Kilometerstand
Abfahrt: Matane (Kanada): 39.282 km
Ankunft: Phare Cap Madeleine (Kanada): 39.584 km
Gesamtetappe: 302 km
Bevor wir am nächsten Morgen in Richtung Nationalpark aufbrechen konnten, „durften“ wir einen kleinen Blick in das kanadische Gesundheitssystem werfen. Axels Inlay, das wir nun seit Chile und Peru schon kennen 😉 , war wieder herausgefallen… Kann ja nicht so schlimm sein, schließlich sind wir in Kanada, dachten wir uns. Also los! Unser Elan wurde schnell gebremst, die Kurzfassung aller vier Praxen in Matane (eine von ihnen hatte geschlossen) war ungefähr so: wir nehmen keine neuen Patienten auf – nein, auch nicht nur einmal – wir sind voll – nein, Sie brauchen nicht zu warten. Tja, das ist in Südamerika aber anders gelaufen…
Über Sainte-Anne-des-Montts steuerten wir den Nationalpark Gaspésie an. Hier beginnen bzw. enden die Appalachen, die wir bereits in den USA auf dem Blue Ridge Parkway bereist hatten. Im Besucherzentrum wurden uns zwei Hikes empfohlen, den Hike um und über den Mont-Ernest-Laforce wollten wir bereits am Nachmittag laufen. Die Rangerin erklärte, bei dem schlechten Wetter seien die Chancen auf Wildtiersicht recht gut. Das konnten wir uns mitten am Tag zwar schlecht vorstellen, mal sehen!
Über eine Schotterpiste erreichten wir den Parkplatz und machten uns in Regenkleidung eingepackt auf den Weg. Der Nieselregen störte uns nicht, vielleicht braucht man als Mitteleuropäer auch ein gewisses Maß an „kühlem“ Schlechtwetter, um sich wohlzufühlen 😉 !? Dann wurde der Regen immer stärker und es wurde trotz der schönen Landschaft ungemütlich. Und wo waren bitteschön die „versprochenen“ Elche??
Plötzlich raschelte es und 20 Meter oberhalb des Wegs kam ein kleines Elchkalb aus dem Gebüsch. Wie niedlich! Dann wieder Rascheln und die Mutter-Elchkuh erschien. Wow, zwar zugegeben mit ihrem strubbeligen Fell nicht das schönste Tier, aber beeindruckend groß! Antonia fotografierte, die kanadischen Mädels einige Meter hinter uns schienen auch ganz aus dem Häuschen zu sein. Nach einiger Zeit legten sich Elchkuh und -kalb ins Gras und verschwanden damit weitestgehend aus unserer Sicht, sodass wir unsere Wanderung fortsetzen. Das nächste Elcherlebnis kam aber schon nach wenigen Minuten. Von einem Aussichtspunkt konnte man hervorragend in die Täler und Lichtungen sehen, wo die nächste Elchkuh mit Jungem stand. Ja, die Frau im Besucherzentrum hatte ins Schwarze getroffen.
Auf dem „Rückweg“ unseres Rundwegs trafen wir die beiden Kanadierinnen wieder, die sich flüsternd und ganz langsam auf dem Weg bewegten. Den Grund erkannten wir schnell: Elchdame Nr. 3 stand ebenfalls mit Kalb nur fünf Meter neben dem Trail im Gras. Für uns in unserer knallbunten Regenkleidung interessierte sie sich nicht, sondern legte sich in aller Seelenruhe ins Gras. Auf dem letzten Stück zum Auto schüttete es leider wieder und hörte auch nicht auf zu regnen. Dafür wurde die Flasche des großartigen chilenischen Coyam, den wir vor Monaten von Noelia geschenkt bekommen hatte, zur Feier des Elch-Tages am Abend endlich geöffnet!
Den zweiten Tag im Nationalpark Gaspésie gingen wir wieder wandern. Während der Trail am Vortag familienfreundlich geschottert war, wurde es auf dem Weg zum Pic Brûlé und Mont Ernest-Menard nun schlammig… Nachdem es bereits am Vortag und in der Nacht ordentlich geregnet hatte, regnete es die nächsten vier einhalb Stunden unserer fünf Stunden-Wanderung einfach weiter. Grund für schlechte Laune? Nein, die Landschaft war trotz Wolken und Nebel toll, nur sehr anstrengend war’s, weil wir auf den 15 km und ca. 600 Höhenmetern hoch und runter keine Pause machen konnten und leider etwas Müsliriegel-unterversorgt waren. Die heiße Dusche auf dem Campingplatz tat unseren müden Knochen dafür umso besser und nach dem Mittagessen ging es zurück an die Küste. Hier war das Wetter deutlich besser und wir fuhren noch einige Kilometer an der schönen Küste entlang bis wir am Cap Madeleine einen Stellplatz für die Nacht fanden: ganz alleine und direkt unter dem Leuchtturm bei fantastischer Aussicht.