Gestrandet in Lima und wir warten auf den Zoll…

Kilometerstand
Anfang: Reserva National de Paracas (Peru): 15.848 km
Ankunft: Lima (Peru): 16.111 km
Gesamtetappe: 263 km

Paragliding über MirafloresJe näher wir Lima kamen, desto geordneterer und sauberer wurde es: im Verkehr wurde deutlich weniger gedrängelt und gehupt, die Straßen wurden zunehmend sauberer und aus den Auspuffen kamen keine schwarzen Wolken mehr – verrückt! Und überall hörte man Vogelgezwitscher, auch wenn man die Tiere selten zu Gesicht bekam. In Miraflores, ein Vorort von Lima direkt am Meer, fanden wir schnell das Hitchhikers Backpakers Hostel, das in seinem Innenhof Stellplätze für Wohnmobile anbietet. Am Abend schlenderten wir durch den wohlhabenden Vorort und fanden ein kleines, nettes Restaurant. Ceviche und hausgemachte Ravioli schmeckten hervorragend! Das Wochenende vertrödelten wir entspannt mit Reiseführer lesen, Fotos sortieren, Miraflores erkunden, an der Küste entlang schlendern und den unzähligen Gleitschirmfliegern zuschauen.

Letzten Montag begann dann die weitere Organisation mit dem Zoll und TNT für die Ersatz-Gummilager der Kadernwelle. Diese sollten ausgetauscht werden, wozu die Ersatzteile bereits vor Weihnachten mit TNT nach Lima geschickt wurden und dort ankamen. Unzählige Emails und Telefonate gingen hin und her. Das erste Problem: auf der Rechnung von Dangel standen neun Posten (einer enthielt zwei Einzelteile), im Päckchen lagen 10 Teile…! Als dann die neue Rechnung aus Frankreich kam, war der Zoll zufrieden. Jetzt ging es um die Klärung, wer die Zollgebühren zunächst bezahlen würde – der Adressat waren nämlich nicht wir, sondern die Fiat-Werkstatt, in der die Teile ausgewechselt werden sollen. Die Fiat-Werkstatt streckte den Betrag vor, soweit so gut – dann war erstmal Wochenende. Daraufhin fiel dem Zoll auf, dass sich irgendwo ein Fehler eingeschlichen hatte: wir haben in Euro deklariert und an irgendeiner Stelle hatte sich plötzlich die Währung von Euro in US$ geändert ohne aber den Betrag anzupassen. Wer Schuld hat, ist unklar, wir haben immer schön Euro angegeben. Nun stand neben der geringen Differenz von 14 US$ (!) noch eine Strafgebühr an, umpf! Wir entschieden uns gegen eine zu erwartende ewig dauernde Diskussion und bezahlten, schließlich war Tag 11 in Lima und wir wollten gerne weiter. Also marschierten wir gestern zur Bank und überwiesen den Betrag. Da sich ja nun die Gebühren geändert hatten, erstattete der Zoll den ersten Betrag der Werkstatt zunächst zurück und diese bezahlte den korrigierten neuen – ein hin und her von emails zwischen Zoll, TNT, Werkstatt und uns… Was als nächstes kommt, wissen wir nicht – geschweige denn, wann das Paket ausgeliefert wird und wir endlich in die Werkstatt können. Wir müssen weiter warten.

Immerhin ist mehr als genügend Zeit, die Gegend zu erkunden: Miraflores, Barranco, Fischereihafen, die Ruinen Pucllana, etc. Ein Highlight war die historische Altstadt von Lima, die immerhin UNESCO-geschützt ist. Wir fuhren mit dem Bus von Miraflores in die Innenstadt. Da der Bus nicht direkt in die Altstadt fuhr, liefen wir einige cuadras, Straßenblöcke, bis zur Plaza mayor. Der Weg führte durch das Druckerei-Viertel, ganz interessant zu sehen wie sich Druckerei an Druckerei reihte und scheinbar alle in Europa aussortierten Druckmaschinen hier ihre Arbeit leisteten 😉 . An der Plaza mayor, die ausnahmsweise mal nicht Plaza de Armas hieß :-), standen beeindruckende Gebäude aus der Kolonialzeit: die Kathedrale, in der angeblich Francisco Pizarro, der spanische Konquistador und Gründer Limas, liegen soll, der Präsidentenpalast mit pompöser Wachablösung mit Blaskapelle (wir waren beeindruckt :-)), der Bischofssitz, das Rathaus und weitere mehr. Interessanterweise waren die meisten anderen Gebäude und Arkaden auch in den Nebenstraßen in gelb gehalten. Dazu sah man an vielen Gebäuden die typischen miradores, die Holzerker, aus denen man wohl hervorragend das Treiben auf der Straße beobachten kann, ohne jedoch selbst gesehen zu werden. Wir besichtigten das Franziskanerkloster mit beeindruckenden Kreuzgängen, riesigen Gemälden aus der Schule Rubens und den berühmten Katakomben. Diese lagen direkt unter der Kirche und wurden über Jahrhunderte als Friedhof für alle Katholiken Limas genutzt. Dementsprechend fanden Archäologen dort zehntausende Knochen und heute werden die Besucher an Haufen von sortierten Oberschenkel, Oberarmen und Schädeln vorbeigeführt. Naja, so scary wie der Kanadier aus unserem Hostel fanden wir das nicht, dieses Sortieren aber eher etwas befremdlich. Und was hat man mit den übrigen Knochen gemacht?? Nur die oberste Ebene ist übrigens geöffnet, es soll noch zwei weitere darunter geben.

Was wir in Lima übrigens auch ausführlich testen, sind unterschiedlichste Restaurants und Cafés. Schließlich gilt Lima als DIE kulinarische Hauptstadt Südamerikas. Wohl war, hervorragende Ceviche, tolle Fischgerichte, selbst gemachte Pasta, das beste Sushi, das ich bisher gegessen habe, und in der Bäckerei um die Ecke gibt es neben den besten Sandwiches überhaupt Laugenbrezeln! Mmh, lecker :-)! Es gibt also definitiv schlimmere Orte um zu stranden… 🙂

 

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