Bonjour New Orleans: aujourd’hui, il ya Blues et Jazz!

Kilometerstand
Abfahrt: Houston, Texas (USA): 33.545 km
Ankunft: New Orleans, Louisiana (USA): 34.155 km
Gesamtetappe: 610 km

Nun führte uns die Strecke in Richtung Osten: wir übernachteten in Lafayette, bevor es nach New Orleans ging. Nur war immer noch unklar, wo wir in New Orleans einen Stellplatz finden würden – in den Großstädten haben wir immer das gleiche Problem. Der erste Campingplatz, den wir anfuhren, existierte nicht mehr, der zweite sah zwar von außen ganz hübsch aus, lag aber in einem Industriegebiet abseits der Innenstadt und fern ab von öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir wollten schließlich abends die Livemusik genießen, wie würden wir da vernünftig zurückkommen können? Letztlich entschieden wir uns für eine Nacht auf dem unverschämt teuren RV-Park direkt am historischen Stadtzentrum, dem French Quarter. Das hatte allerdings den großen Vorteil, direkt in die Stadt losziehen zu können – was wir dann auch taten 🙂 . Die wunderschöne französische Architektur mit ihren verzierten Eisenbalkonen zog uns schnell in den Bann. Überall war viel los, besonders aber auf der berühmten Bourbon-Street, wo zwei Jungs waghalsige Breakdance-Einlagen vor vielen dutzend Zuschauern aufführten. Ansonsten erinnerte uns die Straße etwas an die Bolkerstraße in Düsseldorf, halt Geschmacksache ;-)!

Die Seitenstraßen begeisterten uns sofort: schöne Galerien, kleine Läden und so viele Straßenkünstler, wie wir nirgends sonst gesehen hatten: an einer Ecke spielte jemand Geige, an der nächsten sang jemand a-capella und aus der Ferne hörte man eine Jazzband. Grandios! Wir schlenderten zunächst lange durch die Gassen und sogen die Stimmung auf, bis wir schließlich ein kleines Restaurant wählten. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz entdeckten wir einen Camper mit Pickup und Kabine. Die Tür stand offen und so lernten wir Allen aus Arizona kennen. Er reist quer durch die USA und ist zur Zeit auf dem Weg nach Florida. Es war sehr schön, sich mit ihm zu unterhalten und auszutauschen, handelte es sich doch eindeutig um einen Gleichgesinnten 🙂 – während wir mit den Campern auf dem Camping in ihren klimatisierten, riesigen RVs kaum etwas gemeinsam hatten. Zum Abschied schenkte er uns noch eine Tüte mit leckeren Grapefruits aus seinem Garten – die Obstversorgung war also gesichert :-).

Wir waren gerade am Frühstücken, als Allen heute Morgen mit seinem Pickup vorbei kam. Er wollte uns nur Bescheid geben, dass er gebeten worden war, seinen Parkplatz vor der Touristeninformation zu verlassen und wir erst später dort parken können würden. Danke Allen! Den Campingplatz verließen wir trotzdem, suchten uns einen anderen Parkplatz und liefen erneut durch das French Quarter. In der Katrina and beyond-Ausstellung verbrachten wir zwei Stunden: ein tolles Museum über die zwei Hurrikans Katrina und Rita, die 2005 die Gegend verwüstet hatten, mit vielen Gegenständen, Erklärungen und persönlichen Geschichten, die einem nahe gingen. Ansonsten erkundeten wir die Stadt weiter und hörten wieder viel Musik, abends auch in der Frenchmen Street. Das sei ein „Geheimtipp“, so die Frau an der Rezeption des Campings vom Vortag, auch dort waren unglaublich viele Touristen unterwegs, schön war es aber trotzdem, wie ganz New Orleans – eine Stadt, in der man herrlich viel Zeit verbummeln kann!

„Houston, wir haben ein Problem“

Kilometerstand
Abfahrt: Austin, Texas (USA): 33.207 km
Ankunft: Houston, Texas (USA): 33.545 km
Etappe: 338 km

Black's BarbequeVon Austin ging es für uns zunächst nach Lockhardt, der BBQ-Hauptstadt Texas’ und somit der Welt. Kurz gesagt, lohnt sich nicht 🙁 . Wir hatten Restaurants erwartet, trafen aber auf XXL-Fastfood-Imbisse. Nicht so unser Ding, weder Ambiente noch Geschmack oder Preis/Leistungsverhältnis überzeugten uns. Die Leute aber waren begeistert und das Black’s BBQ voll!

Für uns ging es also weiter nach Houston. Dort flüchteten wir aufgrund des Unwetters (der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet…) in der größte Shoppingmall von Texas: The Galleria, eine Mall wie jede andere auf diesem Planeten – nur kann man nicht überall Autos von Tesla 😯 kaufen.

Nach einer überraschend ruhigen und erholsamen Nacht bei Walmart (in den USA die typische Location zum Freistehen) besichtigten wir das Houston Space Center der NASA. Das Ganze erinnerte zwar an einen Freizeitpark, aber das ist wahrscheinlich typisch US-amerikanisch. Wir verbrachten fast fünf Stunden in den unterschiedlichen Ausstellungen, kletterten in ein Space-Shuttle und besuchten das Trainingscamp der Astronauten. Dort ist die gesamte Internationale Raumstation eins zu eins aufgebaut, um zu trainieren und im Ernstfall auch am Boden simulieren zu können. Dass Weltraumforschung Grundlagenforschung für viele unterschiedliche Bereiche von Wasseraufbereitung bis hin zu medizinischer Bildgebung darstellt, wurde gut und interessant beschrieben – und nebenbei die Milliarden rechtfertigt, die dafür ausgegeben werden 😉 . Unser größtes Highlight war eine original Saturn V-Rakete, die für die Apollo-Missionen verwendet wurde. In einer riesigen Halle war diese liegend aufgebaut und bestand aus insgesamt vier imposanten Teilen. Nach der Besichtigung waren wir uns beide einig: interessant und macht viel Spaß!

Von Cowboys, Pfirsichen und Livemusik

Kilometerstand
Abfahrt: San Antonio, Texas (USA): 32.906 km
Ankunft: Austin, Texas (USA): 33.207 km
Etappe: 301km

Bandera - Cowboy Capital of the WorldWir hatten San Antonio verlassen und steuerten Bandera an, das sich selbst The Cowboy Capital of the World nennt. Ein kleines Städtchen, in dem mitten am Tag aber von Cowboys weit und breit nichts zu sehen war. Die Dame in der Touristeninformation erklärte uns, wir hätten den einzigen Tag der Woche erwischt, an dem nichts los sei… Schade eigentlich!

Nein, übernachten wollten wir dort nicht und fuhren durch die schöne Landschaft des county hills weiter bis nach Fredericksburg. Fredericksburg war vor langer, langer Zeit mal eine deutsche Siedlung. Heute erkennt man die deutsche Geschichte noch an einigen deutsch-sprachigen Straßenschildern, Ortsbezeichnungen (wie z.B. Friedhof) und der deutschen Bäckerei, in der wir ein echtes Sauerteigbrot ergatterten. Die Frau in der Touristeninformation von Fredericksburg hatte uns zuvor geraten, die Bäckerei zügig aufzusuchen. Sie könne uns nicht sicher sagen, wann diese schließe: mal um 15 Uhr, manchmal schon um 14 Uhr, wenn alles ausverkauft sei… Wenn wir eins auf dem roadtrip gelernt haben, dann, dass deutsche Bäckereien überall funktionieren und immer schließen sie irgendwann: nämlich, wenn alles ausverkauft ist.

Unser eigentliches Ziel in Fredericksburg lag allerdings etwas außerhalb der Stadt: eine Pfirsich-Obstplantage. Während der Pfirsich-Ernte, kann man dort nämlich selber pflücken, was wir auch taten. So eine große Kiste, wie das Paar vor uns, das Marmelade einkochen wollte, konnten wir zwar leider aus Transportgründen nicht füllen, freuten uns aber sehr über unsere kleine Schachtel leckerer Pfirsiche und genossen den ersten noch auf dem Weg zum Auto.

Dann ging es weiter in die nächste Stadt, nach Austin. Hier läuteten wir unsere Music Route ein. Der Campingplatz lag mitten in der Stadt und wir konnten zu Fuß abends noch die Stadt erkunden. Ein anderer Reisende vom Campingplatz hatte uns die Sixth Street empfohlen („da gehen die jungen Leute hin“… 🙄 ). Na dann! Wir hatten leider nicht gefragt, ob er den East- oder den West-Teil der Sixth Street meinte… Wir suchten lange im East-Teil der Sixth Street, bis wir endlich ein paar Kneipen und Restaurants entdeckten. Letztlich hatten wir einen schönen Abend, leider aber ohne Livemusik. Der zweite Abend in Austin war dann umso besser. Im Saxon Pub, der uns ebenfalls von einer Campingplatz-Bekanntschaft empfohlen worden war und der an einen Irish Pub erinnerte, spielte eine tolle Künstlerin (Ginger Leigh)  mit ihrer Band. Nebenbei noch zu erwähnen: Austin soll mit rund 250 Konzerten täglich die meisten Livekonzerte pro Einwohner der Welt haben. Es lohnt sich also definitiv!

Kulturschock USA ;-)

In San Antonio steuerten wir einen Supermarkt an und zwar den einzigen, der in der OpenStreetMap eingepflegt war: H-E-B, ein mexikanischer ;-). Es gab aus Mexiko importiertes Gemüse und Milchprodukte, mexikanische Tortillas und zum Abschluss eine spanisch sprechende Kassiererin :-). Danach fuhren wir auf den Campingplatz. Schon hinter der Grenze hatten wir einige Camping- oder Parkplätze für die typischen amerikanischen Camper gesehen. Das sind ca. 12 m lange Wohnmobile mit ausfahrbaren Seitenteilen, Klimaanlage, Satellitenschüssel, Anhänger für einen PKW und was man sonst alles so täglich braucht – oder auch nicht ;-).

Trotzdem war der Campingplatz in San Antonio ein ziemlicher Kulturschock. Auch wenn der Platz zur Zeit eigentlich gut besucht war und viele Wohnmobile und -wagen dort standen, war nichts los. Bis auf ein paar wenige Gassigeher war kaum ein Mensch draußen. Ja, es war warm und schwül, aber warum fährt man irgendwo hin, um dann nur im Auto zu hocken? Die Plätze hatten alle full hook up, das heißt man schließt Stromkabel und Wasserschläuche für Frischwasser und zur Entsorgung auch der Toilette direkt am Platz an. Kein Klo- oder Wasserschleppen mehr – vorausgesetzt man hat den richtigen Schlauch mit und passende Anschlüsse dabei, wir nicht ;-). Trotz der fremden Mentalität freuten wir uns sehr über das viele heiße Wasser in der stark klimatisierten Sanitäranlage und aßen als einzige draußen zu Abend.

Heute morgen ging es mit dem Bus in das Stadtzentrum von San Antonio. Wir erkundeten den schönen Riverwalk, ein Spazierweg entlang des Kanals mitten im Stadtzentrum, und das Alamo-Denkmal. Wir waren beide positiv überrascht von San Antonio, eine Stadt, die es ehrlich gesagt nur durch Zufall und als erstes Ziel nach der Grenze auf unsere Reiseroute geschafft hat. Nachmittags suchten wir den Bus für den Rückweg. Wir standen vor dem Stadtplan, als wir von einem Mann in gelbem T-Shirt angesprochen wurden, der uns fragte, ob er uns helfen könne. Was für ein Service, der Herr war von der Touristen-Information!

Wir waren gut mit dem Bus zum Campingplatz zurückgekehrt und fuhren mit dem MePa noch einmal los, um bei Walmart einzukaufen. Ja, in diesem Land ist einfach alles größer: Schilder, Pickups, Wohnmobile sowieso, aber auch Lebensmittelpakete. Die Milch gibt es regulär nur im 1-Gallone- Kanister (das sind 3,79 Liter) und wir mussten suchen, bis wir als kleinste Verpackungseinheit eine halbe Galone entdeckten – ein anderes Beispiel: Eier, die gibt es nur im 18er-Pack. Während sich unser Einkaufswagen füllte, staunten wir über die im Verhältnis zu Deutschland hohen Preise – insbesondere für Gemüse und Obst, aber auch für Wurst (insbesondere im Verhältnis zur Qualität). Dagegen war Fleisch erstaunlich günstig, vorausgesetzt man braucht wirklich große Mengen. Und noch eine Entdeckung machten wir auf dem Weg zur Kasse: bei Walmart gibt es sogar Pistolen, Gewehre uns Munition zu kaufen – willkommen in Texas!

Welcome to the US, brother!

Kilometerstand
Abfahrt: Monterrey (Mexiko): 32.405 km
San Antonio, Texas (USA): 32.906 km
Etappe: 501 km

„Die letzten 200 km vor der US-amerikanisch-mexikanischen Grenzen sollte man durchfahren und nicht anhalten“ – diesen Ratschlag hatten wir einige Male gehört und so hielten wir uns auch daran. Viele Möglichkeit zwischen Monterrey und Laredo anzuhalten und eine Pause zu machen, gab es allerdings sowieso nicht. Wir kamen auf dem Weg nach Nuevo Laredo nur an zwei oder drei Pemex-Tankstellen vorbei. Unterwegs sahen wir mehr und mehr Trucks mit texanischem Kennzeichen und kamen dank guter Straßenqualität zügig voran.

Nachdem wir endlich den Zoll gefunden hatten, war der mexikanische Teil des Grenzübertritts in Laredo schnell erledigt. Anschließend ging es über die Grenzbrücke: zunächst Passkontrolle, übrigens ohne Fingerabdruck, dann hörten wir, wie der Grenzer in sein Funkgerät sprach: „I’ve got a small RV here…“. War ja klar, wir wurden rausgezogen… Die anschließende Kontrolle verlief aber schnell, Axel fuhr mit dem MePa durch das Röntgengerät, während sich Antonia mit dem Grenzbeamten unterhielt und seine Fragen beantwortete. Was macht ihr beruflich, wieviel Bargeld führt ihr mit, Drogen etc.? Nach dem Scan wurde auch Axel aus dem Auto geschickt, ein weiterer Grenzbeamter schaute sich die Fahrerkabine von innen an und fragte nach dem Einfüllstutzen für den Dieseltank. Das Procedere hatte nur ca. 10 Minuten gedauert und wir waren fertig. Axel fragte noch, ob wir keinen Stempel in den Reisepass bekämen. „Welcome to the US, brother!“ lautete die Antwort des Grenzbeamten! Er erklärte, dass unsere Daten im Computer erfasst seien und damit alles erledigt sei. Okay, das war leichter als erwartet!

Es hatte Schwierigkeiten mit unserem deutschen Agenten für die KFZ-Haftpflichtversicherung gegeben und wir suchten eine Ergänzung für ein oder zwei Wochen. Daher hielten wir in Laredo am nächsten Schild, das für eine seguro warb, an. Nun waren wir seit ca. 10 Minuten offiziell in den Staaten, aber inoffiziell scheinbar noch immer in Lateinamerika. Im Versicherungsbüro war Spanisch die Amtssprache :-). Die Tochter wurde herbeigeholt, um ins Englische zu übersetzen, während wir – natürlich auf Spanisch 😉 – erklärten, dass wir für DIESE Seite, nämlich die USA, eine Versicherung suchten und nicht für die andere. Leider könne man uns eine Versicherung nur für Mexiko oder ein mexikanisches Auto verkaufen. Mit der Wegbeschreibung für eine andere Versicherungsagentur verließen wir das kleine Gebäude. Ein paar quadras, ähm blocks weiter erreichten wir die zweite Versicherung und waren nun tatsächlich in Texas. Mit breitestem texanischen Akzent erklärte uns ein junger Mann, dass er uns leider leider keine Versicherung verkaufen könne, weil das Auto in Deutschland zugelassen sei. Hmm, mal sehen wie wir das in den nächsten Tage lösen werden, jetzt erst einmal weiter nach San Antonio.