto Madryn auf dem Weg nach Punta Tombo. Da wir Puerto Madryn deutlich später verließen als geplant, erreichten wir erst kurz vor 18 h den Eingang des Naturschutzgebiets. Neben einem ‚Camping verboten’-Schild konnten wir die Öffnungszeiten lesen: ab 18 Uhr geschlossen. Naja, mal schauen. Also ging es weitere 36 km über eine teilweise sehr schottrige Schotterpiste bis wir durchgeschüttelt das Informationszentrum erreichten, das ca. 1 km vor der eigentlichen Kolonie liegt. Die Eingangstüren standen offen, von drinnen klang die Musik von einem Pinguinfilm, aber weit und breit war kein Mensch zu sehen.

Wir hatten schon beschlossen, auf dem Parkplatz zu übernachten und am nächsten Morgen die Eintrittskarten zu kaufen, als wir Barbara und Mark aus Solothurn (Schweiz) kennenlernten. Die beiden waren mit ihren ‚kleinen’ MAN-Expeditionsfahrzeug bereits zur eigentlichen Pinguinkolonie gefahren und hatten dort lange mit dem Ranger diskutiert – mit dem Ergebnis, dass sie weder 20 Minuten mal eben ein paar Fotos in der schönen Abendsonne machen und schon gar nicht auf dem Gelände campen dürften. Mmh, und nun? Die 36 Kilometer lange Schotterpiste zurück, dort irgendwo an der Straße stehen und morgen die ganze Strecke noch einmal fahren? Oder auf blöd stellen und sich in der Dämmerung vom Ranger vertreiben lassen? Wir entschlossen uns zurück zu fahren und unser Glück auf dem kleinen Gehöft, das auf halber Strecke lag, zu versuchen.

Dort angekommen suchten wir nach Bewohnern und betraten mit deutlichem Respekt vor dem ‚perro peligroso’, der gefährliche Hund, vor dem ein Schild mit einem abgebildeten bissigen Schäferhund warnte, das Gelände. Kaum betreten stürmte hinter dem etwas entfernt liegenden Haus ein schwarzer Schatten hervor, gefolgt von einem jungen Mann, der versuchte, irgendwie seinen Hund zu bändigen. Das gelang jedoch nicht, der Hund stürmte auf uns zu – und wie wir erleichtert erkannten, handelt es sich um einen freudig aufgeregten und schwanzwedelnden jungen Hund. Zudem tauchte ein älterer Mann auf, scheinbar der Besitzer der Estanzia, dem wir unser Problem schilderten und baten, auf der Straße neben seinem Gelände die Nacht verbringen zu dürfen. Er war zunächst ablehnend, murmelte etwas von ‚seguridad‘ und wie gefährlich doch Argentinien sei und er die Verantwortung für uns trage. Letztlich wollte er die Motorhomes mal sehen und wie Mark beim Anblick auf unser MePa und das MAN-Expeditionsfahrzeug erklärte, ‚un motorhome pequeno y un mas pequeno‘, schmunzelte der Mann und ließ uns sogar auf sein Grundstück fahren.

Den Abend verbrachten wir zusammen bei Barbara und Mark im Expeditionsfahrzeug, kochten zusammen und lernten ‚medio-medio‘ kennen (eine uruguayische Prosecco-Weißweinmischung, bis jetzt leider in keinem Supermarkt gefunden…). Am nächsten Morgen ging es wie versprochen pünktlich um 7.30 Uhr los, Mark und Barbara bedankten sich bei unserem Gastgeber mit einem typisch schweizer Taschenmesser, über das er sich sehr freute. Beim Ticketschalter trafen wir auf den Ranger, der die beiden Schweizer mit Küssen begrüsste, wohl unsere Autos auf dem Estanzia-Gelände gesehen hatte und offensichtlich froh war, dass wir uns an die Spielregeln gehalten hatten.

Nach kurzer Besichtigung des Museums, wo wir auf einer Schautafel zur Gründung des Naturschutzgebiet prompt unseren Gastgeber wieder entdeckten, ging es endlich, endlich zu den Pinguinen. Man weiß nicht so genau, wieviele Pinguine in der Kolonie leben, die Zahlen schwanken zwischen 200.000 brütende Weibchen und 1 Mio Tiere. Auf jeden Fall ist die Anlage sehr groß. Die Tiere bauen ihre Nester teils sehr weit im Inland und haben sehr viel Rückzugsmöglichkeiten. Viele verhielten sich jedoch von uns total ungestört und lagen teilweise direkt neben dem Weg in ihren Nestern oder auf dem Boden in der Sonne. Andere watschelten in aller Seelenruhe mitten über den Weg, wo ein Schild den Pinguinen den Vortritt erklärte. Man konnte über die befestigten Wege bis zum Ufer laufen und die Pinguine auch hier in direkter Nähe im Wasser beobachten. Punta Tombo hat sich voll gelohnt und wir haben unzählige tolle Pinguinfotos geschossen. Zudem war es schön, so früh dort zu sein und in aller Ruhe und fast alleine durch die Anlage gehen zu können. Auf dem Rückweg kamen uns unzählige PKWs und Busse entgegen, die die vielen anderen Pinguin-begeisterten Touristen und Einheimischen nach Punta Tombo bringen würden. Nach einem Aufwärm-Kaffee zusammen mit Mark und Barbara machten wir uns auf den Weg und fuhren in das kleine Städtchen Rada Tilly, direkt neben Comodoro Ridavia, wo wir – welche Überraschung – mal wieder auf einen geschlossenen Campingplatz stießen und frei in der Stadt standen. Das war aber auch kein Problem, wir wollten am nächsten Tag sowieso zügig weiter Richtung Süden.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar



+ sechs = 13