Wir sagen ciao Südamerika!

Die Altstadt von CartagenaCartagena war unser letztes Ziel in Südamerika. Nach fast sechs Monaten, 23.775 gefahrenen Kilometern, sechs Ländern und noch mehr Grenzübergängen, unzähligen tollen Bekanntschaften, traumhaften Landschaften und Eindrücken war es ein komisches Gefühl unser letztes Ziel auf diesem Teilkontinent erreicht zu haben.

Wir übernachteten im Innenhof des Hotel Bellavista, dem Overlander-Klassiker in Cartagena, zwar nicht der schönste Platz, aber unter den Bäumen hatten wir einen schattigen und leicht windigen Stellplatz. Insbesondere die Brise Wind tat beim karibischen Klima sehr gut!

Zunächst musste der Papierkram für die Verschiffung nach Colón geklärt hatten. Wir hatten die Fährfahrt über Martin McGowan von overlandsphere.com gebucht, ebenfalls ein Langzeitreisender, der die notwendige Kopien an FerryXpress bereits weitergeleitet hatte. Dennoch mussten wir noch einmal persönlich zur Agentur Rozogroup, wo unser mitgebrachter Stapel Kopien sortiert und getackert wurde… Keine Ahnung, wozu das nötig war. Wahrscheinlich wollen sie verhindern, dass am Abfahrtermin die Leute ohne vollständige Dokumente am Hafen stehen.

Die nächsten zweieinhalb Tage hatten wir „frei“. Nach der intensiven Reise durch Kolumbien tat es gut, mal nichts oder zumindest wenig zu machen. Wir schlenderten durch die sehr schöne Stadt und genossen die gastronomische Infrastruktur einer Touristen- und Kreuzfahrerhochburg. Endlich mal wieder gute Restaurants! Sehr empfehlenswert fanden wir Oh Là Là und die Sushi-Bar tabetoi. Nicht zu vergessen einen guten Milchkaffee für Antonia und Espresso für Axel bei Juan Valdéz. Die Kaffeekette findet man in allen kolumbianischen Großstädten. Die 130.000 Kaffeebauern des Landes sind in der Federación Nacional de Cafeteros de Colombia organisiert und vermarkten ihren Kaffee unter dem Namen Café de Colombia, immer ist im Logo dabei der Bauer Juan Valdéz und seine Eselin Conchita abgebildet.

Am Dienstag stießen wir bei einem unserer Stadtbummel auf Simon und sein Fahrzeug. Wir wollten erst unseren Augen nicht trauen, als wir drei schöne MGs mit australischem Kennzeichen und „Panamerican Highway 2015“-Aufkleber in der Straße stehen sahen. Wie sich dann im Gespräch mit Simon herausstellte, bereist der australische MG Classic Car Club mit sieben schönen MGs, Baujahr 1969, ebenfalls die Strecke.

Cartagena war für uns ein schöner Abschluss für einen tollen Kontintent und ein wundervolles Land. Wir sagen ciao und nicht adiós, denn eins ist sicher: wir kommen definitiv noch einmal wieder!

Fahren, fahren, fahren… und ein erfrischendes BLUBB!

Kilometerstand
Anfang: Zipaquirá (Kolumbien): 22.706 km
Ankunft: Cartagena (Kolumbien): 23.775 km
Gesamtetappe: 1.069 km

Die nächsten beiden Tage waren lang und langweilig: Fahrtage. Reine Fahrtage sind bei uns sehr selten, aber unser Ziel an der karibische Küste lag 1000 km entfernt und unser Fährticket für den kommenden Dienstag war bereits gebucht.

Am ersten Abend hatten wir einen tollen Stellplatz in einer Club- und Ferienanlage: grüne Wiese, rauschender Bach und weit und breit kein Mensch. Die zweite Nacht verbrachten wir in Puebloviejo an der Tankstelle zwecks mangelnder Alternative und hatten etwas Pech: 30°C im MePa und kein Windhauch, dafür freitagabendliche Bass- und Partybeschallung und am nächsten Morgen lauter Straßenverkehr… Dazu ein bettelnder Junge, der lange um’s Auto schlich. Also Frühstück verschieben und weiterfahren.

50 km vor Cartagena legten wir einen Zwischenstopp ein und besichtigten den Schlammvulkan von Totuma. Naja, wohl eher ein Vulkänchen: 20 m hoch, der Krater mit einem Durchmesser von ca. 3 x 4 m, aber angeblich 2.300 m tief. In Badekleidung kletterten wir die Treppen hinauf und stiegen dann in das erstaunlich kühle Schlammbad. Welche Wohltat nach der Nacht! Zunächst wurde Antonia „eingeparkt“, d.h. auf den Rücken gelegt, und massiert. Dann war Axel dran. Ähnlich wie in einem sehr salzhaltigen Gewässer ist Schwimmen oder gar Untertauchen nicht nötig und auch nicht möglich, man treibt immer nach oben. Der Schlamm war feinkörnig, sehr angenehm, und blubberte manchmal. Duschen gab es anschließend keine, dafür Frauen, die uns im See mit Eimern Wasser über den Kopf schütteten und uns mit den Händen wuschen, um den durchaus hartnäckig am Körper klebenden Schlamm wieder loszuwerden. Es war definitiv ein tolles Erlebnis!

Einfach unterirdisch – die Salzkathedrale von Zipaquirá

Kilometerstand
Anfang: Bogotá (Kolumbien): 22.655 km
Ankunft: Zipaquirá (Kolumbien): 22.706 km
Gesamtetappe: 51 km

Wir verließen Bogotá in Richtung Norden – nicht ohne vorher noch einen „kurzen“ Stopp an einer Mall eingelegt zu haben und unsere Starbucks-Tassensammlung um ein weiteres sehr schönes Exemplar ergänzt zu haben 😀 . Dann machten wir uns wirklich auf den Weg und waren immer noch beeindruckt, wie vielspurig eine Straße sein kann und wie riesig Bogotá ist.

Es ging nach Norden bis Zipaquirá, eine Stadt, die für ihre Salzmine bekannt ist. Wir wollten uns die Salzkathedrale anschauen, die in den Salzsstollen gebaut wurde. Sie ist die größte ihrer Art weltweit: auf einer Fläche von 8.500 m2 und unter Einsatz von 80 Tonnen Sprengstoff wurden 250.000 t Gestein und Salz in den 1990er Jahren aus dem Berg geholt.

Man läuft von der Seite in den Berg hinein und kommt zunächst zum Kreuzweg. Dieser ist sehr beeindruckend, weil er vollkommen schlicht und topmodern gestaltet ist. Jede Station besteht aus einem Salzkreuz, das unterschiedlich angeordnet ist und in eine jeweils immer tiefer führende Kammer ragt. Dann erreicht man die eigentliche Kirche, die aus drei großen Schiffen besteht. Auch wenn die Ausmaße gigantisch sind und Lichtinstallationen vorhanden sind, wirkt die Kirche erstaunlich dunkel. Das Salz wirkt dunkelgrau und viel weniger weiß und sauber als wir uns das vorgestellt hatten.

Super Stellplatz!Auf dem Minengelände durften wir nicht übernachten. Daher fragten wir den Pförtner bei der Ausfahrt, der uns auf den Parkplatz des Museo Arquéologico verwies. Dieser lag direkt unter dem Gelände, und der sehr sympathische Pförtner versprach mehrfach, gut auf uns aufzupassen. Kurze Zeit später, wir hatten gerade begonnen, für das Abendessen zu kochen, kam die Polizei mit zwei Fahrzeugen und Blaulicht. Huch, was war hier los? Die Beamten warfen einen kurzen Blick auf unser Kennzeichen, gingen dann weiter und sammelten die Jugendlichen ein, die wohl beim Sprayen erwischt worden waren. Danach hatten (zumindest wir) eine sehr ruhige und entspannte Nacht.

 

Bogotá – Die Hauptstadt Kolumbiens

Kilometerstand
Anfang: Reserva Natural Cañon de Río Claro (Kolumbien): 22.384 km
Ankunft: Bogotá (Kolumbien): 22.655 km
Etappe: 271 km

Wir machten uns wieder auf den Weg und wollten die kolumbianische Hauptstadt erreichen. Mit 6,8 Mio. Einwohnern im eigentlichen Stadtgebiet eine andere Hausnummer als Medellín! Als wir die Stadt erreichten, änderte sich der Fahrstil der sonst so entspannten Kolumbianer: es wurde gedrängelt und gehupt. Neben dem Portal 80, einer riesigen Mall, konnten wir das MePa parken und dort auch übernachten.

Zum Glück fährt der Transmilenio, das Schnellbussystem Bogotás, direkt von der Mall ab. Wie das System aus Buchstaben und Zahlen letztlich funktioniert, war für uns während der zwei Tage ziemlich undurchsichtig. Die Kombination aus Buchstaben und Zahlen der entsprechenden Linie gibt „angeblich“ Auskunft über die Route und die Haltestellen an denen auch gehalten wird. Immer dann, wenn wir dachten, wir hätten es ansatzweise verstanden, hielt der Bus dann doch nicht… aber scheinbar hat auch der ein oder andere Kolumbianer seine Schwierigkeiten. Lange Rede, in ca. 30 Minuten die 15 km in das Stadtzentrum zurückzulegen ist sehr schnell und angenehm. Alle anderen stehen nämlich im Stau, während die Transmileniobusse ihre eigenen Fahrspuren haben.

In Bogotá standen für uns der Cerro Monserrate mit traumhaftem Ausblick auf die Savanne Bogotá, ein Stadtbummel, die nicht sonderlich schöne Plaza Bolivar und das sehr empfehlenswerte Museo del Oro auf dem Touri-Sightseeing-Programm. Ähnlich wie in Medellín fanden wir die Stadt zwar sehr laut und chaotisch, aber sehr authentisch und so gut wie unberührt vom Tourismus – scheinbar gehört auch diese Metropole im Zentrum noch immer den Kolumbianern und nicht den einfallenden Touristenmassen.

Der Berg ruft! Und der Fluss auch!

Kilometerstand
Anfang: Medellín (Kolumbien): 22.174 km
Ankunft: Reserva Natural Cañon de Río Claro (Kolumbien): 22.384 km
Etappe: 210 km

Nach Medellín war das nächste Ziel der Embolse del Peñol: ein künstlich angelegter Stausee mit einem Zuckerhut, der ein wenig an den in Río de Janeiro erinnert. Wir stiegen die 750 Stufen hinauf und wurden mit einem traumhaften Blick auf die Seenlandschaft belohnt. Und selbst das etwas diesige Wetter tat unserer Stimmung keinen Abbruch.

Wunderschöner Stausee!

Zurück auf dem Parkplatz war das MePa – ähnlich wie in Medellín vor dem Blacksheep Hostel – wieder der bunte Hund. Den Menschen schien sofort das fremde Kennzeichen aufzufallen, viele kamen um hallo zu sagen oder mal einen Blick in das Auto zu werfen – alle waren nett und aufgeschlossen. Und wir bekamen noch einige Tipps, was wir unbedingt in Kolumbien besichtigen müssten. Eine kolumbianische Empfehlung steuerten wir dann nachmittags auch direkt an: das Reserva Natural Cañon de Río Claro. Einerseits liegt das private Reservat auf gut der Hälfte der Strecke zwischen Medellín und Bogotá und bietet sich daher als perfekter Übernachtungsort an, andererseits ist es wirklich sehr schön dort. Am nächsten Morgen wanderten wir den Fluss entlang. Im Flussbett und am Rand lagen helle Marmorblöcke, große blau-schimmernde Schmetterlinge schwirrten umher und es gab viele Möglichkeiten, im kühlen Flusswasser zu schwimmen. Wir blieben nur eine Nacht, hätten es dort aber sicherlich auch deutlich länger aushalten können: Klettern, Canopy, Rafting, etc. gehören zum Angebot des privaten Reservats.

Kurz bevor wir aufbrachen, füllten wir auf dem Campingplatz noch einmal unser Wasser auf, als uns eine junge Frau auf Spanisch ansprach und fragte, wo wir her kommen. „Somos de Alemania!“ antwortete Axel. „Aus Deutschland! Das ist ja verrückt“, kam im fließenden Deutsch zurück. Wie sich rausstellte, hatte sie in Berlin studiert!