Bye-Bye und ciao Panamericana!

Geschafft: in Halifax!Nach 10 Monaten in einem 2 x 6 m großen Wohnmobil (Außenmaß!, Stehfläche vielleicht 1 m²) ist das Hotelzimmer mit großem Bett, eigenem Bad und sooo viel Platz purer Luxus. Wir fühlen uns trotzdem ein wenig seltsam und realisieren immer noch nicht, dass unser Panamericana-Roadtrip tatsächlich beendet ist.

Am Wochenende waren wir zum letzten Mal als Touristen unterwegs und besichtigen die Halifaxer Sehenswürdigkeiten: Zitadelle, Farmer’s Market, Maritime Museum of the Atlantic (mmh, muss man nicht) und das wirkliche tolle Canadian Museum of Immigration at Pier 21. Die Waterfront-Kulisse erinnerte uns dabei an eine Mischung aus Hamburg und Ushuaia, das regnerische Wetter passte auch ganz gut dazu 😉 !

Jetzt geht es also nach Hause! Wir brauchen wahrscheinlich noch viele Wochen und Monate, um die vielen Eindrücke und Erlebnisse sacken zu lassen. Im Moment sind wir aber erst einmal sehr dankbar, dass unser Roadtrip so toll geklappt hat, und stolz auf die gesammelten Begegnungen, Landschaften und Erfahrungen.

Wir hatten eine unglaublich tolle Zeit und freuen uns dennoch sehr auf zu Hause: Deutschland, WIR KOMMEN 🙂 !

Bye-bye MePa!

Kilometerstand
Abfahrt: Troy (Kanada): 41.443 km
Ankunft: Halifax (Kanada): 42.031 km
Gesamtetappe: 588 km

Wir verließen Cape Breton Island und steuerten unser „letztes“ Ziel vor Halifax an: Lunenburg. Das kleine Städtchen gehört aufgrund seiner historischen Bedeutung als Fischereihafen und der bis heute erhaltenen markanten Holzarchitektur zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hübsch und überraschend ruhig fanden wir Lunenburg mit den bunten Holzhäusern. Wir hatten mit vielen Touristen gerechnet, waren aber fast alleine unterwegs. So konnten wir in Ruhe durch die Gassen schlendern und bei Sonnenschein am Hafen sitzen.

Nach Lunenburg ging es für uns weiter über die lighthouse route – in Nova Scotia scheint es keine überregionale Straße ohne „Thema“ zu geben 😉 . Marketing hin oder her, die Küstenlandschaft mit den kleinen Fischerdörfern war noch einmal sehr schön und die Strecke lohnte sich. Außer uns war kaum jemand unterwegs. Umso irritierter waren wir, als wir Peggy’s Cove erreichten. In dem hübschen, aber winzigen Fischerdörfchen steht der wohl meist fotografierte Leuchtturm Kanadas. Erklärte dies die zwei rappelvollen großen Parkplätze?!

Bis Halifax war es nicht mehr weit. Auf dem Shubie Campground fanden wir einen Stellplatz für das große Räumen am nächsten Tag. Wie wir während der 12-stündigen Packerei lernten: Das Auspacken in Argentinien ging doch schneller als das Einpacken hier… 😉 . Zum Glück spielte das Wetter mit und wir konnten unseren Kram außerhalb des Autos verteilen und sortieren: Was muss geflogen werden? Was würden wir gerne fliegen und was wird verschifft? So füllten wir die beiden Reiserucksäcke, Axel räumte „Wichtigeres“ in den Kofferraum und „Unwichtigeres“ in die Wohnkabine und baute schließlich die bewährte Trennwand zwischen Fahrerkabine und Innenraum ein, die wir die letzten 10 Monate auf der Hecktür mitgefahren hatten.

Wieder drin!Am Freitag morgen ging es mit dem MePa in die Innenstadt von Halifax zur Agentin der Verschiffungsgesellschaft. Wir mussten ganz kurz warten und kamen mit den beiden Dänen ins Gespräch, die – am Anfang ihrer Tour – ganz aufgeregt auf ihr Auto warteten. Der Papierkram war bereits erledigt, wir bekamen unsere Dokumente und waren nach weniger 10 Minuten fertig. Nach einem Kaffee bei Starbucks ging es dann zum Hafen. Wir waren angespannt, das Procedere war aber sehr schnell und wirkte insgesamt sehr professionell und vor allem nachvollziehbar – ganz anders, als wir es in Zarate in Argentinien kennen gelernt hatten. Am Eingang bekamen wir zwei Besucherpässe (Antonia durfte diesmal mit in den eigentlichen Hafen) und wurden von einem Mitarbeiter mit PKW in den Hafenbereich geleitet. Dann inspizierte ein anderer Mitarbeiter das Auto, nahm Schäden auf und stellte vor allem sicher, dass auch wirklich, wirklich keine Gasflasche mitverschifft würde. Wir bekamen einen neuen Zettel, das war’s… 🙂 . Am Ausgang suchte uns ein netter Mitarbeiter die nächste Busverbindung mit seinem Handy heraus, erklärte uns den Weg zur Haltestelle und wir machten uns auf den Weg zurück in die Innenstadt und zum Hotel.

Leben in Louisbourg

Kilometerstand
Abfahrt: Louisbourg (Kanada): 41.269 km
Ankunft: Troy (Kanada): 41.443 km
Gesamtetappe: 174 km

Feste Schuhe und warme Kleidung! In Louisbourg könne es gut und gerne mal 10 Grad kälter sein als im übrigen Cape Breton Island, hatte es in Port Hastings in der Touristeninformation geheißen… Wir wachten am Sonntag morgen im dichten Nebel auf und der blieb auch erst einmal. Vom Fortress-Louisbourg-Parkplatz und Museum ging es per Shuttle in die eigentliche Anlage.

Louisbourg
Kurzzusammenfassung der Historie: Die Errichtung von Fortress Louisbourg war von den Franzosen 1718 begonnen worden. Die Festung hatte in den nächsten Jahren mal die Franzosen und mal die Engländer als „Hausherren“ bis sie schließlich 1758 endgültig an die Engländer fiel. Diese ließen die Anlage schleifen, bis ab 1961 – als National Historic Site – mit der Wiedererrichtung begonnen wurde.

Wir waren baff, wie viele kostümierte Schauspieler überall unterwegs waren und der gesamten Anlage so ein authentisches Leben einhauchten: im Fischerhaus vor der Stadt wurden wir bei brennendem Kaminfeuer mit der Geschichte des Eigentümers empfangen, am Eingang vom Soldaten kontrolliert, im Fort wurde exerziert und Musketen und Kanonen abgefeuert. Bei der Köchin eines portugiesischen Händlers durften wir in die Töpfe schauen, in der Bäckerei wurde frisch gebacken (das Vollkornbrot für die Soldaten ist grandios 😉 ) und durch die Stadt liefen Frauen mit ihren Einkaufskörben. Alle hatten Spaß, „ihre“ Geschicte zu erzählen – kurz gesagt: sehr empfehlenswert 🙂 .

Experience the Masterpiece!

Kilometerstand
Abfahrt: Cape Breton Highlands Nationalpark, Chéticamp (Kanada): 40.908 km
Ankunft: Louisbourg (Kanada): 41.269 km
Gesamtetappe: 361 km

… so bescheiden wird er also beworben, der Cabot Trail, die Traumstraße von Nova Scotia. Wir waren gespannt und freuten uns besonders auf die (zumindest für diese Tour) letzten Wanderungen und eine schöne Küstenlandschaft.

Die ersten Kilometer auf dem Cabot Trail am Vortag waren ein wenig gewöhnlich gewesen – die Straße führte zunächst nicht am Meer entlang, sondern durch eine etwas „langweilige“ Hügellandschaft mit winzigen Dörfern. Das durchwachsene Wetter tat sein Übriges. Dafür hatten wir abends im Nationalpark bekannte Gesichter getroffen: Die Familie aus British Columbia, die wir bei der Tour der Glenora Distillery kennengelernt hatten, zeltete neben uns. Auch die vier sind auf einer großen Tour, sie reisen schon seit vier Monaten im Viereck durch Kanada und die USA, weitere drei Monate stehen noch bevor.

Vorgestern Morgen entschieden wir uns, die Gegend erst einmal zu Fuß zu erkunden – zum Glück bei strahlendem Sonnenschein. Der Akadian Trail startete direkt vom Campingplatz bzw. Besucherzentrum Chéticamp. Super, so konnten wir auschecken, das MePa umparken, in Ruhe wandern und anschließend auf dem Camping noch einmal duschen 🙂 . Der Trail gehörte zum Glück zu den etwas weniger überlaufenden. Nachdem es die erste Hälfte kontinuierlich bergauf ging, wurden wir mit einem tollen Ausblick über die Küste und den Ortschaft Chéticamp belohnt.

Weit kamen wir an dem Tag aber nicht, es waren noch ein paar Dinge zu regeln, Mails zu schreiben und das Internet im Besucherzentrum war unglaublich langsam. So landeten wir abends auf dem Corney Brook Campground, nur wenige Kilometer weiter. Der Platz war zwar sehr einfach, aber direkt an der Küste. Mit einem traumhaftem Blick über das Meer hatten wir einen schönen Abend.

Gestern morgen ging es dann auf den Skyline Trail: Der Hike gehört zu den beliebtesten Wanderwegen und wird mit Bären, Adlern, Wahlen und Elchen beworben… Aus dem früh loskommen wurde leider nichts, wodurch unsere Chance auf Tiere natürlich sank. Als wir um halb zehn endlich loskamen, waren schon viele Menschen unterwegs. Am Aussichtspunkt trafen wir Antonio und Beenie aus Texas wieder, die wir am Vorabend kennengelernt hatten. „Ob wir Tiere gesehen hätten?“ fragte Beenie erwartungsvoll. Nein, no bears, no eagle, no whales and no moose… Wir liefen zusammen zum Parkplatz zurück, verabschiedeten uns, trafen die beiden aber noch mehrfach wieder. Es hält halt doch jeder an den selben Aussichtspunkten oder am Rusty Anker 🙂 . Hier trafen wir die beiden Texaner dann auch prompt wieder und es gab Hummer (für 15 € 😮 ) und Meeresfrüchte – man könnte deutlich schlechter leben 😀 . Nach dem Mittagessen wurde die Landschaft interessanter und wir hatten weiterhin riesiges Glück mit dem Wetter: es war weiterhin sonnig und warm. Die Gegend ist nämlich für ihr unbeständiges Wetter berühmt!

Dem Cabot Trail folgten wir bis Baddek, wo Alexander Graham Bell ein Museum gewidmet ist. Der Erfinder des Telefons und einer Menge anderer Sachen hatte auf Cape Breton Island ein Sommerhäuschen. Das ihm gewidmete Museum überzeugte uns aber leider wenig. Die Ausstellungsräume hatten den Charme der 1980er Jahre: Viele Themen wurden angerissen aber keins abschließend erläutert – dafür wurde aber gefühlt alles aus den Archiven gezeigt… Schade!

Wir blieben auf Cape Breton Island, für uns ging es heute weiter bis Louisbourg, wo wir auf dem Parkplatz hinter der Touristeninformation einen guten Übernachtungsplatz (mit zügigem WiFi) fanden und kurz nach unserer Ankunft in dichtem Dunst und Nebel versanken.

Kanadische Schotten oder schottische Kanadier ;-)

Kilometerstand
Abfahrt: Port Hastings (Kanada): 40.735 km
Ankunft: Cape Breton Highlands Nationalpark, Chéticamp (Kanada): 40.908 km
Etappe: 173 km

Von Port Hastings ging es nordwärts – in der Touristeninformation hatte man uns die Küstenstraße, den Ceilidh Trail, wärmstens ans Herz gelegt und einen Besuch des Celtic Interpretive Music Center in Judique und der Glenora Distillery empfohlen. An beiden Orten gibt es zur Mittagszeit nämlich Livemusik von den Nachfahren der schottischen Einwanderer, die auf ihr Erbe und ihre Kultur mindestens so stolz sind wie die Nachfahren der französischen Einwanderer in Québec, dabei aber deutlich entspannter im Umgang mit dieser wirken.

Am Celtic Interpretive Music Center gab es neben einem kleinen Museum mit allerlei musikalischem Spielzeug zum Ausprobieren auch ein kleines Bistro mit der angekündigten Livemusik. Hier trafen wir nicht nur auf Touristen sondern auch einige Einheimische, die hier zum Musikhören und Mittagessen vorbeikommen. Nachdem unser Museumsbesuch aufgrund der vielen Mitmachmöglichkeiten relativ kurz ausgefallen war – drei Kinder, die zum ersten Mal geigen und keltische Stepptanzschritte ausprobieren, dabei kann sich kein Mensch mehr konzentrieren – probierten wir unsere erste Fischsuppe à la Nova Scotia: eine sättigende Showder mit Fisch und Hummereinlage. Lecker aber ziemlich schwer im Magen und dabei hatten wir uns zu Beginn noch ganz kurz über die „kleine“ Portion gewundert… 😉 .

Weiter ging es in mehr oder minder geringem Abstand zur Küste nach Norden. Unser nächstes Zwischenziel hieß Glenora Distillery – die jüngste Single Malt Destillerie der Welt: Jahrgang `94. Nach einer etwas für uns etwas dürftigen Führung durch die Destillerie und die Welt der unterschiedlichen Whiskeys – der Guide hatte einen heftigen keltischen Akzent 😉 – durften wir noch etwas vom ihrem Einstiegsprodukt, einem 10-jährigem kanadischen Single Malt Whiskey, probieren. Wir fanden ihn erstaunlich weich und mild, sahen dann aber angesichts der Preislage doch von einem Kauf auf Vorrat ab…

Am selben Tag erreichten wir über den berühmten Cabot Trail den Cape Bretons Highlands Nationalpark , wo wir auf dem ersten Campingplatz in Chéticamp direkt hinter dem Besucherzentrum übernachteten.