Zurück an den Niagara-Fällen

Kilometerstand
Abfahrt: Altoona, Pennsylvania (USA): 36.824 km
Ankunft: Lincoln (Kanada): 37.282 km
Etappe: 458 km

Vom Ende des Skyline Drive bis nach Niagara Falls waren es mehr als 600 Kilometer und wir waren froh, den ersten Teil bereits einen Tag zuvor hinter uns gebracht zu haben. Die Vorfreude auf das letzte Land unseres Roadtrips stieg, je näher wir der Grenze kamen. Für Ost-Kanada haben wir nun noch einen ganzen Monat: viel Zeit zum Wandern, Kanufahren, Metropolen erkunden und natürlich Hummeressen 😉 .

In Niagara Falls, der amerikanisch-kanadischen Doppelstadt, besichtigten wir auf der amerikanischen Seite die Wasserfälle. Auch wenn der Gesamtüberblick von der kanadischen Seite beeindruckender ist, sind die Wassermassen doch imposant, die direkt neben den Aussichtsplattformen in die Tiefe stürzen. Und nebenbei war dies (zumindest auf kanadischer Seite) der erste Ort seit neun Monaten, den einer von uns beiden, nämlich Antonia, vorher schon einmal besichtigt hatte. Ein gutes Gefühl, mal etwas Bekanntes zu sehen 🙂 !

Links USA, rechts KanadaÜber die internationale Rainbowbridge verließen wir die USA und wollten nach Kanada einreisen. Etwas überraschend kam das Hinweisschild, dass sich Camper und RVs bitte in die Schlange der Reisebusse einreihen müssten. Ehrlichgesagt waren wir das nicht gewohnt, bisher durften wir an allen LKW- und Reisebus-Schlangen immer vorbeifahren. Vor uns waren fünf Reisebusse… genug Zeit für uns, Touri-Broschüren zu sortieren, Quittungen wegzuwerfen und eine kalte Cola aus unserem Kühlschrank zu trinken. Als der Reisebus mit amerikanischem Kennzeichen und italienischer Reisegruppe (Wahnsinn, wo kommen alle diese Menschen her, haben die tatsächlich alle einen Sitzplatz oder ist das das Ende eines schwarzes Loches?!?) abgefertigt worden war, waren endlich wir dran. Die kanadische Grenzbeamtin war etwas irritiert, warum uns in den USA der Reisepass nicht gestempelt worden war. „Weil sie es nicht getan haben!“ ist eine blöde Antwort, war aber so. Nun ja, Schulterzucken und Stempeln ihrerseits und fertig. Für die Papiere vom MePa oder etwa unser Auto selber interessierte sich niemand wirklich. Wir sahen lediglich vom Zollgebäude aus, wie der Zöllner die Autotüren öffnen wollte. Dass diese abgeschlossen waren, war ihm dann aber auch egal. Wir waren froh, die letzte Grenze passiert zu haben, geschafft!

Mit einem Abstecher im kanadischen Niagara Falls zur wahrscheinlich engagiertesten Touristeninformation überhaupt, die wir mit einem großen Stapel Broschüren und Karten verließen, fuhren wir auf einen zentral gelegten Parkplatz, der uns in der Touristeninformation auch als Übernachtungsplatz empfohlen worden war. Mittendrin und nur 5 CAD/24 Stunden, perfekt. Tja, wenn nur das Problem mit dem Bezahlen nicht gewesen wäre. Fünf von sechs Parkautomaten waren kaputt, der andere akzeptierte weder Kreditkarte noch Scheine. Wie gut, dass wir seit Lima Rolands Restmünzen mit uns herumfahren…  😉 !

Das MePa war geparkt und wir liefen noch einmal zu den Fällen, um von der kanadischen den Blick auf die volle Breite und Tiefe der zwei Wasserfälle genießen zu können. Ja, sie sind und bleiben beeindruckend. Nur die Maximalkommerzialisierung schadet der Atmosphäre. Damit den Touristenmassen von 13 Millionen (!!!) jährlichen Besuchern nicht langweilig wird, lässt sich die Tourismusbranche ständig etwas Neues einfallen. Aus allen erdenklichen Perspektiven können die Fälle bewundert werden, von oben, unten, hinten und vorne… unsere Entscheidung fiel auf vorne-unten, nämlich eine gute, alte Bötchenfahrt. Die heißt auf kanadischer Seite nicht mehr Maid-of-the-Mist sondern Hornblowers, doch etwas Neues seit 2002! Auch wenn man mit vermutlich 200 anderen auf ein Boot gepfercht wird, es lohnt sich, diesen Hexenkessel (erstaunlich treffend im Reiseführer beschrieben) zu erleben.

Über den Niagara Parkway, der am Niagara River entlang führt, zockelten wir gemütlich nach Niagara-on-the-lake und erfreuten uns bei bestem Wetter über eine wunderschöne Landschaft mit Kirsch- und Erdbeerplantagen, Weinbergen und schnieken Villen. In Niagara-on-the-lake war es erstmal Zeit für ein Mittagspausen-Picknick im MePa: In Niagara Falls hatten wir zuvor eingekauft und packten nun Salat und frisches Baguette aus. Währenddessen beobachteten wir, wie unser ansonsten so unauffälliges Auto in Augenschein genommen wurde. Über das Kennzeichen stutzen viele, manche sprachen uns auch an und fragten, wo wir herkämen (aus Deutschland, aber mit einem Umweg über Argentinien… 😉 ). Oh, die Kanadier sind aufmerksam und interessiert!

Als wir uns gestärkt hatten, erkundeten wir das kleine und nette Städtchen, in dessen Hauptstraße Souvenirläden und hübsche Cafés aneinandergereiht sind. Wir bummelten ein wenig durch die Gegend, erkundeten die historische Apotheke, bevor wir uns zu einer für die Region schon fast obligatorischen Weinprobe entschieden. Um Niagara-on-the-lake gibt es viele Weingüter, die besonders für Eiswein berühmt sind. Eiswein wollten wir aber nicht probieren, sondern lieber „richtigen“ Wein… 😉 Im Laden Wine Country Vintners unterhielten wir uns mit der sympathischen Verkäuferin, probierten drei gute Rotweine und auf gutgemeintes „Drängen“ der Kanadierin Eiswein (das müsst ihr probieren, der Eiswein ist soooo typisch für diese Region). OK probiert wird, aber im Ergebnis dann fast wie erwartet ein einstimmiges: Neee, viel zu süß. Dafür wanderten zwei Flaschen Wayne Gretzky No. 99 Baco Noir in unseren Einkaubskorb und – in bester Laune – noch ein Stück eines Holzfasses. Ist ja nicht so, als hätten wir nicht genug Teelichthalter zu Hause ?!? 🙂

Da es langsam Zeit zum Duschen wurde suchten wir einen Campingplatz und wurden in Lincoln, mehr oder weniger auf dem Weg in Richtung Toronto, fündig. Nach herzlicher Begrüßung standen wir auf einem sehr schönen Platz auf einer grünen Wiese, von Wald und Fluß umgeben und hatten eine der saubersten Duschen seit Langem – großer Tipp!

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