Kilometerstand
Abfahrt: Campeche (Mexiko): 28.881 km
Ankunft: San Cristóbal de las Casas: 29.715 km
Gesamtetappe: 834 km
Nach Campeche ging es für uns weiter nach Palenque zu den letzten Maya-Ruinen. Wir übernachteten mitten im Dschungel auf einem sehr schönen Campingplatz und es war genauso, wie man sich einen Dschungel vorstellt: schwülwarme Temperaturen, die auch nachts kaum fielen, das laute Zirpen der Grillen und die Brüllaffen in der Ferne. Soweit so gut, bis wir mitten in der Nacht unsaft geweckt wurden – von den Brüllaffen, die scheinbar direkt über uns in den Bäumen saßen und lautstark ihr Revier verteidigten. Ein Geräusch, bei dem man mehr an das Röhren einer mehrstimmigen Metalband als ein Tier denkt: sowohl von den Tönen als auch von der Lautstärke. Wo sind die Ohropax?
Die Ruinen von Palenque erinnerten uns an die Ruinen in Tikal, auch diese Ruinen waren von dichtem Dschungel umgeben, wieder eine schöne und beeindruckende Kulisse. Zum ersten Mal in Mexiko fielen uns die vielen, vielen Kinder auf, die vor dem Eingang und auf dem Gelände kleine Souvenirs o.ä. verkauften. An einem Montagmorgen um kurz nach acht? Wir trafen das mexikanisch-amerikanisches Paar wieder, das ebenfalls auf dem Camping übernachtet hatte. Die Mexikanerin sprach zwei Jungs an. Die beiden erklärten, sie hätten heute schulfrei, es sei Brückentag vor dem Feiertag am Dienstag, dem Cinco de Mayo. Sonst gingen sie angeblich regelmäßig zur Schule. Wir hoffen, dass sie die Wahrheit sagten – allein es fehlt der Glaube…
Über einen großen Umweg über Villahermosa und Tuxtla Gutiérrez erreichten wir erst sehr spät abends das nächste Ziel: San Cristóbal de las Casas. Der Direktweg von Palenque nach San Cristóbal wird von vielen Reisenden gemieden, weil Straßensperren (u.a. der wohl nicht immer zimperlichen Zapatisten) häufig vorkommen sollen. Manchmal soll es dann auch um mehr als nur ein paar Pesos gehen… Wie viel an den Gerüchten heutzutage noch stimmt, wissen wir nicht. Das Paar vom Camping in Palenque erzählte, kein einziges Mal auf der Strecke angehalten worden zu sein. Und nebenbei seien es im Moment eher die Lehrer, die im Knatsch mit der Regierung um Mehrarbeit und Qualifikationen die Straßen sperren. Nicht unbedingt die Berufsgruppe mit einem Ruf zu außergewöhnlicher Gewaltbereitschaft, oder?!
Wie dem auch sei, wir wollten unser Glück nicht herausfordern und fuhren nach langer Überlegung die deutlich längere Strecke. Die letzten Kilometer im Dunkeln auf der mautpflichtigen Autopista waren kein Problem. Wie bisher überall fuhren die Mexikaner zügig aber umsichtig. Und wie leider seit Wochen häufig zu sehen, loderten meterhohe Flammen am Straßenrand. Brandrodung und das Abbrennen von Feldern sind hier immer noch üblich und das ein oder andere Feuerchen gerät bei den heißen Temperaturen außer Kontrolle und wird zum echten Problem. Wir waren froh, als wir an der Brandstelle vorbei waren. Natürlich war die Straße nicht gesperrt… 😉 . Dazu schien der Vollmond durch den Rauch tief-orange wie ein Feuerball. Wir waren froh, endlich in San Cristóbal zu sein. Auf 2000 m war es herrlich frisch und für uns ging es müde und erschöpft direkt ins Bett.