Blühende Kakteen und schneebedeckte Gipfel der Sechstausender

Kilometerstand
Anfang:  Pativilca (Peru): 16.430 km
Ankunft: Laguna Parón (Peru): 16.748 km
Gesamtetappe: 318 km

Es zog uns wieder in die Berge. Von einer traumhaften Landschaft im Nationalpark Huascarán hatten Rachel und George geschwärmt, zwei US-Amerikaner die wir in Lima kennengelernt hatten und die mit ihrem Camper in Richtung Feuerland reisen. Also verließen wir kurz hinter Pativilca wieder einmal die Panamericana in Richtung Osten und fuhren vorbei an Mais-, Zuckerrohr- und Pfefferfeldern. In den kleinen Ortschaften reihte sich Wassermelonenverkaufsstand an Wassermelonenverkaufsstand und das MePa zog sich entspannt den Conococha-Pass auf 4100 m hinauf. Oben angekommen konnten wir die Laguna Conococha erblicken, aus der der Rio Santa entspringt – ein Fluss, der wir bis zum Delta in Santa verfolgen würden. Wir hatten den Callejón de Huaylas (das Huaylas-Tal) erreicht. Dieser liegt entlang entlang des Rio Santa zwischen der östlich liegenden Cordillera Blanca mit ihren schnee- und eisbedeckten Gipfeln und der westlich liegenden Cordillera Negra. Ja, und wieder einmal waren wir von der Schönheit der Anden sehr beeindruckt!

Camping Guadeloupe in CarazUnser Ziel war das kleine Örtchen Caraz, wo wir auf dem Campingplatz freudestrahlend von Jaime begrüßt wurden, dem Campingplatzbesitzer. Jaime hat genau verstanden, was das europäische Camperherz höher schlagen lässt, und im letzten Frühsommer neben seinem Bauernhof einen kleinen Camping mit drei bis vier Stellplätzen errichtet. Dusche und Klo waren blitzeblank und bei strömendem Regen ließ er sich nicht davon abhalten, für unser Stromkabel zum Schutz vor dem Regen eine Pyramide aus Plastiktischen zu bauen. Kurz und gut, er hätte uns jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Am nächsten Morgen nach herzlicher Verabschiedung und ausführlicher Fotodokumentation seinerseits – klar, er muss ja seinen Internetauftritt bei Facebook pflegen! – machten wir uns auf den Weg zum Nationalpark Huascarán. Da wussten wir noch nicht, wie schnell wir uns wiedersehen würden 😉 !

Für die 30 km zur Laguna Parón im Nationalpark sollte man etwa zwei Stunden brauchen. Na, das kann ja was geben, aber unser Amigo Jaime hatte mehrfach betont, dass unser Auto für die Straße geeignet sei. Gut gelaunt brachen wir auf. Kaum hatten wir Caraz verlassen, hörte die Asphaltstraße auf. Jetzt folgte Serpentine um Serpentine und wir zogen uns Höhenmeter um Höhenmeter (weitere 2000 m insgesamt) hinauf – dank Wackersteinen und Schlaglöchern überwiegend im ersten Gang. Die Landschaft änderte sich, unten in Caraz hatten wir noch viele blühende Kakteen und Engelstrompeten gesehen, nun fuhren wir vorbei an Maisfeldern und durch sehr kleine Ortschaften, die aus nur zwei oder drei Lehmhütten bestanden. Am Wegesrand waren viele Hühner, Schweine und Esel und man sah Quechua-Frauen auf dem Feld arbeiten, Wäsche waschen oder vor dem Haus sitzen. Auf uns wirkten die Menschen, insbesondere die Frauen, sehr distanziert, fast etwas ablehnend wie sie ihre Kinder versuchten hinter ihrem Rücken zu verstecken.

Nach der Hälfte der Strecke passierten wir den Eingang des Nationalparks und nach weiteren 16 km erreichten wir die wunderschöne türkisfarbene Laguna Parón. Wir überlegten gerade, wo wir uns für die Nacht hinstellen sollen, als plötzlich beim Rückwärtssetzen das rechte Hinterrad wegsackte. Na super, das Rad war durch eine alte Brücke eingebrochen und hing fest. Vielleicht hat der Ranger ja eine Winde, hofften wir, und könne uns damit wieder herausziehen. Nein, hatte er nicht, jedoch packte Julio, der 63jährige Ranger, kräftig mit an und half das Loch mit dicken Steinen von unten zu untermauern. Zwei einhalb Stunden später in strömenden Regen war das Auto endlich wieder befreit und wir parkten direkt vor dem Refugio. Weil es draußen weiterhin schüttete, war an Wandern nicht mehr zu denken. Anstelle dessen verbrachten wir einen richtig schönen Nachmittag und Abend mit Julio im Refugio, der sich über den Besuch freute und sehr interessiert war. Er fragte, was wir so machen. Wir zeigten Fotos (danke Eva und Martin für den Tipp!) und aßen schließlich gemeinsam zu Abend. Es gab „deutsches Campingessen“ Nudeln mit Tomatensauce.

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