Kilometerstand
Abfahrt: Cañon de Somoto (Nicaragua): 25.864 km
Ankunft: Thermales de Alicantes (El Salvador): 26.481 km
Gesamtetappe: 617 km
Von Somoto waren es nur wenige Kilometer bis zur nicaraguanisch-honduranischen Grenze, wir stellten unseren persönlichen zentralamerikanischen Rekord auf und hatten die komplette Grenze nach einer Stunde passiert. Dann folgten drei Stunden und 155 km durch Honduras. Irgendwie sah alles genauso aus wie in Nicaragua, eine ausgetrocknete Landschaft, leicht chaotische Kleinstädte und sehr arm wirkende Dörfer mit einfachen Wellblechhütten. Um 12 Uhr hatten wir die zweite Grenze, nämlich Honduras-El Salvador, für den Tag erreicht. Schon beim Näherkommen klopften die sehr aufdringlichen Grenzhelfer an die Scheibe und warben mit más rápido, más rápido, sólo un dólar! für ihre Dienste. Vor dem Zollgebäude wurden die Jungs dann richtig aufdringlich, der eine behauptete mehrmals, für den Zoll zu arbeiten, was gelogen war und bei Axel zu einer entsprechend deutlichen Reaktion führte… 👿 Wir entschieden uns, uns zu trennen: Axel erledigte die Ausfuhr des MePas und seine eigene Ausreise, Antonia blieb beim Auto. Nach drei (!) Minuten war Axel wieder da, dann ging Antonia los, nach zehn Minuten, von denen wir fünf mit den Grenzhelfern diskutierten, waren wir in Honduras ausgereist. Was soll da noch schneller gehen???
Die Einreise nach El Salvador dauerte etwas länger, war aber im Rahmen. Unser erstes Ziel in El Salvador war die Playa Esteron. Nachdem wir die Panamericana verlassen hatten, führte uns der Weg durch sehr ärmliche Dörfer, wo die Menschen in einfachsten Wellblechhütten lebten. Viele schauten uns nach, interessiert, aber nicht unangenehm – nur die sichtbare Armut bedrückte uns etwas. Wir übernachteten an der Tortuga verde, eine Art condominio. Das ist eine volleingezäunte Wohn- bzw. in diesem Fall Ferienanlage mit allem, was man braucht (sicherer Stellplatz und saubere Duschen) oder wir auf der Tour auch nicht brauchen (ein vegetarisches Cafe Cosmic 😉 ). Eigentlich ist so ein abgeschlossenes Ressort so gar nicht unser Ding, aber es ging nichts anders, da wir an unserem ersten Tag in einem neuen Land gerne einen Camping aufsuchen – ein bisschen müssen wir uns halt immer erst akklimatisieren. An der Strandbar wehte ein sehr angenehmer Wind, der die schwülen 35°C erträglich machte, und wir genossen unser kaltes Bier bzw. Smoothie nach dem langen Fahrtag.
Nach der Tortuga verde steuerten wir Alegría und Berlín an, zwei kleine Bergdörfer. Wie auch am Vortag sahen wir unterwegs sehr viele Männer mit Machete, scheinbar das salvadorianische Multifunktionstool zum Rasen mähen, Gestrüpp stutzen und sogar kleine Bäume fällen! Für uns ging es weiter nach San Salvador in die Hauptstadt. Sightseeing oder übernachten wollten wir dort nicht, unser einziges Ziel war Starbucks, um eine Tasse für unsere Sammlung zu ergattern und anschließend ging es schnell weiter… In der Hauptstadt trug Mann übrigens keine Machete, sondern ein Gewehr oder ähnliches. Selbst LKW-Fahrer hatten bewaffnetes Begleitpersonal. Für uns sehr befremdlich, muss selbst ein Supermärktchen mit Pumpgun bewacht werden?
Am nächsten Morgen stand Joya de Cerén, das Pompeji Amerikas auf dem Programm. Ähnlich wie in Italien versank auch hier ein Maya-Dorf im 6. Jahrhundert komplett unter meheren Metern Asche eines Vulkans und zwar so überraschend, dass die Dorfbewohner alles stehen und liegen ließen und aus dem Dorf flüchteten. Die gesamte Anlage gefiel uns gut und der Besuch war ausgesprochen kurzweilig: das Museum war interessant gestaltet und die Ruinen erstaunlich tief unter Metern von Erde und ehemaliger Asche bedeckt. Nach den Ruinen statteten wir der lebhaften Studentenstadt Santa Ana einen Besuch ab. In den Straßen herrschte buntes Markttreiben, die Schüler hatten gerade Schulschluss und wir konnten uns ein wenig durch das Stadtzentrum treiben lassen. Nebenbei füllten wir unsere Kopien auf – bitte alle zehn Mal – einige Grenzen stehen ja noch bevor. Während der Mittagspause entdeckten wir in einem kleinen Imbiss die passendsten Toilettenschilder unserer bisherigen Reise.
Über die etwas enttäuschende Ruta de las Flores erreichten wir schließlich die Thermales de Alicantes, unseren Übernachtungsplatz. Wir hatten nur noch angenehme 28°C auf ca. 900 m Höhe, da tut ein warmes Bad doch richtig gut! Wir erreichten die Anlage am späten Nachmittag und waren die einzigen Gäste. Während wir noch im Becken entspannten, machten die Mitarbeiter Feierabend und verabschiedeten sich. Wir durften salvadorianisch selbstverständlich weiterbaden und waren schließlich ganz alleine mit den Sicherheitsdienstmitarbeitern, natürlich bewaffnet, was sonst 😉 !
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