Zu Weihnachten am Nabel der Welt: Cusco

Kilometerstand
Anfang: Arequipa (Peru): 14.197 km
Ankunft: Cusco (Peru): 14.820 km
Gesamtetappe: 623 km

Uns ging es wieder besser und so verließen wir noch vor Weihnachten Arequipa. Da wir mit Einkaufen, Frischwassertankreinigen, allgemeinem Aufräumen, Einpacken und dem Übersetzen einer Zollrechnung mal wieder lange beschäftigt waren, konnten wir erst am späten Mittag aufbrechen. Dementsprechend landeten wir wieder in Santa Lucia auf dem Truckerstopp, wo wir schon auf dem Hinweg übernachtet hatten. Übrigens seit Feuerland das erste Mal, dass wir dieselbe Strecke hin und zurück fahren mussten. Während wir den Hinweg nach Arequipa zuletzt als langweilig empfunden hatten, war die Rückfahrt interessanter: erst zahlreiche Vicuñas, dann viele Flamingos und stimmungsvolle Nebelschwaden über dem schönen Pass. Die Nacht in Santa Lucia war im Großen und Ganzen ähnlich unruhig wie die erste Nacht dort. Nur die morgendliche Backstreetboys-Beschallung fehlte ;-).

PukaraAm Mittwoch, es war Heiligabend, ging es sehr früh los. Wir wollten nämlich Cusco erreichen, das stolze 400 km entfernt lag. In Pukara legten wir einen kurzen Stopp ein und besichtigten die Kirche, in der fleißig für die Christmette aufgebaut und geschmückt wurde. Vor dem Abra La Raya-Pass war die Landschaft etwas eintönig. Wir fuhren vorbei an trockenen Feldern und sehr einfachen Lehmhütten ohne Stromversorgung und diskutierten über den Erhalt von Traditionen und moderne Entwicklungen… kompliziertes Thema :-). Nach dem Pass veränderte sich die Gegend aufgrund einer Wasserscheide und es wurde zunehmend grüner, worüber wir uns sehr freuten. Die Straße führte nun durch aneinandergereihte Dörfer, in denen die Geschwindigkeit auf 35 kmh (!) reduziert wurde. Wir versuchten uns daran zu halten – die Policia carretera war nämlich reichlich vertreten! Sowieso war „Kontrolltag“ – dreimal wurden wir angehalten, wobei aber nur die erste Kontrolle ein wenig unangenehm verlief. Der Polizist wollte irgendetwas finden, um kassieren zu können. Nachdem die Papiere in Ordnung waren, kritisierte er unsere Reflektorstreifen am Auto. Die sind in Peru gesetzlich vorgeschrieben… Ja, unsere gelben Streifen aus dem Fahrradzubehör waren tatsächlich winzig, das störte bisher aber niemanden… Letztlich duften wir – zum Glück ohne schmieren zu müssen – weiterfahren, nachdem wir versprochen hatten, in Cusco „richtige“ Reflektorstreifen zu kaufen. Die Kontrollen der anderen Polizisten waren übrigens unkompliziert, nach dem Vorzeigen von Einfuhrpapier und Pässen durften wir sofort weiterfahren.

Gegen 18 Uhr waren wir endlich auf dem Camping Quinta Lala, auch wieder so ein Ort, wo alle hinfahren. Es gibt in Cusco jedoch keine Camping-Alternative. Nach dem Einchecken stellten wir begeistert fest, dass das man über WLAN ziemlich gut facetimen konnte – sogar mit Bild :-). So wünschten wir unseren Familien in Ratingen und Siegen Frohe Weihnachten, die wegen der Zeitverschiebung sechs Stunden weiter waren. Anschließend stellten wir unseren Baum, ähm unser 15 cm kleines Mini-Draht-Plastik-Bäumchen auf. Mit gedecktem Tisch und weihnachtlicher Dekoration kam auch bei uns langsam Weihnachtsstimmung auf und wir ließen uns unsere Pesto-Nudeln, Wein und die Lambertz-Lebkuchen schmecken. Später klopften Max und Alessandro, unsere Platznachbarn, an und wir quatschten noch ein wenig.

Am nächsten Mittag liefen wir 20 Minuten bergab bis in das Stadtzentrum von Cusco. Weil Feiertag war, war die Stadt auf den ersten Blick ziemlich leergefegt, und auch viele Supermärkte hatten geschlossen. Wir wollten abends grillen und suchten händeringend eine Einkaufsmöglichkeit. Auf dem Markt gab es leider nur noch lammelige Hühnchen und so suchten wir weiter. Der Weg führte fernab der Touri-Zone durch einen „Klamottenmarkt“, wo man von Jeans über Unterwäsche bis Schuhe alles mögliche bekommen konnte. Die Kleidung lag teilweise auf Folien zwischen dem Müll auf dem Boden, die Schuhe alle in einem Karton durcheinander, sodass erstmal lange das Gegenstück gesucht werden musste. Dazwischen drängten die Menschen und wir wollten eigentlich nur schnell durchkommen. Mmmh, irgendwie fühlten wir uns nach Indien versetzt :-)! Im Supermarkt mit dem schönen Namen Orion wurden wir schließlich fündig. Die Mitarbeiter waren zwar maximal unmotiviert, aber wir bekamen alles, was wir wollten, sodass dem Grillabend nichts mehr im Wege stand.

Heute kümmerten wir uns dann zu allererst um die Machu Picchu-Tour. Im Zickzack liefen wir durch die Stadt, erst zur Touri-Info, von dort zum Kultusministerium am anderen Ende, um die Eintrittskarten zu kaufen, und dann wieder zurück zur Plaza de Armas, um ein Zugticket zu ergattern… Geschafft – zumindest für die Hinfahrt! Nachdem wir uns mit einer Pizza gestärkt hatten, die nebenbei dank Holzofen viel besser als erwartet war, starteten wir unser Sightseeing-Programm. Und wieder einmal erwies sich der Reise-Know-How-Reiseführer als sehr lohnend! Auf die Kathedrale hatten wir keine Lust, aber die Iglesia San Blas war sehr beeindruckend. Wir entdeckten viele interessante Ecken und vergaßen den Organisationsstress vom Vormittag. Der Stadtspaziergang führte durch kleine Gässchen bis zum Convento Santo Domingo, wo angeblich ein Erdbeben 1950 in der Klosteranlage riesige Inkaruinen freilegte. Jedoch kann man sich kaum vorstellen, dass die Jesuiten nicht gewusst haben wollen, welche Schätze unter ihren Mauern ruhen…

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