Auf den Spuren prähispanischer Völker

Kilometerstand
Anfang: Mocoa (Kolumbien): 20.810 km
Ankunft: Gigante (Kolumbien): 21.440 km
Gesamtetappe: 630 km

Ausblick von San AndrésUnsere letzten Tage standen im Zeichen präkolumbianischer Kulturen. Wir besuchten direkt zwei von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannten Orte und damit auch zwei der drei in Kolumbien existierenden archäologischen Parks.

Am Freitagmittag erreichten wir San Augustin. Im archäologische Park befinden sich neben Grabanlagen aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen, die von einer indigenen Zivilisation, der San-Agustín-Kultur, über die bis heute nur wenig bekannt ist, angefertigt wurden. Wir besichtigen zunächst das Museum, das interessant und überaus ansprechend gestaltet und für uns das bisher Beste auf unserer Tour ist. Anschließend ging es zu den verschiedenen Ausstellungsplätzen, den Mesitas (=Tischlein). Dazu gehört unter anderem der Fuente Ceremonial de Lavapatas: an einer breiten Stelle des Flussbettes wurden Figuren und Symbole in den Stein auf den Grund des Flusses geschlagen und das Wasser läuft nun durch die künstlich angelegten Rinnen entlang der Figuren. Wahrscheinlich wurde dieser Ort für rituelle Waschungen der Jaguarmenschen und zur Ehre von Wassergottheiten angelegt.

Nach einer Übernachtung auf einem nahe gelegten Campingplatz fuhren wir weiter in Richtung Tierradentro. Fernab der Panamericana kamen wir trotz meist asphaltierter Straße nur langsam vorwärts. Es war sehr ländlich und wir passierten während der Fahrt einige Polizeikontrollen, die sich allerdings nicht sonderlich für uns interessierten. Dann wurden wir vom Militär angehalten und zum ersten Mal aufgefordert auszusteigen. Sie hatten das MePa als Lieferwagen gedeutet und nicht als Wohnmobil erkannt. Die einmal angelaufene Kontrolle verlief dann dennoch sehr gründlich, wir wurden über Route, Reisedauer etc. befragt, der Drogenspürhund schnüffelte sich durch das Auto und der Kofferraum wurde (ebenfalls zum ersten Mal in Südamerika) in Augenschein genommen. Für uns beide war es sehr ungewohnt von acht (teils sehr jungen) Soldaten mit Maschinengewehr kontrolliert zu werden, zumal wir sie sehr schlecht verstehen konnten. Dennoch waren alle sehr freundlich.

Wir hatten noch gute 20 km über eine schlechte Piste zu bewältigen, dann waren wir in Parque arqueológico nacional de Tierradentro, wie er offiziell heißt. Hier gab es – ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende – Schachtgräber (hipegeos), die zwischen 500 und 900 n.Chr. von Menschen einer ebenfalls prähispanischen Kultur angelegt worden waren. Wir besichtigen zwei sehenswerte Ausgrabungsstätten, Segovia und San Andrés, für Archäologie-Freaks gibt es noch weitere Ausgrabungsstellen, diese dann allerdings wohl weniger gut erhalten und zum Teil nur zu Pferd erreichbar sind. Wie bisher überall in Kolumbien waren die Menschen auch hier unheimlich freundlich, bereits der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gab Routenempfehlungen und der Ranger fragte beim Ticketverkauf, ob wir denn auch genügend Wasser, Sonnenschutz und Regenkleidung dabei hätten und informierte zusätzlich über die Orte mit WC!

Nur unser Übernachtungsplatz war etwas komisch. Wir parkten an der Hospedaje Lucerna, einem von einem sehr betagten Ehepaar geleitetem Hostel. Während im iOverlander als sympathisch beschrieben, trafen wir auf eine sehr verwirrte Frau, mit der eine Kommunikation sehr schwierig war. Als wir zahlen wollten, wusste sie nicht einmal, ob wir gecampt oder ein Zimmer hatten… Für uns definitiv keine Weiterempfehlung!

Für unsere weitere Route hatten wir uns in Tierradentro nach dem Straßenzustand der möglichen Richtungen erkundigt und uns letztlich für den selben Rückweg in Richtung Osten entschieden. Also 20 km Schotterpiste zurück, dann lief es gut… – zu gut: Kurz vor Gigante war eine Brücke für alle Autos gesperrt, die selbe, über die wir am Vortag gekommen waren. An der Straße und am gegenüberliegenden Ufer standen viele Taxis. Die Sperrung sei für acht Tage geplant, Fußgänger könnten sie allerdings passieren, erklärte uns ein Taxifahrer. Er empfahl uns eine Alternativroute: mehr als 100 km Umweg, um im Dunkeln das ursprünglich nur 3 km entfernten Gigante zu erreichen und in der Villa Claudia zu übernachten… Es kommt halt oft anders als man denkt!

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