Von Kraterseen und faulen Eiern

Kilometerstand
Abfahrt: Playa Tárcoles (Costa Rica): 24.746 km
Ankunft: Parque National Volcán Poás (Costa Rica): 24.936 km
Gesamtetappe: 190 km

KarfreitagsprozessionEs war Karfreitag und in der Stadt Heredia fand eine große Prozession statt, über die wir zufällig auf der Suche nach einem Supermarkt stolperten. Nachdem wir unsere Einkäufe erledigt und den Menschenauflauf hinter uns gelassen hatten, ging es für uns in den nächsten Nationalpark: Braulio Carillo – Sector Barva. Der Zufahrtsweg bestand aus einer frisch und fein geschotterten, ziemlich steilen einspurigen Straße mit jeder Menge Gegenverkehr – schließlich war Feiertag. Unterwegs kam uns ein sehr netter Ranger im Pickup entgegen und fragte, ob wir gut zurecht kämen (ja, wenn man nicht mitten am Hang nach einem Schwätzchen wieder anfahren muss… 🙄 ). Er erklärte, dass wir selbstverständlich oben übernachten dürften – immerhin war das schon mal geklärt! Nichtsdestotrotz waren wir sehr froh und erleichtert, als wir endlich den Eingang zum Nationalpark erreicht hatten. Wir durften sogar innerhalb des Geländes parken, abends noch eine kleine Runde durch den Park drehen und am Samstag dann früh zur Wanderung zum Kratersee des Vulkans Barva und der Laguna Copey starten. Und wieder einmal bestätigte sich die Rede vom frühen Vogel – während wir auf dem Hinweg vollkommen allein waren, kamen uns auf dem Rückweg große Gruppen in ‚lateinamerikanischer’ Lautstärke 😉 entgegen.

Von Braulio Carillo aus erreichten wir noch am Nachmittag den nächsten Nationalpark, den Volcán Poás. Es war angenehm frisch und leider ziemlich nebelig bzw. wolkig. Und die Kartenverkäuferin an der Zufahrt antwortete auf die Frage nach der Sicht und dem Wetter ganz ehrlich: „It costs you 30 Dollars and you will see nothing, today.“ Das war deutlich, also tschüss und bis morgen. Den Nachmittag verbrachten wir also wie viele Einheimische ganz entspannt am Seitenrand der Verkehrsstraße 😀 . Die Ticos (Costa Ricaner) scheinen es hier irgendwie zu lieben, die Picknick-Decke direkt neben der asphaltierten Straße auszubreiten. Wir lasen und vertrödelten die Zeit, bis wir kurz vor Einbruch der Dämmerung erneut zum Eingang des Nationalparks aufbrachen, um dort – aus Mangel an Seiten- oder Parkstreifen – direkt auf der begrünten Verkehrsinsel zu parken. Am nächsten Morgen ging es also wieder früh los, die Besucher hielten sich erst einmal in Grenzen und wir konnten vom Aussichtspunkt in den Vulkankrater schauen: große Schwaden von Dämpfen zogen aus dem milchige Kratersee hinauf, das Ganze wurde immer wieder von Wolken verhangen und dann wieder freigegeben. Hätte nur nicht permanent der unangenehme Duft von faulen Eiern in der Luft gelegen… Wir staunten nicht schlecht, als bei unserer Rückkehr bereits drei große Reisebusse und unzählige Kleinbusse und PKW den Parkplatz füllten.

Faultiere, Affen, Krokodile – Tiere pur!

Kilometerstand
Abfahrt: Parque National Marino Ballena (Costa Rica): 24.585 km
Ankunft: Playa Tárcoles (Costa Rica): 24.746 km
Gesamtetappe: 161 km

Am Nachmittag fuhren wir weiter entlang der Pazifikküste bis nach Manuel Antonio. In dem Touri-Örtchen, in dem sowieso immer viel los ist, steppte jetzt der Bär. Scharenweise einheimische Touristen und viele US-Amerikaner verbrachten nämlich ihre Osterferien hier. Zum Glück verliefen sich die Massen und wir konnten im Nationalpark frühmorgens jede Menge Tiere entdecken: hoch in den Baumgipfeln liegende und im Wind schaukelnde Faultiere, von Baum zu Baum kletternde und springende Weißkopfäffchen, Waschbären (auf der Suche nach Futter gerne in den Strandtaschen der Besucher 😉 ), viele Landleguane, eine hier heimische Unterart des Weißwedelhirschs und unzählige bunte Krebse mitten im Wald. Ein schöner Geburtstag für Axel!

Nach Manuel Antonio machten wir uns auf den Weg nach Tárcoles, ein kleines Örtchen, das ca. 80 km nördlich am Pazifik liegt. Für uns sind die kurzen Entfernungen in Costa Rica super, man kann viel anschauen, nachmittags noch ein oder zwei Stunden fahren und kommt gut voran. In Tárcoles fanden wir einen tollen Stellplatz direkt am Strand – und waren pünktlich zum Sonnenuntergang da 🙂 . In der Nacht war es sehr ruhig, wir hörten nur das Rauschen der Wellen. Am nächsten Morgen hörte wir plötzlich ein lautes Kreischen: über uns flogen sechs bis acht freilebende hellrote Aras hinweg. Beeindruckend! Beim Frühstück bekamen wir Besuch aus dem Hotel nebenan. Mehrere Hotelgäste (Costa Ricaner und Kolumbianer) bewunderten fasziniert das Auto von außen – und noch mehr von innen… Wohnmobile als Kastenwagen sind hier eher unbekannt und wieder einmal zeigte sich, wie gut unsere dezente Tarnung ganz in weiß funktioniert!

Nach dem Frühstück statteten wir dem Río Tárcoles einen Besuch ab: unter einer Brücke lebt nämlich eine große Gruppe von Krokodilen. Wir konnten ca. 30 zählen, teilweise riesige Brocken! Oben auf der Brücke standen jede Menge Touristen und Einheimische und staunten aus der sicheren Entfernung, aber ja nicht nähern…

Holà Costa Rica!

Kilometerstand
Abfahrt: Playa Las Lajas (Panamá): 24.304 km
Ankunft: Parque National Marino Ballena (Costa Rica): 24.585 km
Etappe: 281 km

Von der Playa Las Lajas machten wir uns früh auf den Weg in Richtung Costa Rica. Kurz vor der Grenze wurden wir erneut vom Zoll angehalten. Der sehr nette panamaesische Zollbeamte warf einen Blick auf die Dokumente und bemerkte erstaunt, wie kurz wir uns in Panamá aufgehalten hätten. Wenn mehr seiner Landsleute so nett gewesen wären, hätten wir es uns vielleicht noch einmal anders überlegt und wären nicht so schnell gewesen…

Die Fahrzeugausfuhr in Panamá war etwas chaotisch, aber wir waren schnell fertig. Wenige Meter weiter auf der costa-ricanischen Seite fielen uns sofort die australischen MGs ins Auge – nur von den Australiern war weit und breit keine Spur zu sehen. Nach der Migration liefen wir ihnen dann aber doch in die Arme und sie freuten sich sehr, uns wieder zu sehen – die Gruppe fräst so schnell über die Panamericana, dass zweite Begegnungen sehr selten stattfinden! Einer der Männer erklärte uns den Ablauf und wo wir welche Kopien benötigten. Dank unseres australischen „Grenzhelfers“ verlief das Prozedere strukturiert, zügig und ebenfalls unkomplizierter als erwartet. Und als wir zurück zum MePa kamen, entdeckten wir Victors Camper auf dem Parkplatz 🙂 . Also zurück zu den Abfertigungsgebäuden – dort fanden wir Victor bei der Einreise. Auch er freute sich sehr über das Wiedersehen! Er erzählte, entgegen seiner Pläne auf Bocas del Toro doch keine Lust zu haben und weiterfahren zu wollen. Ziemlich bezeichnend, dass fast alle, mit denen wir nach Panamá eingereist waren, das Land nach so kurzer Zeit (oder wie die Chilenen oder die Russen noch früher) wieder verließen.

Unser erstes Ziel in Costa Rica war der Nationalpark Marino Ballena an der Pazifikküste. Auf dem Weg dorthin war es wieder fantastisch grün – nach der ausgetrockneten Landschaft in Panamá eine wahre Wohltat für die Augen 🙂 ! Wir parkten das MePa auf dem Campingplatz und liefen zum Strand Colonia: ein kilometerlanger Sandstrand, mit Palmen umsäumt – hier ließ es sich aushalten! Nur die Wassertemperatur des Pazifik erinnerte mehr an eine Badewanne als an einen Ozean. Die Buckelwale, nach denen der Nationalpark benannt wurde, ziehen in den (europäischen) Sommermonaten hier vorbei – da stimmte die Angabe im Lonely Planet wohl nicht, wie uns der Mitarbeiter des Campingplatzes überrascht erklärte. Da wir nach 16 Uhr im Nationalpark eintrafen und der Einlass zu dieser Zeit eigentlich bereits geschlossen war, wurde unser Ticket bereits auf den nächsten Tag ausgestellt – sehr nett! Am nächsten Morgen stand ein sehr langer Spaziergang bis zum Ende der Landzunge in Form der Walschwanzflosse an – die volle Pracht sieht man leider nur auf einem Luftbild.

Panamá – eine Stippvisite

Kilometerstand
Anfang: Colón (Panamá): 23.775 km
Ankunft: Playa de las Lajas (Panamá): 24.304 km
Gesamtetappe: 529 km

Zunächst ging es für uns nach Panamá Stadt. Wir parkten im Stadtteil Balbao und fuhren mit dem Taxi nach Casco viejo, in das historische Stadtzentrum. Auf dem Weg dorthin machte uns der Taxifahrer deutlich zu verstehen, dass wir hier NIE herumlaufen oder anhalten dürften. Never, never, never! Ach so, schön, dass die polizeiliche Inspektion für das obligatorische Ausreisedokument genau hier mitten im Slum durchgeführt wird…

In einem schönen Café/Bistro trafen wir Katja und Sebastian aus Berlin wieder. Danach besichtigten wir kurz das Kanalmuseum (naja…) und schlenderten durch die Gassen. Für Panamá Stadt typisch ist die wilde Mischung aus tiptopmodern, frisch sanierten Häusern mit schicken Restaurants neben Bruchbuden, die mit Gerüsten stabilisiert werden müssen. Irgendwie dazwischen leben die „normalen“ Panamesen und im Hintergrund sieht man die skyline mit den Wolkenkratzern des Finanzviertels. Eine extreme Mischung und – zumindest für unseren Geschmack – zu viel des Guten. Aber dennoch hatten wir eine schöne Zeit und trafen viele bekannte Gesichter: erst die Berliner, dann Billy aus Scotland, den wir ebenfalls auf der Fähre kennen gelernt und mit dem wir uns lange unterhalten hatten.

Zurück in Balbao trafen wir Daniel, Carolina und die Mädchen wieder, die mit ihrem Auto auf dem Parkplatz standen. Wir hatten eine ruhige Nacht in einer Seitenstraße eines Hotels und starteten am nächsten Morgen, um unser polizeiliches Ausfuhrdokument zu bekommen. (Das ist nur acht Tage gültig, kann man wohl auch an jeder Grenze bekommen, aber nach zwei eher mittelmäßigen Tagen in Panamá war für uns klar, dass acht Tage reichen würden).

Im Slum angekommen, stellte der Polizist schnell fest, dass die Fahrzeugidentifikationsnummer auf der Zollbescheinigung nicht stimmte… zwei Zahlen fehlten. Also auf zur – zum Glück – nah gelegenen Aduana. Dort begrüsste uns der Sicherheitsdienstmitarbeiter schon mit den Worten, ob wir einen Fehler in den Dokumenten hätten, und brachte Axel freundlicherweise direkt in das richtige Büro. Scheint wohl mehr die Regel als die Ausnahme zu sein. Die falsche Nummer konnte korrigiert werden, der Name, der in Colón handschriftlich geändert worden war, aber nicht. Warum verstanden wir nicht… Also wieder zurück zu dem Beschauungsort. Dort musste Axel erst mal mit dem Beamten diskutieren, dass es nicht unser Problem sei, dass der Namensfehler (Azel) nicht korrigiert werden konnte…. nervig. Letztlich setzte sich Axel durch und wir zogen in Richtung Mall ab, nachdem wir mal wieder unsere Dokumente in Kopie dagelassen hatten. Leider war der Supermarkt richtig teuer und die Kassiererin pappenunfreundlich… nee, das machte keinen Spaß!

Um zwanzig nach zwei waren wir im Sekretariat der Polizei, um die Dokumente abzuholen. Anfängerfehler…! Die Anträge werden nicht nach und nach bearbeitet, sondern immer in Gruppen und den ersten Schwall hatten wir verpasst. Axel wartete im Gebäude, Antonia im heißen Auto, das wir mitten in dem Stadtviertel nicht alleine stehen lassen wollten. Kaum zu glauben, irgendwann hatte Axel den blöden Wisch und wir konnten weiter. In Balboa war inzwischen auch Daniel, der Madrider, mit seinem VW-Bus eingetroffen, insgesamt standen abends sechs Fahrzeuge hinter dem Hotel – es wurde gemeinsam gekocht und gegessen.

Am nächsten Morgen ging es für uns erst zu den Miraflores-Schleusen des Panamakanals. 15 USD/Person Eintritt fanden wir ziemlich happig, die Besucherplattform gab es leider nur im Paket mit „Propaganda-Film“ und Museum. Das Containerschiff hatten wir leider gerade verpasst, dafür konnten wir zwei andere große Pötte, einen Autotransporter und ein Tankschiff, beim Schleusen beobachten. Schon beeindruckend! Das Museum gefiel uns besser als das Kanalmuseum in Panamá Stadt, das Filmchen war überflüssig. Anschließend legten wir einen kurzen Stopp bei den Pedro Miguel Schleusen ein, sehen konnte man dort leider kaum etwas.

Weiter ging es auf der Panamericana bis nach Santa Clara, wo wir auf dem XS Trailer Park campen konnten. Es war unvorstellbar schwül und gerade Antonia war sehr glücklich, sich im Pool abkühlen zu können – der sich leider jedes mal weniger kühl anfühlte… Wir blieben zwei Nächte, um in Ruhe den weiteren Tripp zu planen und lernten am zweiten Abend Claudia und Thomas aus München kennen, die uns Tipps für den Norden mit auf den Weg gaben.

Am Dienstag ging es weiter in Richtung Westen. Kurzer Stopp im Supermarkt mit sehr unfreundlicher Kassierin, das kannten wir ja schon… Dann wurden wir von der Aduana, dem Zoll, angehalten und hatten eine schöne Begegnung. Die beiden Zöllner in Polohemden wollten nur quatschen und interessierten sich nicht für unsere Papiere, sondern mehr aus Neugier für die Schränke. Einige Kilometer später standen wir im Stau und – siehe da – 200 m vor uns entdeckten wir den weißen Camper von Victor… Der wusste aber auch nicht, was los sei, und tippte auf eine Straßensperre. Wir waren nur noch 30 Kilometer von unserem Ziel entfernt und mussten eine gute Stunde warten – Antonia nutze die Zeit, um ihre Fußnägel pink zu lackieren… Was will man auch sonst machen?

Leider viel später als erwartet erreichten wir die Playa de las Lajas, ein kilometerlanger Sandstrand mit Kokospalmen und Meeresrauschen… herrlich! Für einen richtig langen Strandspaziergang waren wir leider zu spät, es wurde bereits dunkel. Trotzdem genossen wir unseren Stellplatz direkt am Strand, den permanenten leichten Wind und hatten eine gute Nacht.

Mit FerryXpress um den Darién Gap

In der Grenzregion zwischen Kolumbien und Panamá wächst dichter Dschungel, die Guerilla- und Paramilitärpräsenz ist hoch, eine Straße gibt es nicht. Warum keine gebaut wird, dafür mag es viele Gründe geben. Vielleicht soll ein vereinfachter Drogentransport von Kolumbien nach Nordamerika vermieden werden oder es fehlt schlicht das Geld, eine Straße zu bauen und zu kontrollieren. Wie dem auch sei, den Darién Gap kann man nicht über den Landweg passieren.

Seit Oktober 2014 fährt FerryXpress, eine RoRo-Autofähre, zwischen Cartagena und Colón. Für alle Reisenden eine richtig gute Sache: man kann sein Fahrzeug selber auf die Fähre fahren, muss die Schlüssel nicht abgeben und kann mit der Fähre mitfahren. Zudem kostet die Überfahrt nur einen Bruchteil einer Container- oder Flatrack-Verschiffung (ca. ein Fünftel 😯 ), ganz abgesehen von den entfallenden Flug- und Hotelkosten für mindestens zwei Wochen.

Das ist alles toll, rechnet sich aber scheinbar leider für die Betreiber nicht. Das Schiff hat eine Kapazität für 500 Fahrzeuge und 1300 Passagiere, der Zoll in Colón bricht schon bei 13 Fahrzeugen und 200 Passagieren zusammen… Nachdem schon in den Wintermonaten keine Autos mehr transportiert wurden, wird Ende April der Service leider definitiv eingestellt. Schade!

Mit FerryXPress um den Darién Gap, Tag 1

Für uns begann der erste FerryXpress-Tag mit der obligatorischen Autowäsche, denn nur saubere Autos dürfen in Panamá eingeführt werden. In der Autowäscherei mit dem schönen Namen Las Brisas wurde das MePa über zwei Stunden geschrubbt inkl. Dach und Unterboden. Für uns beide war es komisch, daneben zu sitzen und zu warten, für die Kolumbianer scheinbar ganz normal. Zu Hause wäre uns die Zeit dafür zu schade, aber der Zeitbegriff in der Karibik ist ein ganz anderer als der in Deutschland 😉 !

Der junge Mann arbeitete flott und gründlich, war ganz enttäuscht nicht noch den Innenraum reinigen zu dürften und strahlte über das ganze Gesicht, als Axel ihm ein kleines Trinkgeld in die Hand drückte. Mit dem frisch geputzten Auto – huch, das ist ja weiß – fuhren wir zum Hafen, wo wir eine gute halbe Stunde zu spät ankamen, was außer Antonia aber niemanden störte. Auf der Straße erfolgte die Fumigation, ein in Schutzkleidung eingepackter Mann sprühte irgendein Desinfektionsmittel in die Radkästen und unter das Fahrzeug. Nach 2 Minuten war er fertig und wir um 35 USD ärmer… die Lizenz zum Gelddrucken!

Auf dem Weg nach ZentralamerikaDie anderen waren schon da: ein guatemalesischer Camper, ein chilenisch-spanischer VW-Bus, ein chilenischer, ein kalifornisch-russischer und ein venezoelanischer PKW, die sieben australische MGs, ein Motorrad aus New York City und das MePa wollten nach Zentralamerika. Dann war aber erst einmal Warten angesagt… Irgendwann durften wir mit den Fahrzeugen auf das Hafengelände fahren und es folgte Warten. Zum Glück gibt es in Cartagena einen extra für die Kreuzfahrpassagiere angelegten Tierpark im Hafengelände 😀 . Dort war es ein bisschen kühler, wir konnten unseren letzten Juan Valdéz-Kaffee trinken und Flamingos, Papageien und Affen beobachten. Zwei Stunden später ging es getrennt weiter. Antonia unterhielt sich mit den australischen Ehefrauen, die den Vormittag in der Stadt verbracht hatten und somit die ersten zwei Warte-Blöcke ausgesetzt hatten. Ganz schön verrückt, was die so machen und wo die schon überall mit ihren kleinen Autos waren: Cape to Cairo, Seidenstraße, quer durch Europa und demnächst durch Indien.

Für Axel hieß es weiter Warten: in kleinen Gruppen fuhren sie nach einander in den Zollbereich. Dort durchsuchte die Polizei mit Drogenschnüffelhund das Auto, der Zöllner stempelte die Ausfuhrpapiere und es wurde auf das Importverbot in Panamá für Obst und Gemüse hingewiesen… Das gesamte Procedere wurde von einem englischsprachigen (!) FerryXpress-Mitarbeiter begleitet. Alles verlief also geordnet und korrekt, aber sehr zeitintensiv. Axel durfte dann mit dem Auto zur Fähre und neben dem Schiff am Kai parken – dann ging es aber zurück ans Terminal. Die Australier waren schon lange weg und die Schlange der ca. 150-200 Fußgänger wurde immer kürzer, als Axel mit Victor, dem Guamtemalesen endlich auftauchte. Gemeinsam stellten wir uns wieder an einer Schlange an, diesmal für die Gepräckkontrolle durch die Polizei, dann folgte der FerryXpress-Checkin und die Ausreise durch die Migration. Geschafft, nur noch das MePa holen und endlich auf die Fähre fahren!

Abends gab es erst ein gemeinsames deutsches Bier vom Fass mit den Australiern und den zwei Berlinern Katja und Sebastian, die wir bereits auf dem Flughafen in Quito vor vier Wochen kennen gelernt hatten. Im Anschluss gönnten wir uns dann noch ein asiatisches Abendessen auf einem schwedischen Schiff, unter italienischer Flagge und mit italienischer Crew, in Südamerika auf dem Weg von Kolumbien nach Panamá – das ist doch mal international… Die Kabine mit 2 m langem Bett, Airconditioning und heißer Dusche war für uns beide sehr luxuriös und nach dem langen und anstrengenden Tag fielen wir müde und zufrieden ins Bett.

Mit FerryXPress um den Darién Gap, Tag II

Gegen 13 Uhr erreichten wir am nächsten Tag den Hafen von Colón. Sehr nett, die Fahrzeuge durften vor den Fußgängern das Schiff verlassen und somit hatten wir sehr zügig unseren panamesischen Einreisestempel. Aber wir erkannten schnell, dass hier eine andere Mentalität herrschte. Und gerade für uns, die die Zeit mit den tollen Menschen in Kolumbien so genossen hatten, war die Landung hart: unfreundlich und genervt wirkte die Beamtin auf uns und verlangte – zum ersten Mal für uns – ein Ausreisedokument und eine Kreditkarte – wir sind mit dem Auto da… Leider sollte sich dieser Eindruck in den nächsten Tagen an Supermarktkassen und Mautstationen wiederholen…

Wir beide waren eingereist, aber das MePa noch nicht. Was folgte, war Chaos: unterschiedliche Leute liefen um die Autos und verlangten Kopien, die wir glücklicherweise ausreichend dabei hatten (insgesamt sicherlich 4x den Fahrzeugschein, Reisepass und Führerschein und am Ende auch noch eine Kopie der Versicherung für Panamá – kann vor Ort für 0,50 USD pro Kopie (!) gemacht werden). Für uns war das ganze undurchsichtig, wir wussten nicht, wer für was zuständig war. Dabei das Wichtigste war: merken, wem man welche Kopie gegeben hat!

Während unser Auto erneut desinfiziert (diesmal kostenlos) und vom Drogenhund durchsucht wurde, warteten wir auf die Fertigstellung der obligatorischen lokalen Versicherung für Panamá. Die MGs Baujahr 1969 überforderten die Dame, was wir alle nicht verstanden. Schließlich ging es nur um eine Haftpflichtversicherung. Irgendwann kam sie mit unserer Bill of Lading zurück und wir durften einige Meter weiterfahren und auf dem Parkplatz vor dem Zollgebäude parken (Ganz wichtig: genau die Daten prüfen, anhand der Bill of Lading werden alle anderen Dokumente erstellt!). Dann war Warten auf die Versicherungsdokumente angesagt, denn ohne lokale Versicherung keine Fahrzeugeinfuhr.

Dann kamen die Papiere und die eigentliche Fahrzeugeinfuhr war dran. Die Zollerklärung für die Fahrzeugeinfuhr dauerte ewig, um 22 Uhr hatte Daniel als letzter seine Dokumente. Inzwischen war es dunkel geworden und wir entschieden uns, mit Victor, dem Guatemalesen, Daniel aus Madrid und den vier Chilenen die Nacht auf dem sicheren Gelände zu verbringen. Carolina kochte einen großen Topf Reis, Antonia schnippelte eine große Schüssel Salat aus dem eingeführten Gemüse (Für unsere persönliche Zollerklärung hatte sich keiner bei der Migration interessiert. Die Frau hatte nur nachgesehen, ob der Zettel unterschrieben ist, und ihn dann zur Seite gelegt. Was wir angekreuzt hatten, war ihr total egal). Das warme und frische Abendessen tat uns allen nach dem langen Abend gut. Die Mädchen stürzten sich auf den frischen Salat und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen.

Die vier erleben übrigens gerade ihren ganz eigenen Roadtrip: Der Tsunami 2012, zerstörte nicht nur das Haus der Familie, sondern Carolinas Familie kam ums Leben. Nachdem ein Neubeginn im Süden Chiles scheiterte, verließen sie jetzt Chile mit ihrem PKW, um nach Kanada in eine kleine chilenische Gemeinde auszuwandern. Calgary ist noch sehr weit! Wir wünschen ihnen mucha suerte, viel Glück, insbesondere für Javiera und Angie, die beiden Töchter.