Wat nen Tach… – noch immer in Trujillo

Kilometerstand
Anfang: Santa (Peru): 16.972 km
Ankunft: Huanchaco bei Trujillo (Peru): 17.202 km
Gesamtetappe: 230 km

Von Santa ging es also nach Chan Chan – ein weiteres Weltkulturerbe stand auf unserem Programm. So erreichten wir pünktlich zur Mittagszeit die größe Lehmziegelstadt der Welt und machten uns bei praller Sonne auf Entdeckungstour. Die Abmessungen und Größenordnungen der Stadt waren beeindruckend. Noch heute erstreckt sich die zu ihrer Blütezeit größte Stadt der Welt über 28 km². Von den ursprünglichen sieben einzelnen Bereichen steht heute nur noch einer bzw. wird aktiv erhalten – zunehmende Niederschläge setzen den Lehmziegelmauern erheblich zu.

Wir übernachteten in nahe gelegenden Huanchaco direkt am Strand – der Camping, ein sonst üblicher Anlaufpunkt für alle Overlander, hat nähmlich gerade seine Einfahrt neu betoniert und konnte uns dementprechend nicht auf den Platz lassen.

Tja, und dann sind wir am Ende noch eine Nacht länger in Huanchaco geblieben… Wir machten uns heute morgen hochmotiviert auf den weiteren Weg in Richtung Ecuador. Zunächst haben wir in Trujillo noch unsere Gasflasche auffüllen lassen und sie haben es besonders gut mit mit uns gemeint: sie ist zu voll und jetzt löst das Überdruckventil des Hochdruckschlauchs ständig aus. Wir stehen jetzt also wieder auf dem Camping und verbrennen fleißig Gas mit allen drei Brennern um die Flasche zu leeren!

Kaputt!Das eigentliche Erlebnis erfolgte allerding 10 km hinter Trujillo: es knallte und die Decke unseres rechten Vorderrades verabschiedete sich (ähnlich eines geschälten Apfels) – leider nahm sie dabei direkt die Kunststoffverkleidung des Radkastens und den Nebelscheinwerfer mit und demolierte das Blech des Radkastens. Das Wichtigste: uns ist nichts passiert! Nachdem wir bei gefühlten 30 Grad und in praller Sonne den Reifen gewechselt hatten (und das klemmende Fiat-System für das Ersatzrad mit einem Hammer endlich zur Arbeit bewegt hatten) ging es zurück nach Trujillo – es war ja nicht weit 😉 . Bei Goodyear gab es dann direkt vier neue Reifen – immerhin eine Nummer größer. Sieht gut aus und hat mehr Bodenfreiheit! 😉

Der Rückweg nach Trujillo führte uns dann in eine 2-spurige (!) Einbahnstraße – allerdings von der falschen Seite 🙁 . Ein Schild stand dort zwar nicht, die Sperrfläche war allerdings nur schwer zu übersehen – wir haben es trotzdem getan und sind fronal auf die Polizeikontrolle zugefahren… Das Ergebnis: Wir wurden freundlich von der Polizei gestoppt und auf unseren Irtum hingewiesen – nach einem verzweifelten Blick unsererseits und dem Verweis auf unser gerade frisch ramponiertes Auto wirkte der Polizist freundlich und fragte, ob wir etwas aus Deutschland für ihn hätten. Irgendetwas typisch deutsches… nein, leider nicht. Aber nach kurzer Überlegung boten wir ihm eine Flasche argentinischen Rotwein an. Ja, wenn ihr da Familie habt, nehme ich sie gerne! Alles war gut und wir konnten weiterfahren.

Dafür ging es diesmal zurück zum Camping (er hatte wieder offen) und wir konnten den Tag bei einem Bier ausklingen lassen.

Cañón del Pato

Kilometerstand
Anfang: Caraz (Peru): 16.782 km
Ankunft: Santa (Peru): 16.972 km
Tagesetappe: 190 km

Jamie hatte sich schon um einen Mecánico gekümmert. Damit wir auch nicht über den Tisch gezogen werden, brachte er uns zur Werkstatt von Don Elly und kam später sogar noch einmal vorbei, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Was für ein Service 🙂 ! Dort, bzw. auf der Straße davor, wurde jedenfalls der Ölstand erstmal um ca. einen Liter reduziert und wir waren wieder im Normalmaß. Zudem hatten wir zuvor mit Fiat in Düsseldorf telefoniert und größere Folgeschäden wurden per Ferndiagnose erstmal ausgeschlossen.

Wir waren erleichtert, das MePa qualmte zum Glück nicht weiter und wir machten uns auf den Weg in den spektakulären Cañón del Pato (die Enten-Schlucht). Die Straße, meistens einspurig, führt auf einer ehemaligen Bahntrasse mit 36 unbeleuchtete Tunnel durch die Schlucht – toll! Weiter ging es entlang des Rio Santa durch das Santa-Tal, bis wir – dreimal dürft ihr raten, wie die Stadt wohl heißt! – in Santa die Panamericana wieder erreichten.

Laguna Parón

Kilometerstand
Anfang:  Laguna Parón (Peru): 16.748 km
Ankunft: Caraz (Peru): 16.782 km
Tagesetappe: 34 km

Am nächsten Morgen holten wir unsere Wanderung an der Lagune nach, was trotz 4200 m Höhe und inzwischen teilweise verlorener Höhenadaptation (wir waren zu lange in Lima!) gut klappte. Die Wanderwege hier haben nämlich wenig mit denen zu Hause gemeinsam, meistens handelt es sich um Trampelpfade, die über Stock und Stein und viel Geröll führen. Als wir zurückkamen, war Julio bereits mit dem Kochen fertig und es gab ein typisch peruanisches Almuerzo: Reis mit Kartoffeln und Gemüse. Sehr lecker und tat nach der Wanderung richtig gut.

Wir verabschiedeten uns von Julio und machten uns auf den Rückweg nach Caraz. Und wieder machten wir ganz unterschiedliche Erfahrungen mit den Peruanern: erst eine Bäuerin, die mit ihrer Sense in der Hand hinter uns herfuchtelte, dann eine Mutter, die ihrem Kleinkind winken beibrachte und uns freudestrahlend anschaute. Wir haben bisher in Peru sehr unterschiedliche Erfahrungen mit den Menschen gemacht, oft wirken Umgangsweisen auf uns befremdlich und Land wirkt insgesamt sehr zerrissen.

Kurz vor der Ankunft auf dem Camping in Caraz – wir wollten noch eine Nacht bei Jaime verbringen – kam plötzlich blauer Qualm aus dem Auspuff. Wir stellten uns auf den Campingplatz und stellten den Motor aus. Bei der Ölstandmessung war der Übeltäter schnell gefunden, deutlich zu viel Öl war beim Ölwechsel in Lima eingefüllt worden. Na super… 🙁 ! Jaime war nicht zu Hause, also hinterließen wir eine Zettel an seiner Haustür u.a. auch mit der Frage, ob er einen Mechaniker kenne…

Blühende Kakteen und schneebedeckte Gipfel der Sechstausender

Kilometerstand
Anfang:  Pativilca (Peru): 16.430 km
Ankunft: Laguna Parón (Peru): 16.748 km
Gesamtetappe: 318 km

Es zog uns wieder in die Berge. Von einer traumhaften Landschaft im Nationalpark Huascarán hatten Rachel und George geschwärmt, zwei US-Amerikaner die wir in Lima kennengelernt hatten und die mit ihrem Camper in Richtung Feuerland reisen. Also verließen wir kurz hinter Pativilca wieder einmal die Panamericana in Richtung Osten und fuhren vorbei an Mais-, Zuckerrohr- und Pfefferfeldern. In den kleinen Ortschaften reihte sich Wassermelonenverkaufsstand an Wassermelonenverkaufsstand und das MePa zog sich entspannt den Conococha-Pass auf 4100 m hinauf. Oben angekommen konnten wir die Laguna Conococha erblicken, aus der der Rio Santa entspringt – ein Fluss, der wir bis zum Delta in Santa verfolgen würden. Wir hatten den Callejón de Huaylas (das Huaylas-Tal) erreicht. Dieser liegt entlang entlang des Rio Santa zwischen der östlich liegenden Cordillera Blanca mit ihren schnee- und eisbedeckten Gipfeln und der westlich liegenden Cordillera Negra. Ja, und wieder einmal waren wir von der Schönheit der Anden sehr beeindruckt!

Camping Guadeloupe in CarazUnser Ziel war das kleine Örtchen Caraz, wo wir auf dem Campingplatz freudestrahlend von Jaime begrüßt wurden, dem Campingplatzbesitzer. Jaime hat genau verstanden, was das europäische Camperherz höher schlagen lässt, und im letzten Frühsommer neben seinem Bauernhof einen kleinen Camping mit drei bis vier Stellplätzen errichtet. Dusche und Klo waren blitzeblank und bei strömendem Regen ließ er sich nicht davon abhalten, für unser Stromkabel zum Schutz vor dem Regen eine Pyramide aus Plastiktischen zu bauen. Kurz und gut, er hätte uns jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Am nächsten Morgen nach herzlicher Verabschiedung und ausführlicher Fotodokumentation seinerseits – klar, er muss ja seinen Internetauftritt bei Facebook pflegen! – machten wir uns auf den Weg zum Nationalpark Huascarán. Da wussten wir noch nicht, wie schnell wir uns wiedersehen würden 😉 !

Für die 30 km zur Laguna Parón im Nationalpark sollte man etwa zwei Stunden brauchen. Na, das kann ja was geben, aber unser Amigo Jaime hatte mehrfach betont, dass unser Auto für die Straße geeignet sei. Gut gelaunt brachen wir auf. Kaum hatten wir Caraz verlassen, hörte die Asphaltstraße auf. Jetzt folgte Serpentine um Serpentine und wir zogen uns Höhenmeter um Höhenmeter (weitere 2000 m insgesamt) hinauf – dank Wackersteinen und Schlaglöchern überwiegend im ersten Gang. Die Landschaft änderte sich, unten in Caraz hatten wir noch viele blühende Kakteen und Engelstrompeten gesehen, nun fuhren wir vorbei an Maisfeldern und durch sehr kleine Ortschaften, die aus nur zwei oder drei Lehmhütten bestanden. Am Wegesrand waren viele Hühner, Schweine und Esel und man sah Quechua-Frauen auf dem Feld arbeiten, Wäsche waschen oder vor dem Haus sitzen. Auf uns wirkten die Menschen, insbesondere die Frauen, sehr distanziert, fast etwas ablehnend wie sie ihre Kinder versuchten hinter ihrem Rücken zu verstecken.

Nach der Hälfte der Strecke passierten wir den Eingang des Nationalparks und nach weiteren 16 km erreichten wir die wunderschöne türkisfarbene Laguna Parón. Wir überlegten gerade, wo wir uns für die Nacht hinstellen sollen, als plötzlich beim Rückwärtssetzen das rechte Hinterrad wegsackte. Na super, das Rad war durch eine alte Brücke eingebrochen und hing fest. Vielleicht hat der Ranger ja eine Winde, hofften wir, und könne uns damit wieder herausziehen. Nein, hatte er nicht, jedoch packte Julio, der 63jährige Ranger, kräftig mit an und half das Loch mit dicken Steinen von unten zu untermauern. Zwei einhalb Stunden später in strömenden Regen war das Auto endlich wieder befreit und wir parkten direkt vor dem Refugio. Weil es draußen weiterhin schüttete, war an Wandern nicht mehr zu denken. Anstelle dessen verbrachten wir einen richtig schönen Nachmittag und Abend mit Julio im Refugio, der sich über den Besuch freute und sehr interessiert war. Er fragte, was wir so machen. Wir zeigten Fotos (danke Eva und Martin für den Tipp!) und aßen schließlich gemeinsam zu Abend. Es gab „deutsches Campingessen“ Nudeln mit Tomatensauce.