Wir sind in der Wüste: San Pedro de Atacama

Kilometerstand
Abfahrt: Antofagasta (Chile): 11.715 km
Ankuft: Valle de la Luna (Chile): 12.222 km
Gesamtetappe: 507 km

Bevor wir am Sonntag in Antofagasta aufbrachen, füllten wir zunächst unsere Vorräte auf: Lebensmittel und ausreichend Trinkwasser im Supermarkt, Diesel und Frischwasser an der Tankstelle für das MePa. Inzwischen ist die Wasserversorgung für das Auto etwas schwieriger, da es keine – wie bisher üblich – frei zugängiglichen Wasserhähne an den Tankstellen gibt. Nachdem wir dem Tankwart erklärt hatten, das Auto sei eine Casa rolante, und unsere schrill-pinke Gießkanne ausgepackt hatten, bekamen wir Trinkwasser aus dem Aufentshaltsraum der Shell-Mitarbeiter.

Salpeterstadt Chacabuco

Salpeterstadt Chacabuco oder das, was noch übrig istVor unserem eigentlichen Ziel legten wir einen Stopp in Chacabuco ein, einer ehemaligen Salpeterstadt mitten im Nirgendwo, die in den 1970er Jahren während der Militärdiktatur als Lager für politische Gefangene genutzt wurde. Mit Ausnahme des sehr gut erhaltenen Theaters ist die gesamte Anlage in einem ziemlich schlechten Zustand. Von Schule, Krankenhaus etc. ist kaum noch etwas zu erkennen. Ob nun gut oder schlecht ist, dass die Anlage mit ihrer historischen Bedeutung zerfällt, mag jeder anders sehen. Für uns, die Chile inzwischen fast vollständig der Länge nach durchquert haben, ist es bis jetzt fast das einzige Zeichen einer Aufarbeitung der Militärdiktatur.

San Pedro de Atacama

Die letzten Kilometer zog sich das MePa den Pass zwischen Calama und San Pedro de Atacama hinauf. Wie wir dank Eva und Martins Garmin auf dem Rückweg messen konnten, ging es bis auf über 3400 m. Unsere Wasserflaschen knackten durch den Druckunterschied. San Pedro ist eine kleine Ortschaft, die vom Tourismus lebt. Man fühlt sich etwas wie in einer mitteleuropäischen Enklave, von fast überall hört man deutsch, englisch oder französisch. Uns war es vorher gar nicht bewusst, dass die Wüste für „normale“ Touristen – jaja, wir haben die volle Camper-Identität angenommen 😉 – ein Hauptziel ist. Die eigentliche Ortschaft ist eher unspektakulär, aber drumherum gibt es jede Menge Highlights. Die erste Nacht verbrachten wir auf dem sehr einfachen Campingplatz Los Perales. Die Zelte standen vor der Sonne geschützt unter den Bäumen, wir jedoch mit voller Sonneneinstrahlung auf dem Parkplatz, sodass wir uns entschieden, am nächsten Tag umzuziehen. Der Umzug zum Hostel Puritama (einer unserer Favoriten, sehr gepflegt, saubere Sanitäranlagen, kaum staubig, superschnelles WiFi) verzögerte sich am nächsten Tag, da wir uns mit einem deutsch-neuseeländischen Pärchen festquatschten (und die Idee des Campertauschen hört sich gut an… 🙂 ). Am Nachmittag wollten wir uns endlich um die Tour zu den Geysiren El Tatio kümmern, stießen beim Verlassen des Camping jedoch auf ein großes schweizer Wohnmobil. Klar, mit denen musste erst mal gequatscht werden. Der Austausch mit anderen Campern ist wichtig, uns interessieren doch häufig andere Themen als die der Backpacker: Straßenzustände, Stellplätze, Grenzübergänge, usw.

Pukará de Quitor

Der Mitarbeiter von Cosmo Andino Expedition, wo wir die Tour zu den Geysiren buchten, beriet uns ausführlich über die Sehenswürdigkeiten der Umgebung, die wir mit dem Wohnmobil besichtigen sollten. Man kann sicherlich zwei Wochen und länger in San Pedro und Umgebung bleiben, ohne dass Langeweile aufkommt. Am Dienstag Vormittag ging es zu Fuß zur Oase und den Ruinen von Pukará de Quitor. Auf dem Parkplatz sahen wir den Pickup von Rolf und Walburga, die wir bereits bei Paranal getroffen hatten. Klar, dass wir klopfen mussten. Die anschließende Besichtigung der Ruinen fiel kurz aus, da wir uns mal wieder festgequatscht hatten und es inzwischen richtig heiß geworden war. Aber im Schatten des kleinen Cafés an den Ruinen zu sitzen und eine kalte Cola trinken, war herrlich.

Geysire El Tatio

Am Mittwoch klingelte der Wecker um 4 Uhr, eine halbe Stunde später wurden wir von Cosmo Andino abgeholt. Unsere erste geführte Tour stand bevor, wir waren gespannt. Die Entscheidung für eine geführte Tour war aus mehreren Gründen gefallen: laut Reiseführer katastrophaler Zustand der Straße, bisher keine Erfahrung mit Höhe von 4300 m und der Tatsache, dass wir zum Sonnenaufgang oben sein wollten und nicht im Dunkeln fahren wollten. Für alle, die die Geysire individuell besuchen wollen: die Piste ist einem sehr ordentlichen Zustand (!), nur innerhalb des Geländes sind die letzten Meter Wellblech. Übernachten kann vor dem Conaf-Gebäude. Aber Achtung: es war kalt, als wir ankamen -6°C!
Kurz vor sechs kamen wir bei den Geysiren an, zu Recht ein must-see für alle San Pedro de Atacama-Besucher. Überall sprudelt es, beeindruckende Dampfwolken stiegen hervor und der Sonnenaufgang war mystisch; kein Wunder, dass dieser Ort für die Ureinwohner heilig war. Unser Guide Francesco erzählte und erklärte jede Menge. Nach dem Frühstück schlüpften wir vor Kälte bibbernd in Badehose und Bikini und genossen das warme Wasser des Thermalbads, herrlich und total verrückt die Gegensätze der Luft- und Wassertemperatur!
Anschließend machten wir uns auf den Rückweg und sahen Vicuña-Herden (wilde Verwandte des Alpacas), Viszcachas (springende Verwandte der Chinchillas) und Flamingos. Ein kurzer Stopp wurde in dem kleinen Dorf Machuca eingelegt. Hier gab es Lama-Kebap, das sehr lecker war, jedoch verdächtig an Rindfleisch erinnert hat… war wohl auch Rind :-)! Ein kleine Wanderung folgte durch eine Kakteenschlucht, dann war die Tour zu Ende. Wir waren sehr zufrieden, Francesco war super, wusste sehr viel und hatte Spaß uns etwas beizubringen.

Laguna Chaxa

Nachmittags verließen wir den Camping und fuhren zur Laguna Chaxa, eine Lagune mitten im Salar de Atacama, dem Salzsee, mit einer Flamingokolonie. Wir fragten die Conaf-Mitarbeiterin, ob wir über Nacht bleiben dürften (jaja, kein Problem) und verkrochen uns erstmal wieder zurück ins MePa. Es war so heiß… Mit ausgefahrener Markise und geöffneten Fenstern ließ es sich irgendwie aushalten. Dann kamen Walburga und Rolf noch einmal vorbei und gegen Abend zogen wir los, um die Flamingos zu sehen. Die standen großteils leider in der entfernteren Lagune – hatten wohl keine Lust auf Touris. Der Sonnenuntergang färbte die irre Landschaft in kitschige Farben und die Nacht war sehr ruhig. Wir schliefen beide gut, hatten uns scheinbar langsam an die Höhe gewöhnt. Am nächsten Morgen standen wir zum Sonnenaufgang auf, was ein großartiges Erlebnis war! Die Flamingos standen sehr nah und weit und breit war außer uns kein Mensch!

Oase im Valle de Jere

Für den Donnerstagmittag suchten wir ein kühles Schattenplätzchen… leichter gesagt als getan in der Wüste. Fündig wurden wir im Valle de Jere, das herrlich ist, um die Mittagsstunden zu verbringen. Wir dösten im Schatten und lasen Reiseführer. Nur dem MePa wurde auf dem Parkplatz ordentlich warm – es passte leider nicht unter die Überdachung für die PKW.

Laguna Cejar

Laguna Cejar - sich treiben lassenBevor wir zurück nach San Pedro fuhren, hielten wir bei der Laguna Cejar. Hier kann man sich im Wasser bei über 40 % Salzgehalt treiben lassen. Angeblich ist der Auftrieb sogar stärker als im Toten Meer. Schwimmen funktioniert jedoch nicht, am besten gar nichts machen :-)! Duschen kann man anschließend vor Ort übrigens auch.

Valle de la Luna

Die letzte Nacht in San Pedro wollten wir im Valle de la Luna verbringen, das zum Pflichtprogramm gehört. Sonnenunter- und aufgang seien spektakulär, so der Reiseführer. Es kam dann doch etwas anders als gedacht. Relativ spät erreichten wir den Parkeingang, kauften die Eintrittskarten und bekamen eine kleine Übersichtskarte. Dann mal los! Wenn möglich bis zum letzten Parkplatz, so hatten wir den Mitarbeiter verstanden. Dort angekommen (Tres Marias) waren wir – und auch einige andere – etwas orientierungslos. Da die Sonne jedoch schon sehr tief stand, entschieden wir uns, das Auto zu parken und zu Fuß weiterzugehen. Plötzlich tauchte ein Ranger auf und erklärte, wir müssten zur Duna mayor – mit dem MePa zeitlich nicht mehr zu schaffen – und er würde den Parkplatz jetzt schließen. Etwas frustriert und genervt über die missverständliche Karte und das Organisationschaos machten wir uns auf den Rückweg und übernachteten auf dem Parkplatz vor dem Parkeingang. Für den Sonnenaufgang wieder herein zu fahren, hatten wir keine Lust. Also, für alle, die das Valle de la Luna mit einem Camper besuchen wollen: Innerhalb des Geländes darf man nicht mehr übernachten, da haben sich wohl leider zu viele Vorgänger zu schlecht benommen. Der Standardaussichtspunkt ist die Duna mayor. Um 19.20 Uhr (zu unserer Zeit Sonnenuntergang gegen 20.10 Uhr, unklar, ob die Schließzeiten angepasst werden) wird der letzte Parkplatz geschlossen und anschließend die weiteren. Und zu guter letzt: alle sprechen immer nur von Sonnenauf- oder -untergang, tagsüber ist die Mondlandschaft auch sehr beeindruckend und sehenswert.

El Paranal – DIE europäische Südsternwarte

Kilometerstand
Anfang: Taltal (Chile): 11.465 km
Ankunft: Antofagasta (Chile): 11.715 km
Etappe: 250 km

Zum Glück war die ziemlich unruhige Nacht an der Copec in Taltal vorbei und wir starteten in einen Tag mit einem anderen Schwerpunkt 😉 : Es ging um Technik, beeindruckend große Technik! Mitten in der Atacamawüste, auf dem Berg Paranal (S24.640406, W70.386872), steht das VLT, die in der Gesamtleistung beste optische Teleskopanlage der Welt.

Observatorium ParanalEine Besichtigung ist nur Samstags möglich und so strickten wir unseren Zeitplan die Tage zuvor entsprechend um, und machten uns auch von Taltal entsprechend früh auf den Weg – zur Beruhigung aller die auch gucken gehen wollen: die gesamte Strecke zwischen Taltal, über Paranal bis Antofagasta ist komplett asphaltiert, inkl. der Auffahrt zum Teleskop. Wir haben von Taltal ca. 1,5 Stunden bis zum Eingang und danach ca. 1,5 Stunden bis Antofagasta gebraucht.

Während der Besichtigung ging es zunächst in das ESO Ressort, der Unterkunft für die Mitarbeiter. Die Meisten kennen sie vermutlich aus dem James Bond „Ein Quantum Trost“ – dort ist das große Finale gedreht worden. Danach ging es auch schon (mit dem eigenen Auto) weiter den Berg hinauf zu den großen Teleskopen und wir konnten die beeindruckenden Hauptspiegel (8,2 m im Durchmesser) und die Verstellmechanik besichtigen. Nach einem kurzen Umweg über das Kontrollzentrum des Teleskops Antu (Mapuche für Sonne) waren die 2 Stunden auch schon wieder vorbei und es ging weiter nach Antofagasta.

Hier schlugen wir unser Quartier wieder mal an einer Tankstelle, diesmal Petrobras, auf – allerdings dafür auch mit Meerblick (S23.622861, W70.394114 – durch die Straße laut, saubere Sanitäranlagen, bedingt empfehlenswert).

Fahren, fahren, fahren …

Kilometerstand
Abfahrt: Punta de Choros (Chile): 10.843 km
Ankunft: Taltal (Chile): 11.465 kmGesamtetappe: 622 km

Es war mal wieder fahren angesagt und so ging es von Punta de Choros, über einen Zwischenstopp in Vallenar, wo wir immerhin mal das Auto gewaschen haben, bis nach Taltal. Übernachtet haben wir mal wieder an einer Copec… Dennoch ist die Landschaft und die kleinen Entdeckungen am Rande immer wieder toll:

Und noch mehr Pinguine

Kilometerstand
Anfang: Limache (Chile): 10.327 km
Ankunft: Punta de Choros (Chile): 10.843 km
Gesamtetappe: 516 km

Nach Valparaíso war erstmal weiteres Planen der Tour angesagt. So verbrachten wir einen halben Tag mit Reiseführer lesen und Routenplanung. Als festes Ziel steckten wir das Observatorium Pananal, das jedoch nur samstags mit Führung besichtigt werden kann und zudem viele, viele Kilometer nördlich entfernt lag. So lagen Fahrtage vor uns und wir mussten uns zwischen dem Reserva Natural Pinguino de Humboldt und Nationalpark Pan azucar entscheiden. Und wer hätte es gedacht? Die Pinguine gewannen – nein, ich bin noch lange nicht pinguingesättigt 🙂 !

Chamäleon-MePa?!Die Landschaft wurde gegen Norden immer karger, bis wir schließlich die Wüste erreichten. Die große Sandverwehung auf der Zufahrtsstraße nach Punta Choros packte das MePa zum Glück ohne Schwierigkeiten – wir hatten schon befürchtet, schippen zu müssen… Im Örtchen gab es nichts Spannendes zu entdecken. Wir übernachteten auf dem ziemlich überteuerten Camping Ruiz, der ist zwar in einem topp gepflegtem Zustand und wir standen sehr schön am Strand, aber den Zuschlag für heiße Duschen bei 24.000 CLP/Nacht fanden wir etwas frech. Am nächsten Morgen suchten wir das Conaf-Büro, die chilenische Nationalparkbehörde auf und dann begann das südamerikanische Chaos. Drei Personen fragen, fünf unterschiedliche Auskünfte bekommen. Eine Tour um 10 Uhr – wie von Conaf behauptet – gebe es nicht, die Fischer seien noch gar nicht von ihre eigentlichen Arbeit zurück. Zudem könne man die Isla de Damas, die einzige begehbare der drei Naturreservatinseln, wegen Wartung oder zum Schutz der brütenden Pinguine aktuell nicht betreten. Wir sollten uns wegen der Bootstour an Willy wenden, erklärte die Klofrau, die vor dem Ticketsverkaufhaus saß. Wo auch immer der zu finden sein soll…

Wir entschlossen uns am Hafen einfach zu warten. Plötzlich tauchte eine Gruppe von 50 chilenischen Kindern und Erwachsenen auf und jetzt brach das Chaos so richtig aus. Während wir beobachteten, wie man irgendwie versuchte, die Kinder mit Hilfe von Namenslisten auf Boote zu verteilen, sprachen uns zwei Chilenen mit einer deutschen Abiturientin im Schlepptau an. Ob wir auch Touristen seien, fragten die Jungs. Nein, ich laufe immer in praktischen Trekkingschuhen, Funktionsjacke und mit Spiegelreflex um den Hals herum 😉 . Aber unsere Chancen auf eine Bootsfahrt stiegen drastisch an. Nun waren wir zu fünft, fehlten nur noch vier weitere, damit der Fischer mit seinem Boot noch einmal rausfährt. Vier andere zu finden hört sich leichter an als es ist, zudem wir uns im Niemandsland 40 km entfernt von der nächsten asphaltierten Straße befanden. Also warteten wir und warteten und warteten.

Am Ende vom Lied fuhren wir dann doch zu fünft und zahlten halt etwas mehr. Cool war die Tour aber auf jeden Fall. Wir flitzten über das Wasser, was großen Spaß bereitete – und in einem nach San Antonio benannten Boot passiert einem sowieso nichts! Viele Humboldt-Pinguine konnten wir leider wegen der Brutzeit nicht sehen. Kaum zu glauben, dass die Kolonie 20.000 Tiere zählen soll. Sie sind etwas kleiner als die Magellanpinguine und haben im Gegensatz zu ihren Verwandten nur einen schwarzen Streifen. Einige Tiere, die auf dem Weg zum Wasser zur Futtersuche unterwegs waren, konnten wir aber entdecken. Sehr putzig! Zudem gab es zwischen den inzwischen treuen Begleitern, den Seelöwen, Pelikane, Kormorane, Delphine und sogar einen Buckelwal zu sehen. Mucho suerte gehabt 🙂 !