Die Fahrzeugsuche gestaltete sich für uns überaus schwierig und war deutlich zeitaufwendiger als gedacht. Unzählige Stunden des Stöberns in Foren, auf Internetseiten und in den Reiseberichten anderer Panamericana- und Weltbefahrer kamen zusammen. Alle Reisenden mit einem anderen Ansatz, anderen Prioritäten und Wünschen und sicherlich auch einem unterschiedlichen Budget.
Wohnmobil, Kastenwagen, Pickup mit Kabine oder Expeditionsfahrzeug?
Um ehrlich zu sein schieden die Varianten Wohnmobil und Expeditionsfahrzeug sehr schnell aus – zum einen wollten wir uns möglichst unauffällig bewegen können (funktioniert mit einem klassischen Alkovenfahrzeug oder einem teilintegrierten Fahrzeug schon aufgrund der äußeren Erscheinung nicht), wir wollten das Fahrzeuggewicht im Rahmen halten und bevorzugten für die unter Umständen engen Straßen ein kleines, wendigeres Fahrzeug.
Blieb nur noch die Variante Kastenwagen (in Form von Mercedes-Benz Sprinter, Fiat Ducato oder ähnlichem) oder ein Pickup mit Absetzkabine. Nach einem relativ kurzen Entscheidungsprozess entschieden wir uns für einen Kastenwagen (mit quer eingebautem Heckbett). Die Begründung war für uns relativ einfach: Wir brauchen keine Trennbarkeit zwischen Fahrzeug und Kabine, der Stauraum und das Raumgefühl bei der Pickup-Lösung ist deutlich kleiner, die Basisfahrzeuge brauchen alle eine deutliche Auflastung, um die Kabine tragen zu können, ein Pickup mit Kabine ist auffälliger und schlussendlich fanden wir die Kabinen überaus teuer – sowohl neu wie auch gebraucht. Es wurde also ein Kastenwagen…
Hersteller des Basisfahrzeugs
Die Qual der Wahl bei der Wahl des Herstellers war am Ende des Tages auch eine Gewichtsfrage: Der Iveco Daily war aufgrund des Gewichts relativ schnell ausgeschieden, aber auch mit einem Sprinter wäre die 3.500 kg Barriere absehbar gefallen. Zudem ist das Fahrzeug schmaler und erzwingt damit das Ansetzen von äußeren Ohren um ein Heckbett quer zu installieren. Der T5 war uns für die anstehenden 10 Monate einfach zu klein und für den Ford Transit fanden wir keinen Ausbauer mit einem für uns passenden Innenausbau. So war am Ende nur noch der Fiat Ducato im Rennen – mit einem Auge schielten wir dennoch immer wieder in Richtung Sprinter. Das Thema Service in Süd- und Nordamerika spielte auch bei uns natürlich eine Rolle und war einer der Gründe, warum wir immer wieder in Richtung Mercedes schielten – das Netz schien einfach dichter zu sein. Wobei auch Fiat mit Vertretungen in allen Ländern unserer Route warb und zudem auch nach der Übernahme von Chrysler bereits die Einführung des Ducato in Nordamerika ankündigte.
Allradantrieb – ja oder nein?
Für uns etwas, das wir relativ schnell mit JA beantwortet haben, zumal der Fiat Ducato im Standard nur Frontantrieb besitzt – auf einer regennassen Wiese oder leicht schlammigen Piste stehen bleiben und sich eingraben: nein danke! Mehr musste es aber auch nicht sein. Wir wollten schließlich nur etwas zusätzlich Sicherheit und kein vollwertiges Geländefahrzeug – unser Ziel bestand ja schließlich in der Bereisung der Panamerikana und nicht dem Spielen in Sand, Schlamm und Matsch. 😉
Ausbau durch wen?
Wir mussten drei Dinge unter einen Hut bringen: unsere Vorstellungen/Wünsche, die Lieferzeit und unser Budget. Eines war nämlich von Beginn an klar: selber Bauen geht nicht – neben dem Job war das für uns nicht zu stemmen. Wir informierten uns also bei verschiedenen Ausbauern bzgl. Lieferzeiten und Preisen. Die Individualausbauer taten sich bzgl. unsere gewünschten Lieferzeit (ca. 6-7 Monate) und unserem Budget überaus schwer und die Serienhersteller hatten keine Möglichkeit ein Fahrzeug mit Allradantrieb zu fertigen. 🙁
Übrig blieben auf der CMT in Stuttgart dann nur noch zwei Hersteller mit einem Grundriss der grundsätzlich unseren Vorstellungen entsprach, basierend auf Fiat Ducato und mit akzeptabler Lieferzeit: LaStrada und BavariaCamp. Ersterer zeichnete sich durch eine Ignoranz sämtlicher Sonderwünsche (es fing mit einer größeren Batterie an…) aus: „Gewählt werden kann nur was in der Preisliste steht“ so der Geschäftsführer. Wir waren für ernst zu nehmende Kunden vermutlich einfach zu jung oder falsch gekleidet…
BavariaCamp war der alternative Hersteller und gemeinsam mit Herrn Schulz (Reisemobile MC Schulz) fand man für nahezu alle unsere Wünsche eine Lösung: am Ende des Tages bekamen wir ein Fahrzeug nach unseren Wünschen (mit Allrad von Dangel, modifiziertem Grundriss (andere Nasszelle), einem leichteren Tisch, geänderter Innenverkleidung, anderer Polsterung sowie vielen weiteren kleinen Details). Für die geleistete Arbeit und auch das Zutrauen in uns als Kunden möchten wir uns bei Herrn Schulz und Herrn Bürckmann (BavariaCamp) sowie bei allen Mitarbeitern die an unserem tollen Fahrzeug mitgearbeitet haben, nochmals bedanken.
Fahrzeugdetails, -ausstattung und -kommentare
Eine rein technische Auflastung des Fahrzeugs auf 3.800 kg würden wir heute vor der Tour durchführen. Die Stoßdämpfer und Federn werden doch belastet.
Die Batterie(n) zur Versorgung des Wohnraums haben eine Kapazität von 240 Ah – bis jetzt kommen wir damit hervorragend aus.
Die Beklebung ist bei uns entfallen – wir wollen nach Möglichkeit als Lieferwagen unterwegs sein. „Möglichst wenig auffallen“ lautete das Mottos und es funktioniert bisher hervorragend. In den bisher bereisten Ländern wurden wir in der Regel nicht als Wohnmobil wahrgenommen, was besonders angenehm ist, wenn man nachts freisteht.
Eine Höherlegung des Fahrzeugs würden wir aus heutiger Sicht durchführen. 3 bis 5 cm mehr Bodenfreiheit würden uns allerdings reichen. Ein Grund ist der unter dem Fahrzeug installierte Abwassertank und der auf 120 l vergrößerte (leider nach unten) Kraftstofftank des Fiat Ducato – beides verringert die Bodenfreiheit.
Der Kühlschrank ist von Waeco – es handelt sich um ein Kompressormodell – bis jetzt arbeitet er einwandfrei und konnte auch bei voller Sonneneinstrahlung auf das Fahrzeug die Temperatur hervorragend halten. Nur das regelmäßige nötige Abtauen stört uns ein wenig.
Die Stromversorgung haben wir im Nachhinein noch geändert. Es wurde ein zusätzliches Ladegerät von Waeco mit einer zulässigen Eingangspannung von 90 bis 250 V (50/60 Hz) installiert und parallel zum Eingang der Standard-EVS hinter einen zusätzlichen FI geschaltet. Bei abgeschaltetem FI der EVS besteht somit die Möglichkeit die Batterien an jeglicher Spannung zu laden. Zusätzlich haben wir einen Waeco-Wechselrichter (mit ByPass-Schaltung) hinter der EVS installiert. Somit haben wir die Möglichkeit eine 230 V Spannung im Fahrzeug zu erzeugen und gleichzeitig aus jeglichen verfügbaren Spannungen (z.B. 110 V) die Batterien nachzuladen. Zusätzlich sind auf dem Dach Solarzellen mit einer Spitzenleistung von 200 Watt installiert.
Die SOG-Toilette funktioniert hervorragend. Wir haben an jedem normalem WC die Möglichkeit zur Entsorgung und müssen keine Chemie einsetzen. Spezielle Entsorgungmöglichkeiten für Chemie-Toiletten gibt es entlang der Panamerikana nicht!
Eine Trennwand zum Schutz bei der Verschiffung (RoRo) zwischen Wohnraum und Fahrerkabine haben wir selbst gebaut: Aluprofile und Platten aus geschäumten PVC haben ihren Zweck vollkommen erfüllen. Mit den selben Aluprofilen (nur anders montiert) lassen sich die Platten für die nächste Überfahrt auf dem Heck befestigen. Zwischen den einzelnen PVC-Platten sind horizontal H-Profile eingesetzt. Die Platten selbst sind über Gewindeschrauben mit den Profilen verschraubt. Eine Lösung die einen gewissen Einbruchswiderstand auf See bietet, aber bei gewaltsamer Entfernung keine allzu großen Kollateralschäden erzeugen sollte – im Zweifelsfall reicht ein Teppichmesser. Zusätzlich haben wir die Schiebetür mit einem einfachen Zahlenfahrradschloss an der Beifahrertür befestigt und die Hecktüren mit einem Vorhängeschloss von innen gesichert. Sollte irgendein Zoll dringenden Zugriff auf das Fahrzeuginnere benötigen, so hätten wir den Zahlencode telefonisch mitteilen können.
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