Nicaragua oder „wie im Backofen…“

Kilometerstand
Abfahrt: Granada (Nicaragua): 25.420 km
Ankunft: Cañon de Somoto (Nicaragua): 25.864 km
Gesamtetappe: 444 km

Laguna de ApoyoWahrscheinlich ist es für alle, die sich im kalten Deutschland Mitte April den Frühling herbeisehen, sehr unverständlich, aber uns war zu warm, viel zu warm! In Granda fielen die Temperaturen nachts kaum unter 30°C, der kleine Autoventilator, den wir an das Bettende geschraubt hatten, gewann zwar einstimmig den Titel des größten Krachmachers, viel Luft war weniger seine Stärke… 🙄 Eigentlich hatten wir geplant, morgens um acht noch einmal in die Stadt zu gehen und noch ein paar Fotos des kolonialzeitlichen Granadas zu machen, am Vortag waren wir aufgrund der Hitze zu träge, aber es waren schon wieder schwülwarme 32°C bei praller Sonne. Also hielten wir den Rundgang kurz und machten uns mit dem MePa wieder auf den Weg. Denn Fahren ist super, dann läuft nämlich die Klimaanlage!

Über die Pueblos Blancos, die weißen Dörfer, die gar nicht mehr weiß sind, und die Laguna Apoyo fuhren wir in den Nationalpark Volcán Mayasa. Wir waren schon gegen Mittag dort, schlenderten einmal kurz durch das Museum, um den Nachmittag lesend und planend zu verbringen. Um 16.30 Uhr startete die Abendführung zunächst mit einem Überblick über die Vulkanlandschaft und Blick in den aktiven und rauchenden Vulkan Nindirí. Und zum Glück stank es diesmal nicht nach Schwefel. Wir wanderten auf einen Aussichtspunkt, von wo wir den Sonnenuntergang hinter den Rauchschwaden beobachten konnten. Danach ging es mit Taschenlampe in den Lavatunnel, wo sich während der Dikatur Menschen versteckten und heute noch ein paar Fledermäuse leben. Das Highlight entdeckten wir dann an der nächsten Höhle: an der engsten Stelle des Höhlenausgangs, die die unzähligen Fledermäuse passieren müssen, hing eine Boa Constricta von der Decke herab – für sie ein Leben wie im Schlaraffenland! Zurück am Vulkan konnten wir zwar mit bloßen Auge keine Magma erkennen – dafür war der Krater zu wolkenverhanden – aber es schimmerte rötlich aus dem Krater.

Die Nacht im Nationalpark war etwas kühler, immerhin übernachteten wir auf 300 m Höhe, der nächste Tag wurde umso heißer: Pünktlich zur Mittagshitze erreichten wir die Ruinen von León viejo. Einen Guide könne sie uns gerade nicht zur Verfügung stellen, aber wir könnten alleine das Museum und die Ruinen besichtigen, erklärte die Kartenverkäuferin. Na dann, mal los. Die Anlage, 1524 als Hauptstadt der Kolonie von den Spaniern gegründet, wegen vieler Erdbeben nach weniger als 100 Jahren aufgegeben und schließlich komplett unter der Asche des Vulkan Momotombo vergraben, entpuppte sich als etwas langweilig. Wir waren nach einer Stunde mit unserem Rundgang und von der Hitze fertig und fuhren weiter nach León.

Herzlich Willkommen in Lateinamerika! 38°C, schwülwarm, Verkehrschaos und lautstarke Beschallung aus allen Richtungen waren die ersten Eindrücke von Leóns Stadtzentrum. Wir liefen zur Kathedrale, in der über einen weiteren scheppernden Lautsprecher ein Gebet gesprochen wurde, und bestiegen das Dach. Der Ausblick über die Dächer bis zu den Vulkanen war märchenhaft, die geweißte Oberfläche mit ihren Türmchen ebenfalls.

Auf dem Campingplatz außerhalb der Stadt waren es immer noch 35°C, aber immerhin gab es eine Brise Wind. Von dem Besitzer wurde wir sehr freundlich begrüßt, ein Nicaraguaner mit dem gar nicht typischen Namen Axel. Irgendwie lustig, zumal seit Monaten an Grenzen, Eintritten und wo wir sonst unseren Namen angeben müssen eine Art Autokorrektur in den Köpfen der Menschen stattfindet: sie lesen Axel und schreiben Alex, immer und immer und immer wieder 😉 . Der Camping Rancho Los Andes war super, die Dusche erinnerte an ein Spa, aber zu dieser Jahreszeit war es für uns definitiv zu heiß, zu windstill und die Dusche zu kurz erfrischend. Auch nachts wurde es kaum kühler trotz der sperrangelweit offenen Fenster und wir waren beide froh, am nächsten Morgen weiterfahren und die Klimaanlage genießen zu können.

Da die Zigarrenfabrik in Estelí geschlossen hatte, es war Sonntag und Erstkommunion, ging es weiter zu unserem letzten Stopp in Nicaragua: dem Cañon de Somoto. Auch hier fanden wir einen Campingplatz, der Besitzer/Mitarbeiter freute sich sehr über unser Kommen und erzählte ganz stolz, dass immer mehr Wohnmobile dort übernachten würden. Wir erkundeten zu Fuß die Schlucht und fielen früh ins Bett – es war endlich wieder kühler!

Ciao Costa Rica! Holá Nicaragua!

Kilometerstand
Abfahrt: Parque National Rincón de la Vieja (Costa Rica): 25.218 km
Ankunft: Granada (Nicaragua): 25.420 km
Etappe: 202 km

KlammeraffeUnser letzter Stopp in Costa Rica war zugleich der Schönste: an der Finca Cañas Castilla ganz im Norden des Landes. Die beiden Schweizer Agi und Guido betreiben hier seit 19 Jahren eine Mischung aus Bauernhof und Tourismus. Um und auf der Finca leben neben Hunden, Pferden, Hühnern, Truthähnen und Forellen auch unzählige wilde Tiere: Gruppen von Klammer- und Brüllaffen, Faultiere, Krokodile und viele mehr. Schon als Agi uns nach unserer Ankuft herumführte, gab es jede Menge zu entdecken. In einem Baum lag nur ca. sechs Meter entfernt von uns ein Faultier mit Jungtier, während unsere bisherigen Faultiere immer weit weg in irgendwelchen Baumkronen hingen (und selbst so weit weg schon toll waren). Wir fühlten uns rundum wohl, freuten uns über das gemeinsame Abendessen mit den anderen Gästen und hatten zwei sehr schöne Abende mit den Berliner und Hamburger Familien!

Schweren Herzens brachen wir am Donnerstag in der Finca Cañas Castilla auf (und beneideten heimlich die Reisenden mit unbegrenztem Zeit-Budget, dann wären wir definitiv länger geblieben 😉 ). Für uns ging es in Richtung der nicaraguanischen Grenze. Ca. fünf Kilometer vor der Grenze endete die Schlange der wartenden LKWs… so etwas hatten wir bisher noch nicht gesehen. Wir fuhren daran vorbei, woran sich zum Glück niemand störte. Die Ausreise aus Costa Rica war einfach, wir brauchten nur wieder einmal eine Kopie – diesmal vom Einfuhrzolldokument. Eine allgemeine Frage, die uns seit Wochen beschäftigt: Was machen die mit dem vielen Papier an den Grenzen? Wegwerfen? Flugzeuge oder Sombreros basteln und dann wegwerfen??

Auf der nicaraguanischen Seite stürmten die Grenzhelfer auf uns zu, die wir aber zum Glück leicht abwimmeln konnten. Nur vor dem eigentlichen Zollgebäude war es schwierig zwischen Grenzhelfern und Zollbeamten zu unterscheiden, alle trugen Polohemden. Dazwischen wuselte eine mobile Apotheke (ein Mann mit zwei großen Plastiksäcken, einer mit Pillen, der andere mit Tropfen), Hängemattenanbieter und die in Nicaragua häufig vorkommenden Bettler. Mit ein bisschen Geduld lief das Grenzprozedere aus medizinischer Kontrolle der Körpertemperatur (Ebola ist an allen Grenzen ein Thema), Desinfektion des Fahrzeugs, unserer Migration, Einfuhr und obligatorischer Versicherung des Autos erstaunlich zügig und wir durften nach einer guten Stunde einreisen.

Die Panamericana, oder Interamericana wie sie hier heißt, führte entlang des Lago Nicaragua, eines riesigen Binnensees mit sogar zwei Vulkanen auf einer Insel. Ein etwas bizarres Bild, weil die Landschaft (seit dem Norden von Costa Rica) umso trockener aussah. In Granada, einer der zwei großen kolonialzeitlichen Städte von Nicaragua, parkten wir auf dem Parkplatz vom Cruz Roja, dem Roten Kreuz. Bei 35 °C schleppten und schwitzten wir uns kurz durch die Stadt. Als wir zurückkamen, wirkte der Parkplatz fast wie ein offizieller Campingplatz: in der Zwischenzeit waren nämlich zwei französische Familien mit großen Alkovenwohnmobilen angekommen. Abends wurde es zum Glück ein bisschen kühler und im Restaurant gab es den ersten Burrito – wir nähern uns Mexiko in großen Schritten 🙂 !

Und noch mehr aktive Vulkane

Kilometerstand
Abfahrt: Parque National Volcán Poás (Costa Rica): 24.936 km
Ankunft: Parque National Rincón de la Vieja (Costa Rica): 25.218 km
Gesamtetappe: 282 km

Für uns folgte am Ostersonntag ein zweiter aktiver Vulkan, der Volcán Arenal, einige Kilometer nördlich am schönen Lago Arenal gelegen. Wir hatten richtig Glück, schon aus der Ferne konnte man den Vulkan in ganzer Pracht bewundern. Das ist eher untypisch, er versteckt sich gerne hinter dicken Wolken. Unseren eigentlich anvisierten Stellplatz in der Nähe des Vulkans gaben wir auf – auf 10 km Schotterpiste hatten wir keine Lust und den Vulkan schon gesehen. Also ging es weiter entlang des Sees. Fündig wurden wir in der Ortschaft Nuevo Arenal, dort gibt es direkt am Seeufer ein großes Naherholungsgebiet. Die Einheimischen verbrachten ihren Ostersonntag hier: Picknick-Decke neben dem Auto ausgebreitet und die Boxen an. Immer schön abwechselnd, damit auch keiner mit leerer Batterie auf der Strecke bleibt… 😉 ! Die Stimmung war sehr entspannt und die Beschallung – entgegen unserer Erwartung – nicht nervig sondern irgendwie stimmig. Wir machten es den Ticos gleich und breiteten unsere Strandtücher neben dem MePa aus. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde es schlagartig ruhig und wir waren bis auf wenige Jugendliche alleine.

Am nächsten Morgen – nach einer wohltuenden Outdoordusche, für Axel sogar mit extra Wasser von oben aus den Wolken 😉 – ging es zunächst zur deutschen Bäckerei im Dorf. Wir trauten unseren Augen nicht, vor der Tür stand ein Reisebus! 😯  Ja, und bis auf ein Weißbrot und Teilchen war tatsächlich alles ausverkauft… um 9 Uhr morgens! Nee, zwei Stunden warten wollten wir nicht, also kauften wir das letzte Brot und zwei Nussschnecken und fuhren weiter.

Unser Ziel war der Nationalpark Rincón de la Vieja. Nach Verlassen der Panamericana führte die Strecke einige Kilometer über eine asphaltierte Straße, bevor wir eine Schotterpiste im Privatbesitz erreichten. Der Pförtner fragte nach unserem Ziel, wir bezahlten den Wegezoll und fuhren weiter bis zum Eingang des Nationalparks. Ähm, warum ist der Parkplatz komplett leer? Na super, montags geschlossen… hätten wir ja doch morgens noch auf das frische Körnerbrot warten können. Dafür gab es den dritten ‚freien’ Nachmittag in Folge und wir hatten Zeit für Reiseführer, weitere Routenplanung und das Sortieren von Fotos.

Bereits tagsüber peitschte der Wind um das Auto, was leider auch nach Sonnenuntergang nicht weniger wurde und dazu führte, dass wir uns nach Patagonien zurück versetzt fühlten. Nach der unruhigen Nacht, in der wir beide immer wieder wach wurden, ging es früh morgens in den Nationalpark Rincón de la Vieja. Wir wollten die Hitze vermeiden und den befürchteten Menschenmassen aus dem Weg gehen. Der Nationalpark stellte eine witzige Mischung aus deutschem Mittelgebirge mit einem Rudel Nasenbären und Fumarolen (qualmende Löcher) und – auf der anderen Seite des Flusses – Steppe mit blubbernden Schlammlöchern dar. Die Gegensätze aus Laubwald und Steppe waren toll und noch beeindruckender die Vorstellung, wie es unterhalb der Oberfläche des aktiven Vulkans aussehen muss, dass es überall dampft, qualmt und blubbert.