Wir übernachten in Teotihuacán auf dem Camping mit sehr netter Besitzerin, die uns vor einer sechzigköpfigen Gruppe Lehramtsstudenten warnte, die ihren teachers’ day auf dem Platz feiern würden (in Mexiko gibt es für alles und jeden einen Tag und der wird gefeiert 🙂 ). Abends gab es ein schlimmes Gewitter, dass wir uns im MePa verkrochen und die Party der Studenten somit leider auch ins Wasser fiel… Am nächsten Morgen ging es wieder mit Bus und Bahn zurück in die Stadt. Von der Gewalt in Mexiko hatten wir bisher nichts direkt gemerkt und waren verwundert, dass der Busfahrer an den Haltestellen erst dann die Tür öffnete, nachdem von außen ein Polizist klopfte, um zu sagen, dass alles okay sein. Ein Überbleibsel aus einer alten Zeit oder zeitgemäß?
Wir hatten nochmal zwei weitere Tage Sightseeing in Mexico City geplant und ein Hotel direkt in der Innenstadt gebucht. So stand das Auto in Teotihuacán sicher und wir waren deutlich flexibler. Wir stiegen am Zócalo, der Hauptplaza, aus der Metro und standen mitten in einem riesigen Fest der Nationen der Feria de las Culturas Amigas. Die meisten amerikanischen und europäischen Nationen waren mit einem eigenen Stand vertreten, aber wir entdecken auch afrikanische und asiatische Länder. Erstmal zu Hause vorbeischauen… Der Alemania- äh besser Bavaria-Stand war eine Enttäuschung. Es gab Bratwurst, Paulaner, Apfelstrudel und typisch deutsche Pizza 🙄 zu kaufen, dazu Bayern und München-Deko.
Die Bayern-Klischees nerven uns schon lange, hier wurden sie vermarktet. Wir drängelten uns trotzdem durch die Menge und kauften eine Bratwurst, die nicht einmal gut schmeckte – aus Solidarität? Nebenan bei den Amerikanern ging es anders zu. Fröhlich wurden Fähnchen und Karten verteilt, der Stand war mit schönen Fotos aus Nationalparks geschmückt und die Stimmung gut. Wir sprachen eine der Fähnchen-Verteilerinnen an, ob man drinnen vielleicht einen Reiseführer kaufen könnte. Das wisse sie nicht, sie sei nämlich eigentlich customs officer und arbeite in der mexikanischen Botschaft der USA für Zollfragen… Umso besser, dann könne sie uns doch erklären, was wir an Lebensmitteln und Alkohol in die USA einführen dürfen und nicht. Herrlich! Und nebenbei hatte die Gute vor langer Zeit einige Jahre in Bremerhaven gelebt. Die Welt ist klein :-)!
Wir starteten unser Sightseeing mit Kathedrale und dem Palacio National, in dem die berühmten Wandbilder von Diego Rivera hängen. Das Reinkommen in den Präsidentenpalast war erstaunlich einfach, wir mussten nur einen Reisepass als Pfand hinterlassen und keine Minute später waren wir drinnen. Die riesigen Wandgemälde von Diego Riviera beeindruckten uns sehr. Danach war der Templo Mayo an der Reihe. Für die Azteken war genau an dieser Stelle der Mittelpunkt der Welt, dort soll der Legende nach der Alder auf dem Kaktus gegessen und eine Schlange gefressen haben, ein Zeichen sich niederzulassen – heute findet man das Bild in der mexikanischen Flagge. Nach unserem Maya-Marathon der letzten Wochen war diese Anlage der Azteken wenig beeindruckend, aber man konnte gut sehen, wie die Pyramide immer wieder erweitert worden war.
Danach checkten wir erst einmal im Hotel ein und ließen unseren Sachen dort, bevor wir wieder aufbrachen: Im American Bookstore ergatterten wir einen Lonely Planet für die USA und im Tacos Inn gab es…. genau Tacos! Noch während wir aßen, hörten wir vor der Tür lautes Trommeln. Wie sich dann herausstellte, wurden traditionelle Tänze mit Trommelbegleitung aufgeführt. Scheinbar kann dort jeder mitmachen, die Stimmung war ansteckend. Für uns ging es weiter in das Museo del Tequila y el Mezcal – kann man, muss man nicht: der Blick von der Dachterrasse war schön, die Degustation aber ihren Namen nicht wert… Zu Fuß machten wir uns langsam auf den Rückweg und schauten noch einmal auf dem Zócalo vorbei, wo ein Konzert im Rahmen des Festes der Kulturen stattfand.
Am nächsten Morgen standen wir bestens erholt auf: ein kingsize-Bett mit frischer, sauberer Bettwäsche, unzählige Kissen zur Auswahl und ein eigenes Bad – nach fast 8 Monaten Camping der pure Luxus 🙂 ! Nach dem guten Frühstück im NH fuhren wir mit der Metro in den Süden der Stadt. Nach 15 Minuten Fußweg erreichten wir das Blaue Haus von Frida Kahlo, vor dem sich eine sehr lange Schlange gebildet hatte: heute war Tag der Museen und auch noch Sonntag… Wir warteten, schließlich waren wir jetzt schon mal hier, und mussten dann doch Eintritt bezahlen. Das Museum bzw. das Haus, in dem Frida Kahlo und Diego Rivera gelebt hatten, war voll mit Besuchern, die sich begeistert durch die Räume drängten. Diese „Fridamanie“ war fremd für uns. Wir setzen unseren Stadtbummel fort, stöberten noch über einen Artesaniamarkt und machten uns in aller Ruhe auf den Rückweg nach Teotihuacán. Im Bus lief Transporter III auf Spanisch, sicherlich ist die Handlung eher simpel, aber wir konnten überraschend gut viele Dialoge verstehen – viel besser als manch einen auf der Straße 😯 !