Tikal – Brüllaffen, Urwald und mystische Mayatempel

Kilometerstand
Abfahrt: Tikal (Guatemala): 27.247 km
Ankunft: Belize Zoo (Belize): 27.428 km
Etappe: 181 km

Am Nachmittag ging es weiter bis nach Tikal, sozusagen dem Machu Piccu Guatemalas. Wer nach 16 Uhr den Nationalpark betritt, bekommt ein Ticket für den Folgetag. Somit konnten wir die Ruinen sowohl zum Sonnenunter- als auch Sonnenaufgang bewundern – beide Male absolut sehenswert! Wir stellten das MePa am Jaguar’s Inn, einem Hotel mit Campingplatz im Nationalpark, ab und liefen abends zum ersten Mal zu den gigantischen Tempeln, die aus dichtem Regenwald hervorragen. Einige darf man sogar besteigen, sodass wir eine gute Übersicht über Regenwald, Tempel und kreischende Papageinpaare hatten. Erstaunlicherweise waren wir sogar bis auf ein nettes kanadisches Pärchen alleine.

Panorama

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker sehr früh und wir machten uns ziemlich verschlafen um 5.20 Uhr auf den Weg zum Eingang der eigentlichen archäologischen Zone. Die offiziellen Öffnungszeiten sind von 6 bis 18 Uhr. Das wussten wir sehr wohl, stellten uns beim Wächter allerdings auf blöd (was hervorragend funktionierte 😉 ) und er ließ uns nach kurzer Diskussion herein, ohne ihn – entgegen der anders lautenden Gerüchte – finanziell besonders motivieren zu müssen. Vielleicht sollten wir ihm nicht das Geschäft mit den nächsten Touris versauen? Und somit standen wir pünktlich zum Sonnenaufgang auf der Hauptplaza und waren ganz alleine. Naja, so richtig alleine waren wir nicht: die Brüllaffen machten ihrem Namen alle Ehre, die Papageien krächzten laut und unzählige andere Vögel trällerten. Wir sahen die ersten freilebenden Tukane, Waschbären und einen Fuchs mit seiner Beute im Maul. Nach der offiziellen Öffnung um sechs Uhr kamen weitere Besucher und wir begannen unseren Rundgang durch die riesengroße Anlage mit ihrem dichten Regenwald, über den die Türme der Maya-Pyramiden hervorragen.

Auf dem Tempel IV trafen wir erneut das kanadische Pärchen, das wir am Vorabend kennen gelernt hatten. Scheinbar brachten wir uns gegenseitig Tukan-Glück: in geringer Entfernung schräg gegenüber saß eine Gruppe von etwa sechs Tieren, die wir beobachten konnten. Sie waren klein, nur ca. 30 cm groß, und in so quietschebunten Farben gelb, rot und grün, dass man denken könnten, sie seien aus Plastik. Aber Plastikatrappen können wohl nicht davonfliegen, wenn eine lautstarke Gruppe von US-Amerikanern auftaucht…

Nach fünf Stunden hatten wir unser archäologisches und historisches Interesse gesättigt und zumindest die Hauptbauwerke besichtigt. Für Mayaruinen-Freaks gibt es noch viel, viel mehr! Auf dem Stellplatz stellten wir uns noch einmal unter die heiße (!) Dusche, unsere erste Warmwasserdusche seit Wochen. Dann packten wir unsere sieben Sachen ein und fuhren zu der 100 km entfernten Grenze, um nach Belize einzureisen. Auch wenn bisher immer alles glatt gelaufen war, hatten wir keine große Lust auf den Grenzübertritt: wieder Migration, Aduana, Migration, Aduana und eine lokale Haftpflichtversicherung für das MePa abschließen…

Auf guatemaltekischer Seite müssten wir erst einmal Wegezoll löhnen, um die Brücke zu passieren, so erklärte uns eine unfreundliche, stark lispelnde und nuschelnde Guatemaltekin an der Schranke. Sie wiederholte sich mehrfach, wir konnten sie wirklich kaum verstehen. Ihr ebenso nerviger und lispelnder Mann/Bruder/Schwager (?) quatsche noch zusätzlich von der Seite rein. Blöderweise hatten wir nicht mehr genug Bargeld, aber bei ihm zu einem vermutlich miserablen Kurs wechseln? Nein, auf keinen Fall – also zurück in’s Dorf und am nächsten Geldautomat 50 Quetzal Wegezoll abheben…

Welcome Prince HarryZurück an der Brücke kam unser Geldwechsler-Freund natürlich sofort angelaufen, nein danke, wir wollen immer noch nicht wechseln. Auch nicht, wenn man zum 30. Mal gefragt wird… Wir waren genervt, dann erleichtert, als das übrige und eigentliche Grenzprozedere – wieder einmal – glatt lief. Auf belizischer Seite wurde Prinz Harry begrüßt und Englisch war offizielle Amtsprache. Bei uns war der Spanisch-Modus angeschaltet. Der Zöllner fragte zweimal auf Englisch, wir antworteten in Spanisch und er blieben dann höflich dabei (vielleicht hat er gedacht, wenn die zwei schon so grottig Spanisch sprechen, wer weiß, wie schrecklich dann das Englisch sein muss? 😉 ). Wieder eine Fruchtkontrolle, von der wir vorher nichts wussten. Der Mann mit dem Agrarministerium-Aufnäher auf dem T-Shirt wollte nur unsere Tomaten und die Paprika, die Äpfel und Möhren durften wir behalten und für das Bier, dass wir nicht hätten einführen dürfen, interessierte er sich auch nicht… Umso besser!

Mayas – wir kommen!

Kilometerstand
Abfahrt: Antigua (Guatemala): 26.655 km
Ankunft: Tikal (Guatemala): 27.247 km
Gesamtetappe: 592 km

Für uns ging es früh weiter in Richtung Nord-Osten, zunächst in den archäologischen Park von Quirigua. Wir kamen gegen Mittag dort an und es war wieder einmal schwül und heiß. Ein wenig widerwillig stiegen wir aus dem klimaanlagegekühlten MePa in die Hitze. Aber der wunderschöne Park mit den alten tropischen Bäumen und die uralten Stehlen und Säulen mit ihren feinen Verzierungen zogen uns schnell in ihren Bann. Besonders beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass diese Bauwerke von einer Hochkultur aus einer Zeit (800 n.Chr.) stammen, als man bei uns in Europa gerade auf das frühe Mittelalter zusteuerte…

Unseren nächsten Übernachtungsplatz fanden wir in Río Dulce am Lago de Izabal. Von dort ging es schnurgerade in den Norden an den nächsten See, den Lago Petén. Der Straßenzustand war besser als erwartet, wenn man mal von den Badewannen-großen und bis zu 15 cm tiefen Schlaglöchern absieht, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen – das Licht- und Schattenspiel der Sonne mit den Bäumen tat sein Übriges. Zügig kamen wir voran und erreichten bei 37°C und praller Mittagssonne das kleine Örtchen Flores auf der Insel im Lago Petén. Unsere Motivation die Umgebung ausführlich zu erkunden war eher gering und so blieb es bei einem kurzen Rundgang – die kühle Cola und der kalte Licuado de Sandia (Wassermelonensaft) mit Blick auf den blauen See aber umso besser und so geht es frisch gestärkt weiter in Richtung Tikal.

„Wochenendtrip“ Antigua

Unser erstes Ziel in Guatemala war Antigua, eine wunderschöne Stadt mit alten kolonialzeitlichen Gebäuden, Kopfsteinpflastergassen und Maya-Frauen in ihren schönen und bunten traditionellen Kleidern. Die Stadt war ursprünglich mal Hauptstadt Guatemalas gewesen, nach einem schweren Erdbeben jedoch so sehr zerstört, dass die Hauptstadt nach Guatemala Stadt verlegt wurde.

Zudem gibt es eine angenehme touristische Infrastruktur, die die Authentizität der Stadt jedoch nicht stört. Auf dem riesigen Gelände der Touristenpolizei konnten wir kostenlos übernachten und waren innerhalb weniger Minuten zu Fuß im Stadtzentrum. Und das Beste: bei angenehmen Temperaturen auf 1.550 m Höhe schliefen wir nachts wie ein Stein! Zwei Tage erkundeten wir Antigua, bummelten durch die Gassen und Geschäfte, kauften Souvenirs, ließen es uns in den sehr guten Restaurants schmecken und fühlten uns wie im Urlaub :-).

Guatemala: ein Traumstart!

Kilometerstand
Abfahrt: Thermales de Alicantes (Nicaragua): 26.481 km
Ankunft: Antigua (Guatemala): 26.655 km
Tagesetappe: 174 km

Unser zentralamerikanischer Grenzmarathon ging weiter: diesmal von El Salvador nach Guatemala. Auch dieser Grenzübertritt verlief korrekt und verhältnismäßig zügig. Der guatemaltekische Zöllner fragte breit grinsend, ob wir tatsächlich mit einem casa rolante einreisen wollten. Der in Guatemala geläufigere Begriff casa rodante sei doch sinnvoller, schließlich rolle – rodante – doch das Haus (casa). Ja, ja er hat ja Recht, aber in Peru und Chile heißt es anders… egal 😉 ! Der Zöllner arbeitete zügig und beendete – erneut breitgrinsend – den Dienstschlaf seines Kollegen, der unsere Papiere ausstellen sollte. Dann schenkte er uns eine Straßen- und Touristenkarte von Guatemala, gab uns seine persönlichen Sightseeing-Tipps mit auf den Weg und wir konnten weiter. Ein guter Start in ein neues Land, wir fühlten uns wohl!

Festmahl!Unterwegs entdeckten wir an einer Mall kurz vor Guatemala Stadt zufällig einen kleinen Feinkostladen mit den allerbesten Laugenbretzeln seit Beginn unserer Tour. Frische Butter und ein Graubrot gab es auch! Wahrscheinlich wunderten sich die freundlichen, aber etwas „in den Laden gestellt“ wirkenden Verkäuferinnen, warum man sich beim Anblick von Laugenbretzeln vor Begeisterung laut freut 😉 . Die Bretzeln schmeckten genauso fantastisch wie sie aussahen und so ging es gut gestärkt weiter nach Antigua.

Ein Mann ist kein Mann ohne Machete!

Kilometerstand
Abfahrt: Cañon de Somoto (Nicaragua): 25.864 km
Ankunft: Thermales de Alicantes (El Salvador): 26.481 km
Gesamtetappe: 617 km

Kurztripp HondurasVon Somoto waren es nur wenige Kilometer bis zur nicaraguanisch-honduranischen Grenze, wir stellten unseren persönlichen zentralamerikanischen Rekord auf und hatten die komplette Grenze nach einer Stunde passiert. Dann folgten drei Stunden und 155 km durch Honduras. Irgendwie sah alles genauso aus wie in Nicaragua, eine ausgetrocknete Landschaft, leicht chaotische Kleinstädte und sehr arm wirkende Dörfer mit einfachen Wellblechhütten. Um 12 Uhr hatten wir die zweite Grenze, nämlich Honduras-El Salvador, für den Tag erreicht. Schon beim Näherkommen klopften die sehr aufdringlichen Grenzhelfer an die Scheibe und warben mit más rápido, más rápido, sólo un dólar! für ihre Dienste. Vor dem Zollgebäude wurden die Jungs dann richtig aufdringlich, der eine behauptete mehrmals, für den Zoll zu arbeiten, was gelogen war und bei Axel zu einer entsprechend deutlichen Reaktion führte…  👿 Wir entschieden uns, uns zu trennen: Axel erledigte die Ausfuhr des MePas und seine eigene Ausreise, Antonia blieb beim Auto. Nach drei (!) Minuten war Axel wieder da, dann ging Antonia los, nach zehn Minuten, von denen wir fünf mit den Grenzhelfern diskutierten, waren wir in Honduras ausgereist. Was soll da noch schneller gehen???

An der Tortuga verdeDie Einreise nach El Salvador dauerte etwas länger, war aber im Rahmen. Unser erstes Ziel in El Salvador war die Playa Esteron. Nachdem wir die Panamericana verlassen hatten, führte uns der Weg durch sehr ärmliche Dörfer, wo die Menschen in einfachsten Wellblechhütten lebten. Viele schauten uns nach, interessiert, aber nicht unangenehm – nur die sichtbare Armut bedrückte uns etwas. Wir übernachteten an der Tortuga verde, eine Art condominio. Das ist eine volleingezäunte Wohn- bzw. in diesem Fall Ferienanlage mit allem, was man braucht (sicherer Stellplatz und saubere Duschen) oder wir auf der Tour auch nicht brauchen (ein vegetarisches Cafe Cosmic 😉 ). Eigentlich ist so ein abgeschlossenes Ressort so gar nicht unser Ding, aber es ging nichts anders, da wir an unserem ersten Tag in einem neuen Land gerne einen Camping aufsuchen – ein bisschen müssen wir uns halt immer erst akklimatisieren. An der Strandbar wehte ein sehr angenehmer Wind, der die schwülen 35°C erträglich machte, und wir genossen unser kaltes Bier bzw. Smoothie nach dem langen Fahrtag.

Nach der Tortuga verde steuerten wir Alegría und Berlín an, zwei kleine Bergdörfer. Wie auch am Vortag sahen wir unterwegs sehr viele Männer mit Machete, scheinbar das salvadorianische Multifunktionstool zum Rasen mähen, Gestrüpp stutzen und sogar kleine Bäume fällen! Für uns ging es weiter nach San Salvador in die Hauptstadt. Sightseeing oder übernachten wollten wir dort nicht, unser einziges Ziel war Starbucks, um eine Tasse für unsere Sammlung zu ergattern und anschließend ging es schnell weiter… In der Hauptstadt trug Mann übrigens keine Machete, sondern ein Gewehr oder ähnliches. Selbst LKW-Fahrer hatten bewaffnetes Begleitpersonal. Für uns sehr befremdlich, muss selbst ein Supermärktchen mit Pumpgun bewacht werden?

Am nächsten Morgen stand Joya de Cerén, das Pompeji Amerikas auf dem Programm. Ähnlich wie in Italien versank auch hier ein Maya-Dorf im 6. Jahrhundert komplett unter meheren Metern Asche eines Vulkans und zwar so überraschend, dass die Dorfbewohner alles stehen und liegen ließen und aus dem Dorf flüchteten. Die gesamte Anlage gefiel uns gut und der Besuch war ausgesprochen kurzweilig: das Museum war interessant gestaltet und die Ruinen erstaunlich tief unter Metern von Erde und ehemaliger Asche bedeckt. Nach den Ruinen statteten wir der lebhaften Studentenstadt Santa Ana einen Besuch ab. In den Straßen herrschte buntes Markttreiben, die Schüler hatten gerade Schulschluss und wir konnten uns ein wenig durch das Stadtzentrum treiben lassen. Nebenbei füllten wir unsere Kopien auf – bitte alle zehn Mal – einige Grenzen stehen ja noch bevor. Während der Mittagspause entdeckten wir in einem kleinen Imbiss die passendsten Toilettenschilder unserer bisherigen Reise.

Über die etwas enttäuschende Ruta de las Flores erreichten wir schließlich die Thermales de Alicantes, unseren Übernachtungsplatz. Wir hatten nur noch angenehme 28°C auf ca. 900 m Höhe, da tut ein warmes Bad doch richtig gut! Wir erreichten die Anlage am späten Nachmittag und waren die einzigen Gäste. Während wir noch im Becken entspannten, machten die Mitarbeiter Feierabend und verabschiedeten sich. Wir durften salvadorianisch selbstverständlich weiterbaden und waren schließlich ganz alleine mit den Sicherheitsdienstmitarbeitern, natürlich bewaffnet, was sonst 😉 !