La Paz

Mit gemischten Gefühlen fuhren wir nach La Paz. Auf der einen Seite waren wir neugierig und freuten uns aus DEN Overlander-Treffpunkt auf dem schweizer Camping Oberland, auf der anderen Seite hatten wir Respekt. Mit dem eigenen Auto in einem Entwicklungsland zu reisen ist doch anders als mit dem Rucksack.

In Mallassa, einem Vorort von La Paz, auf den Camping angekommen, stellten wir erst einmal fest, dass außer uns gar niemand da war… Mmh, scheinbar waren die Langzeit-Südamerika-Traveller auf dem Weg nach Ushuaia zum Silvestertreffen. Auch nicht schlimm. Am nächsten Tag ging es per Minibus (warum die größeren Busse „Microbusse“ heißen, haben wir immer noch nicht verstanden) in das Stadtzentrum. Ja, die Straßen waren tatsächlich voll und es ging chaotisch zu, aber im großem und ganzen war es deutlich geordneter und ruhiger als wir erwartet hätten. Wir schlenderten durch die Straßen, der im Reiseführer vorgeschlagene Stadtspaziergang war gut zu machen – nur hin und wieder war eine Verschnaufpause nötig – die Luft war doch merkbar dünn. Schnell packte die Stadt uns mit ihren scheinbar in vollem Einklang nebeneinander existierenden Gegensätzen: kolonialzeitliche Gebäude hier, moderne Bürogebäude dort, überall traditionell gekleidete Aymara-Frauen mit kleinen Verkaufsständen von Süßigkeiten über Obst und Gemüse bis hin zu kitschiger Weihnachtsdeko, dann die nagelneue Seilbahn Teleférico oder das Verkehrschaos in den Straßen mit allgemeinem Drängeln und Hupen… Zufrieden machten wir uns auf den Heimweg, der deutlich länger dauerte als gedacht. Wir warteten und warteten und warteten auf einen Minibus mit der Aufschrift „Mallassa“, aber sowohl laut Touri-Info als auch Polizist standen wir an der richtigen Stelle. Es fuhren halt an dieser Stelle nur wenige durchgängige Bus nach Mallassa.

Am Freitag wollten wir zum Chacaltaya, einem nördlich von La Paz gelegenen Berg, von dem man einen traumhaften Überblick über La Paz bis zum Titicaca-See haben sollte. Da wir das MePa nicht auf 5000 m quälen wollten und zudem eine für einen Kastenwagen unrealistische Bodenfreiheit benötigt werden würde, entschlossen wir uns ganz bequem ein Taxi zu nehmen. Gesagt, getan… Ca. vier Kilometer vor dem Ziel war das Automatikgetriebe überhitzt und wir blieben liegen. Der Taxifahrer sammelte Schnee – wir waren zum Glück längst oberhalb der Schneefallgrenze – und warf ihn auf das Getriebe. Wir warteten noch etwa zehn Minuten, dann ging es weiter bis zum Parkplatz. Von hier aus sollten uns noch 150 Höhenmeter vom Gipfel trennen. Hört sich nicht viel an, es ging aber auf 5300 m… Und wenn wir schon unten in La Paz bergauf ins Schnaufen kamen, ging es jetzt sehr, sehr langsam voran. Etwa 45 Minuten später war der Aufstieg geschafft und wir wurden mit einem traumhaftem Ausblick belohnt. Danach brachte der Taxifahrer uns zurück ins Stadtzentrum. Wir setzten unsern Stadtspaziergang fort und schlenderten über die Märkte. Der Hexenmarkt enttäuschte etwas, neben den bekannten Lama-Embryonen (werden in alle vier Ecken eines Haus einbetoniert, soll Glück bringen…?!) gab es jede Menge abgepackte Tees (wohl aus einem China-Container) für Herz, Lunge, Nieren und was einem sonst noch fehlen kann.

Am dritten Sightseeing-Tag stand der Teleférico auf dem Programm. Die Seilbahn hat drei Linien und soll die Stadtteile miteinander verbinden. Pünktlich zum Wahlkampf der Präsidentenwahl wurde sie vor wenigen Monaten fertig gestellt. Mit der gelben Linie fuhren wir zunächst nach El Alto. Der eigentliche Aussichtspunkt war hoch nicht fertig, dennoch hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt. Es war interessant, mal hinter die Fassaden des Armutsviertels blicken zu können und die eine und andere wirkliche schöne Ecke zu entdecken. Anschließend stiegen wir in die grüne Linie um, das Stadtbild änderte sich, wir schwebten über teilweise sehr luxuriöse Villen – und stellten fest, dass wohl nicht jeder Paceño von der neuen Sehenswürdigkeit begeistert zu sein schien. Am ein oder anderen Dach war nämlich schon ein „zu verkaufen“-Schild befestigt worden.

P.S. Der Globi, eigentlich eine Schweizer Kinderbuchfigur aus den 1930ern, ist das Maskottchen vom Camping Oberland.

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