Auf ins Dschungelcamp ;-)

Wir wollten Amazonien, also das Gebiet des Oriente, und den dortigen Regenwald erkunden. Schnell war klar, dass wir dies nicht selbstständig machen könnten, sondern an einer organisierten Tour teilnehmen würden. Und ebenfalls schnell hatten wir uns auf den Sekundärregenwald verständig. Für den Primärregenwald muss man mindestens vier Tage kalkulieren, von denen man die Hälfte der Zeit zur Hin- und Rückfahrt in einem Bus verbringt, weil die Entfernungen sehr groß sind.

Unser Ausgangspunkt sollte Baños sein, eigentlich ein Marienwallfahrtsort, in der die „Jungfrau des heiligen Wassers“ verehrt wird. Daneben gibt es eine wunderschöne Landschaft, Thermalquellen und ein sehr angenehmes Klima – also durchaus ein Ort, an dem man es aushalten kann 🙂 ! Darüber hinaus ist Baños auch für seine Zuckerstangen und -bonbons Alfeñique bekannt, Süßigkeiten die noch ganz traditionell über einen Ast gezogen werden.

Unsere zweitägige Tour haben wir bei Geotours gebucht, weil diese im Reiseführer und im Internet wie z.B. bei TripAdvisor sehr gut abschnitten. Am ersten Tag bestand die bunt zusammengewürfelte Gruppe aus neun Teilnehmern, zwei Schweizern, fünf US-Amerikanern und uns beiden. Nachdem endlich alle Teilnehmer eingesammelt waren, fuhren wir zunächst nach Puyo. Die Strecke war sehr schön und wir konnten zwei tolle Wasserfälle bewundern. In Puyo stieg unser Guide hinzu, der auf den Namen Pollo (=Huhn) hörte – oder wie auch immer er sich schreibt – und damit kokettierte.

15 m WasserfallGegen Mittag erreichten wir den Ausgangspunkt für die erste Wanderung. Mit Badekleidung und Gummistiefeln ausgerüstet konnten wir starten. Zunächst jedoch rupfte Pollo an einer Pflanze, öffnete das Blatt und zeigte krabbelnde Ameisen und Eier. Wer will probieren? Naja, zum Glück blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken, sonst hätten wir uns anders entschieden. Tatsächlich schmeckten die Tierchen nach Limette, mehr aber auch nicht. Nachdem wir diesen ein bisschen Klischee-bedienenden Programmpunkt 😉 abharken konnten, begannen wir die eigentlich Wanderung, die quer durch den Regenwald führte: wir wateten durch Bäche und versuchten im Matsch nicht auszurutschen. Zwischendurch erklärte Pollo Pflanzen und Tiere, ließ uns Termiten probieren (diesmal Minze!) und bastelte fröhlich Kopfschmuck und sonstiges aus Urwaldpflanzen – damit auch jeder etwas mit nach Hause nehmen kann! Wir erreichten unser Ziel, den Wasserfall mit dem schönen Namen Holà Vida! Axel traute sich als erster ins Wasser und war von der Wucht des von oben strömenden Wassers sehr beeindruckt. Der Rückweg zum Auto war befestigt und deutlich kürzer.

Nach dem Mittagessen folgte weiteres „obligatorisches“ Dschungel-Programm: Lianen-Riesenschaukel über dem Aussichtspunkt, Kanufahren, ein „Ureinwohner-Dorf“ besichtigen und Riesenfische bestaunen, die in den Flüssen ausgewildert werden sollen.

Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit trennte sich die Gruppe. Die beiden Schweizer und wir liefen mit Pollo zu unserer Übernachtungsstelle, die anderen kehrten zurück nach Baños. In einer kleinen Lodge sollten wir direkt am Flussufer übernachten. Nothing fancy, so hatte sich der Mitarbeiter von Geotours am Vortag ausgedrückt… Naja, das war mal schön untertrieben – spartanischer ging es nicht… Eine andere Gruppe mit 20 Teilnehmern war ebenfalls anwesend. Nach dem Abendessen starteten wir zur Nachtwanderung. Inzwischen war es stockdunkel geworden. Der funkelnde Sternenhimmel und die Geräuschkulisse mit dem lauten Zirpen der Grashüpfer waren sehr schön. Die Kunst bei der Nachtwanderung lag darin, auf dem total matschig-patschigen Untergrund nicht auszurutschen. Bis auf Glühwürmchen und kleine floreszierende Hölzer konnten wir nicht viel entdecken, das Waten durch Knie- bzw. für Antonia eher Oberschenkel-hohes Gewässer machte jedoch ziemlich Spaß.

Am nächsten Morgen brachen wir zu einer deutlich längeren Wanderung auf. Wieder gab es eine Menge Pflanzen und Vögel zu entdecken. Wir liefen querfeldein ein und folgten Pollo auf einem schmalen und sehr matschigen Pfad so gut es mit den Gummistiefeln eben ging. Die letzten Meter bis zu unserem Ziel wateten wir wieder entlang des Baches, das Wasser reichte bis zum Becken. Dann legten wir den Rucksack vorsichtig auf einen Baumstamm, zogen unsere – nicht mehr wirklich trockene Kleidung aus – und schwommen weitere 50 Meter bis wir den Wasserfall erreichten. An einer seitlichen Stelle konnte man auf den Felsen klettern, bis hinter den Wasserfall laufen und dann hindurch springen – super!! Und das allerbeste, während am Vortag die Gruppen scheinbar zeitlich getaktet den Wasserfall besichtigten, waren wir fünf ganz alleine.

Der Rückweg war zum Glück kürzer, Gummistiefel sind halt keine Wanderstiefel und nach insgesamt fünf Stunden hatten sie ziemlich gescheuert. Am Nachmittag besuchten wir noch einen kleinen Zoo oder Auffanglager für Tiere, wie er offiziell heißt. Dort gab es unterschiedliche Affen, Schildkröten und Schlangen zu sehen, also Tiere, die wir live nicht vor die Augen bekommen hatten. Zum Glück waren die Gehege deutlich größer als erwartet.

Abends zurück in Baños ergab sich am Markt eine Gelegenheit, gegrilltes cuy also Meerschweinchen zu probieren. Wir bestellten beide eine Portion, also ein Viertel Meerschweinchen. Erinnerte geschmacklich ein bisschen an Kaninchen, war aber ziemlich viel Fummelei für nur sehr wenig Fleisch. Zu Hause braucht sich also niemand Sorgen zu machen – bei uns wird kein cuy auf dem Grill landen 😉 !

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